Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



und Gänse, oder was ihnen sonst zu mausen vor-
kommt, sehr meisterlich und behende zu verrich-
ten wissen. Denen Jnwohnern der Orte, wo
sie ihren Unterschleiff und Nacht-Lager finden,
thun sie gantz keinen Uberlast, sondern zehren
vor ihr Geld und Raub, damit sothane recepta-
tores
sie nicht verrathen, und wenn sie wieder
kommen, beherbergen mögen. Die Häupter
der Rotten scheuen sich nicht, bißweilen vorzu-
geben, sie und ihre Untergebene hätten unter
dem Printz Eugenio Dienste als Voluntairs,
bekämen auch von ihm alle Jahr Ordre zum
Aufbruch in Campagne. Sie wissen sich al-
lemahl an den Landes-Gräntzen so zu lagern,
daß, wenn sie in einer Herrschafft Gebiete ver-
folget werden, sie sich gleich in ein ander Terri-
torium retiri
ren können. Vor einen unver-
sehenen Uberfall stellen sie Wache aus, sind auch
so schnell zu Fuß, daß man sie, zumahl in Wäl-
dern, nicht wohl einhohlen kan. Jhre Wei-
ber führen insgemein sehr lange und scharffe
Messer bey sich verborgen, mit welchen sie sich
im Nothfall wehren, und das gestohlene Feder-
Vieh desto geschwinder schlachten und fortbrin-
gen können. Sie sind ordentlich mit grossen
wüllenen Tüchern um hangen, darunter sie den
Raub desto besser verbergen können. Ob sie
sich gleich theils zu der Atheistischen, theils zu

der



und Gaͤnſe, oder was ihnen ſonſt zu mauſen vor-
kommt, ſehr meiſterlich und behende zu verrich-
ten wiſſen. Denen Jnwohnern der Orte, wo
ſie ihren Unterſchleiff und Nacht-Lager finden,
thun ſie gantz keinen Uberlaſt, ſondern zehren
vor ihr Geld und Raub, damit ſothane recepta-
tores
ſie nicht verrathen, und wenn ſie wieder
kommen, beherbergen moͤgen. Die Haͤupter
der Rotten ſcheuen ſich nicht, bißweilen vorzu-
geben, ſie und ihre Untergebene haͤtten unter
dem Printz Eugenio Dienſte als Voluntairs,
bekaͤmen auch von ihm alle Jahr Ordre zum
Aufbruch in Campagne. Sie wiſſen ſich al-
lemahl an den Landes-Graͤntzen ſo zu lagern,
daß, wenn ſie in einer Herrſchafft Gebiete ver-
folget werden, ſie ſich gleich in ein ander Terri-
torium retiri
ren koͤnnen. Vor einen unver-
ſehenen Uberfall ſtellen ſie Wache aus, ſind auch
ſo ſchnell zu Fuß, daß man ſie, zumahl in Waͤl-
dern, nicht wohl einhohlen kan. Jhre Wei-
ber fuͤhren insgemein ſehr lange und ſcharffe
Meſſer bey ſich verborgen, mit welchen ſie ſich
im Nothfall wehren, und das geſtohlene Feder-
Vieh deſto geſchwinder ſchlachten und fortbrin-
gen koͤnnen. Sie ſind ordentlich mit groſſen
wuͤllenen Tuͤchern um hangen, darunter ſie den
Raub deſto beſſer verbergen koͤnnen. Ob ſie
ſich gleich theils zu der Atheiſtiſchen, theils zu

