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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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in diese Casse erlegen, auch müste von der Be-
soldung, von Capitalien nach hundert oder tau-
senden eine gewisse Rata bezahlet werden, u. s. w.
Worzu noch gar viel andere Wege ausfündig
zu machen wären. Christl. und vernünfftige
von Adel würden sich eines solchen Beytrags im
geringsten nicht weigern, weil sie wohl wissen,
daß es unserm Herrn GOtt ein leichtes sey, aus
Armen reich und aus Reich arm zu machen und
also, wenn GOtt ihnen oder den Jhrigen der-
gleichen Fatalitäten zuschickte, so hätten sie sich
dieser Assistenz hernach auch zugetrösten. Die
aber hierzu morös und unwillig wären, könten
schon durch Landes herrliche Autorität gezwun-
gen werden.

§. 36. Es wäre aber gar wohl zu consideriren,
wenn einige Beneficia aus dergleichen Casse aus-
gezahlet würden, und möglichste Sorge zu tragen,
daß niemand von Adlichen Geschlechte, es sey
Manns- oder Weibs-Personen etwas bekäme,
als der dessen würdig und bedürfftig wäre.
Hieraus wären alten Personen beyderley Ge-
schlechts, die sich auf keinerley Art in der Welt
etwas verdienen könten, und gleichwohl nichts zu
leben hätten, Pensionen auszutheilen, damit die
Landes-Fürsten aus ihren Renth-Cammern die-
selben nicht erhalten dürfften. Stipendia vor
Christliche, tugendhaffte und fleißige junge von

Adel,



in dieſe Caſſe erlegen, auch muͤſte von der Be-
ſoldung, von Capitalien nach hundert oder tau-
ſenden eine gewiſſe Rata bezahlet werden, u. ſ. w.
Worzu noch gar viel andere Wege ausfuͤndig
zu machen waͤren. Chriſtl. und vernuͤnfftige
von Adel wuͤrden ſich eines ſolchen Beytrags im
geringſten nicht weigern, weil ſie wohl wiſſen,
daß es unſerm Herrn GOtt ein leichtes ſey, aus
Armen reich und aus Reich arm zu machen und
alſo, wenn GOtt ihnen oder den Jhrigen der-
gleichen Fatalitaͤten zuſchickte, ſo haͤtten ſie ſich
dieſer Aſſiſtenz hernach auch zugetroͤſten. Die
aber hierzu moroͤs und unwillig waͤren, koͤnten
ſchon durch Landes herrliche Autoritaͤt gezwun-
gen werden.

§. 36. Es waͤre aber gar wohl zu conſideriren,
wenn einige Beneficia aus dergleichen Caſſe aus-
gezahlet wuͤrden, und moͤglichſte Sorge zu tragen,
daß niemand von Adlichen Geſchlechte, es ſey
Manns- oder Weibs-Perſonen etwas bekaͤme,
als der deſſen wuͤrdig und beduͤrfftig waͤre.
Hieraus waͤren alten Perſonen beyderley Ge-
ſchlechts, die ſich auf keinerley Art in der Welt
etwas verdienen koͤnten, und gleichwohl nichts zu
leben haͤtten, Penſionen auszutheilen, damit die
Landes-Fuͤrſten aus ihren Renth-Cammern die-
ſelben nicht erhalten duͤrfften. Stipendia vor
Chriſtliche, tugendhaffte und fleißige junge von

Adel,
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[1341/1361] in dieſe Caſſe erlegen, auch muͤſte von der Be- ſoldung, von Capitalien nach hundert oder tau- ſenden eine gewiſſe Rata bezahlet werden, u. ſ. w. Worzu noch gar viel andere Wege ausfuͤndig zu machen waͤren. Chriſtl. und vernuͤnfftige von Adel wuͤrden ſich eines ſolchen Beytrags im geringſten nicht weigern, weil ſie wohl wiſſen, daß es unſerm Herrn GOtt ein leichtes ſey, aus Armen reich und aus Reich arm zu machen und alſo, wenn GOtt ihnen oder den Jhrigen der- gleichen Fatalitaͤten zuſchickte, ſo haͤtten ſie ſich dieſer Aſſiſtenz hernach auch zugetroͤſten. Die aber hierzu moroͤs und unwillig waͤren, koͤnten ſchon durch Landes herrliche Autoritaͤt gezwun- gen werden. §. 36. Es waͤre aber gar wohl zu conſideriren, wenn einige Beneficia aus dergleichen Caſſe aus- gezahlet wuͤrden, und moͤglichſte Sorge zu tragen, daß niemand von Adlichen Geſchlechte, es ſey Manns- oder Weibs-Perſonen etwas bekaͤme, als der deſſen wuͤrdig und beduͤrfftig waͤre. Hieraus waͤren alten Perſonen beyderley Ge- ſchlechts, die ſich auf keinerley Art in der Welt etwas verdienen koͤnten, und gleichwohl nichts zu leben haͤtten, Penſionen auszutheilen, damit die Landes-Fuͤrſten aus ihren Renth-Cammern die- ſelben nicht erhalten duͤrfften. Stipendia vor Chriſtliche, tugendhaffte und fleißige junge von Adel,

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1361>, abgerufen am 18.06.2024.