Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



gewisse fonds ausfündig machen, daß ein ied-
weder Ort, nach Proportion der Leute, denjeni-
gen Weibes-Personen, die von ehrlicher Ge-
burth, honneten und reputirlichen Herkom-
mens, und eines tugendhafften und Christlichen
Lebens Wandels wären, etwas zu ihrer doti-
rung contribuirten. Zum andern solten die-
jenigen, die GOtt vor andern mit zeitlichen
Gütern gesegnet, einige Capitalia zu solchem
löblichen Wercke anwenden. Zum dritten kön-
ten auch Privat-Personen zusammen treten, eine
gewisse Societät dieserhalb unter sich aufrich-
ten, und unter Direction des Magistrats ein
solch Reglement machen, daß denjenigen, die
von der Societät wären, bey ihrer Heyrath et-
was gewisses zur dotirung ausgezahlet würde,
wie dergleichen Jungfern-Societät in Grimma
reguliret ist.

§. 34. Wenn ich diejenigen Veranstal-
tungen, die in Ansehung des Armuths hier und
da gemacht sind, ein wenig bey mir überdencke,
so finde ich, daß es nirgends übler bestellet ist,
denn in Ansehung der Adelichen Personen. Die-
se sind vor allen den übrigen, wenn sie durch al-
lerhand Unglücks-Fälle um das Jhrige kom-
men, am schlechtesten versorgt. Gleichwie nun
aber diese vor denen von bürgerlichen Stan-
de desto unglücklicher, weil sie nicht mit so guter

Manier



gewiſſe fonds ausfuͤndig machen, daß ein ied-
weder Ort, nach Proportion der Leute, denjeni-
gen Weibes-Perſonen, die von ehrlicher Ge-
burth, honneten und reputirlichen Herkom-
mens, und eines tugendhafften und Chriſtlichen
Lebens Wandels waͤren, etwas zu ihrer doti-
rung contribuirten. Zum andern ſolten die-
jenigen, die GOtt vor andern mit zeitlichen
Guͤtern geſegnet, einige Capitalia zu ſolchem
loͤblichen Wercke anwenden. Zum dritten koͤn-
ten auch Privat-Perſonen zuſammen treten, eine
gewiſſe Societaͤt dieſerhalb unter ſich aufrich-
ten, und unter Direction des Magiſtrats ein
ſolch Reglement machen, daß denjenigen, die
von der Societaͤt waͤren, bey ihrer Heyrath et-
was gewiſſes zur dotirung ausgezahlet wuͤrde,
wie dergleichen Jungfern-Societaͤt in Grimma
reguliret iſt.

§. 34. Wenn ich diejenigen Veranſtal-
tungen, die in Anſehung des Armuths hier und
da gemacht ſind, ein wenig bey mir uͤberdencke,
ſo finde ich, daß es nirgends uͤbler beſtellet iſt,
denn in Anſehung der Adelichen Perſonen. Die-
ſe ſind vor allen den uͤbrigen, wenn ſie durch al-
lerhand Ungluͤcks-Faͤlle um das Jhrige kom-
men, am ſchlechteſten verſorgt. Gleichwie nun
aber dieſe vor denen von buͤrgerlichen Stan-
de deſto ungluͤcklicher, weil ſie nicht mit ſo guter