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1346" n="1326"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> und Ga&#x0364;n&#x017F;e, oder was ihnen &#x017F;on&#x017F;t zu mau&#x017F;en vor-<lb/>
kommt, &#x017F;ehr mei&#x017F;terlich und behende zu verrich-<lb/>
ten wi&#x017F;&#x017F;en. Denen Jnwohnern der Orte, wo<lb/>
&#x017F;ie ihren Unter&#x017F;chleiff und Nacht-Lager finden,<lb/>
thun &#x017F;ie gantz keinen Uberla&#x017F;t, &#x017F;ondern zehren<lb/>
vor ihr Geld und Raub, damit &#x017F;othane <hi rendition="#aq">recepta-<lb/>
tores</hi> &#x017F;ie nicht verrathen, und wenn &#x017F;ie wieder<lb/>
kommen, beherbergen mo&#x0364;gen. Die Ha&#x0364;upter<lb/>
der Rotten &#x017F;cheuen &#x017F;ich nicht, bißweilen vorzu-<lb/>
geben, &#x017F;ie und ihre Untergebene ha&#x0364;tten unter<lb/>
dem Printz <hi rendition="#aq">Eugenio</hi> Dien&#x017F;te als <hi rendition="#aq">Voluntairs,</hi><lb/>
beka&#x0364;men auch von ihm alle Jahr <hi rendition="#aq">Ordre</hi> zum<lb/>
Aufbruch in <hi rendition="#aq">Campagne.</hi> Sie wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich al-<lb/>
lemahl an den Landes-Gra&#x0364;ntzen &#x017F;o zu lagern,<lb/>
daß, wenn &#x017F;ie in einer Herr&#x017F;chafft Gebiete ver-<lb/>
folget werden, &#x017F;ie &#x017F;ich gleich in ein ander <hi rendition="#aq">Terri-<lb/>
torium retiri</hi>ren ko&#x0364;nnen. Vor einen unver-<lb/>
&#x017F;ehenen Uberfall &#x017F;tellen &#x017F;ie Wache aus, &#x017F;ind auch<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chnell zu Fuß, daß man &#x017F;ie, zumahl in Wa&#x0364;l-<lb/>
dern, nicht wohl einhohlen kan. Jhre Wei-<lb/>
ber fu&#x0364;hren insgemein &#x017F;ehr lange und &#x017F;charffe<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er bey &#x017F;ich verborgen, mit welchen &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
im Nothfall wehren, und das ge&#x017F;tohlene Feder-<lb/>
Vieh de&#x017F;to ge&#x017F;chwinder &#x017F;chlachten und fortbrin-<lb/>
gen ko&#x0364;nnen. Sie &#x017F;ind ordentlich mit gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wu&#x0364;llenen Tu&#x0364;chern um hangen, darunter &#x017F;ie den<lb/>
Raub de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er verbergen ko&#x0364;nnen. Ob &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich gleich theils zu der Athei&#x017F;ti&#x017F;chen, theils zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1326/1346] und Gaͤnſe, oder was ihnen ſonſt zu mauſen vor- kommt, ſehr meiſterlich und behende zu verrich- ten wiſſen. Denen Jnwohnern der Orte, wo ſie ihren Unterſchleiff und Nacht-Lager finden, thun ſie gantz keinen Uberlaſt, ſondern zehren vor ihr Geld und Raub, damit ſothane recepta- tores ſie nicht verrathen, und wenn ſie wieder kommen, beherbergen moͤgen. Die Haͤupter der Rotten ſcheuen ſich nicht, bißweilen vorzu- geben, ſie und ihre Untergebene haͤtten unter dem Printz Eugenio Dienſte als Voluntairs, bekaͤmen auch von ihm alle Jahr Ordre zum Aufbruch in Campagne. Sie wiſſen ſich al- lemahl an den Landes-Graͤntzen ſo zu lagern, daß, wenn ſie in einer Herrſchafft Gebiete ver- folget werden, ſie ſich gleich in ein ander Terri- torium retiriren koͤnnen. Vor einen unver- ſehenen Uberfall ſtellen ſie Wache aus, ſind auch ſo ſchnell zu Fuß, daß man ſie, zumahl in Waͤl- dern, nicht wohl einhohlen kan. Jhre Wei- ber fuͤhren insgemein ſehr lange und ſcharffe Meſſer bey ſich verborgen, mit welchen ſie ſich im Nothfall wehren, und das geſtohlene Feder- Vieh deſto geſchwinder ſchlachten und fortbrin- gen koͤnnen. Sie ſind ordentlich mit groſſen wuͤllenen Tuͤchern um hangen, darunter ſie den Raub deſto beſſer verbergen koͤnnen. Ob ſie ſich gleich theils zu der Atheiſtiſchen, theils zu der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1346
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1346>, abgerufen am 23.11.2024.