hinein begeben, unterdessen doch sonst schon so viel Mittel haben, daß sie sich erhalten und da- von leben könte.
§. 39. Es ist allerdings nicht zu approbiren, daß nach der Reformation Lutheri in den Evan- gelischen Lutherischen Landen mit den Stifftern und Klöstern eine allzustarcke Reforme vorge- gangen, indem dieselben fast alle secularisiret und zum weltlichen Gebrauch angewendet worden. Man hätte billig einige Clöster und Stiffter so wohl vor Personen weibliches als männliches Geschlechts beybehalten sollen, zwar nicht nach der Papistischen Methode, da man nur faule Leu- te, die in der Welt nichts arbeiten, aus Gewohn- heit alle Tage in die Kirche lauffen, und daselbst ohne Andacht etwas herplappern und hersingen, und doch darbey gut essen und trincken wollen, in die Clöster nimmt, und sie zu solchen Gelüb- ten, die sie zum Theil nicht halten wollen noch halten können, obligiren will, sondern mit einem andern Temperament, dadurch die Ehre GOttes und die Wohlfahrt der Republic besser befördert werden könte. Wie löblich wäre es doch, wenn man solche Clöster oder Stiffter in denen Evan- gelischen Lutherischen Landen vor Adliche Manns- Personen hätte, darein man diejenigen, die nicht Lust zum Kriege hätten, sich in Studiis und Wissen- schafften gerne signalisiren wolten, und darbey
eines
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hinein begeben, unterdeſſen doch ſonſt ſchon ſo viel Mittel haben, daß ſie ſich erhalten und da- von leben koͤnte.
§. 39. Es iſt allerdings nicht zu approbiren, daß nach der Reformation Lutheri in den Evan- geliſchen Lutheriſchen Landen mit den Stifftern und Kloͤſtern eine allzuſtarcke Reforme vorge- gangen, indem dieſelben faſt alle ſeculariſiret und zum weltlichen Gebrauch angewendet worden. Man haͤtte billig einige Cloͤſter und Stiffter ſo wohl vor Perſonen weibliches als maͤnnliches Geſchlechts beybehalten ſollen, zwar nicht nach der Papiſtiſchen Methode, da man nur faule Leu- te, die in der Welt nichts arbeiten, aus Gewohn- heit alle Tage in die Kirche lauffen, und daſelbſt ohne Andacht etwas herplappern und herſingen, und doch darbey gut eſſen und trincken wollen, in die Cloͤſter nimmt, und ſie zu ſolchen Geluͤb- ten, die ſie zum Theil nicht halten wollen noch halten koͤnnen, obligiren will, ſondern mit einem andern Temperament, dadurch die Ehre GOttes und die Wohlfahrt der Republic beſſer befoͤrdert werden koͤnte. Wie loͤblich waͤre es doch, wenn man ſolche Cloͤſter oder Stiffter in denen Evan- geliſchen Lutheriſchen Landen vor Adliche Manns- Perſonen haͤtte, darein man diejenigen, die nicht Luſt zum Kriege haͤtten, ſich in Studiis und Wiſſen- ſchafften gerne ſignaliſiren wolten, und darbey
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[1345/1365]
hinein begeben, unterdeſſen doch ſonſt ſchon ſo
viel Mittel haben, daß ſie ſich erhalten und da-
von leben koͤnte.
§. 39. Es iſt allerdings nicht zu approbiren,
daß nach der Reformation Lutheri in den Evan-
geliſchen Lutheriſchen Landen mit den Stifftern
und Kloͤſtern eine allzuſtarcke Reforme vorge-
gangen, indem dieſelben faſt alle ſeculariſiret und
zum weltlichen Gebrauch angewendet worden.
Man haͤtte billig einige Cloͤſter und Stiffter ſo
wohl vor Perſonen weibliches als maͤnnliches
Geſchlechts beybehalten ſollen, zwar nicht nach
der Papiſtiſchen Methode, da man nur faule Leu-
te, die in der Welt nichts arbeiten, aus Gewohn-
heit alle Tage in die Kirche lauffen, und daſelbſt
ohne Andacht etwas herplappern und herſingen,
und doch darbey gut eſſen und trincken wollen,
in die Cloͤſter nimmt, und ſie zu ſolchen Geluͤb-
ten, die ſie zum Theil nicht halten wollen noch
halten koͤnnen, obligiren will, ſondern mit einem
andern Temperament, dadurch die Ehre GOttes
und die Wohlfahrt der Republic beſſer befoͤrdert
werden koͤnte. Wie loͤblich waͤre es doch, wenn
man ſolche Cloͤſter oder Stiffter in denen Evan-
geliſchen Lutheriſchen Landen vor Adliche Manns-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1365>, abgerufen am 23.11.2024.
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