Manier
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1359" n="1339"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">fonds</hi> ausfu&#x0364;ndig machen, daß ein ied-<lb/>
weder Ort, nach <hi rendition="#aq">Proportion</hi> der Leute, denjeni-<lb/>
gen Weibes-Per&#x017F;onen, die von ehrlicher Ge-<lb/>
burth, <hi rendition="#aq">honnet</hi>en und <hi rendition="#aq">reputi</hi>rlichen Herkom-<lb/>
mens, und eines tugendhafften und Chri&#x017F;tlichen<lb/>
Lebens Wandels wa&#x0364;ren, etwas zu ihrer <hi rendition="#aq">doti-</hi><lb/>
rung <hi rendition="#aq">contribui</hi>rten. Zum andern &#x017F;olten die-<lb/>
jenigen, die GOtt vor andern mit zeitlichen<lb/>
Gu&#x0364;tern ge&#x017F;egnet, einige <hi rendition="#aq">Capitalia</hi> zu &#x017F;olchem<lb/>
lo&#x0364;blichen Wercke anwenden. Zum dritten ko&#x0364;n-<lb/>
ten auch Privat-Per&#x017F;onen zu&#x017F;ammen treten, eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Socie</hi>ta&#x0364;t die&#x017F;erhalb unter &#x017F;ich aufrich-<lb/>
ten, und unter <hi rendition="#aq">Direction</hi> des <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;trats</hi> ein<lb/>
&#x017F;olch <hi rendition="#aq">Reglement</hi> machen, daß denjenigen, die<lb/>
von der <hi rendition="#aq">Socie</hi>ta&#x0364;t wa&#x0364;ren, bey ihrer Heyrath et-<lb/>
was gewi&#x017F;&#x017F;es zur <hi rendition="#aq">doti</hi>rung ausgezahlet wu&#x0364;rde,<lb/>
wie dergleichen Jungfern-<hi rendition="#aq">Socie</hi>ta&#x0364;t in Grimma<lb/><hi rendition="#aq">reguli</hi>ret i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>§. 34. Wenn ich diejenigen Veran&#x017F;tal-<lb/>
tungen, die in An&#x017F;ehung des Armuths hier und<lb/>
da gemacht &#x017F;ind, ein wenig bey mir u&#x0364;berdencke,<lb/>
&#x017F;o finde ich, daß es nirgends u&#x0364;bler be&#x017F;tellet i&#x017F;t,<lb/>
denn in An&#x017F;ehung der Adelichen Per&#x017F;onen. Die-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;ind vor allen den u&#x0364;brigen, wenn &#x017F;ie durch al-<lb/>
lerhand Unglu&#x0364;cks-Fa&#x0364;lle um das Jhrige kom-<lb/>
men, am &#x017F;chlechte&#x017F;ten ver&#x017F;orgt. Gleichwie nun<lb/>
aber die&#x017F;e vor denen von bu&#x0364;rgerlichen Stan-<lb/>
de de&#x017F;to unglu&#x0364;cklicher, weil &#x017F;ie nicht mit &#x017F;o guter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Manier</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1339/1359] gewiſſe fonds ausfuͤndig machen, daß ein ied- weder Ort, nach Proportion der Leute, denjeni- gen Weibes-Perſonen, die von ehrlicher Ge- burth, honneten und reputirlichen Herkom- mens, und eines tugendhafften und Chriſtlichen Lebens Wandels waͤren, etwas zu ihrer doti- rung contribuirten. Zum andern ſolten die- jenigen, die GOtt vor andern mit zeitlichen Guͤtern geſegnet, einige Capitalia zu ſolchem loͤblichen Wercke anwenden. Zum dritten koͤn- ten auch Privat-Perſonen zuſammen treten, eine gewiſſe Societaͤt dieſerhalb unter ſich aufrich- ten, und unter Direction des Magiſtrats ein ſolch Reglement machen, daß denjenigen, die von der Societaͤt waͤren, bey ihrer Heyrath et- was gewiſſes zur dotirung ausgezahlet wuͤrde, wie dergleichen Jungfern-Societaͤt in Grimma reguliret iſt. §. 34. Wenn ich diejenigen Veranſtal- tungen, die in Anſehung des Armuths hier und da gemacht ſind, ein wenig bey mir uͤberdencke, ſo finde ich, daß es nirgends uͤbler beſtellet iſt, denn in Anſehung der Adelichen Perſonen. Die- ſe ſind vor allen den uͤbrigen, wenn ſie durch al- lerhand Ungluͤcks-Faͤlle um das Jhrige kom- men, am ſchlechteſten verſorgt. Gleichwie nun aber dieſe vor denen von buͤrgerlichen Stan- de deſto ungluͤcklicher, weil ſie nicht mit ſo guter Manier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1359
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1359>, abgerufen am 14.06.2024.