müssen die Landes-Obrigkeiten möglichste Sorge tragen, daß solche Gebäude entweder in baulichem Wesen erhalten, und zu Nutz ange- wendet, oder auf das neue, bevor sie gantz und gar einfallen, gebauet werden. Wie manche solche wüste Gebäude, die dem gemeinen We- sen nicht den allergeringsten Nutzen geben, wä- ren zu Zucht-Häusern, Waysen-Häusern, Schulen u. s. w. nützlich zu gebrauchen. Es würden auch manche, weil das Mauerwerck und Dächer noch ziemlich gut dran sind, nicht sonderliche Unkosten erfordern. Allein viele von den Obrigkeitlichen Personen bauen sich lieber selbst prächtige Lust-Häuser und Gebäu- de, als daß sie sich um solche, daraus dem ge- meinen Wesen einiger Nutzen erwachsen könte, viel bekümmern solten.
§. 10. Es fangen bißweilen sonderlich in den Mittel-Städten einige Leute an Häuser zu bauen, nachdem sie aber die Kosten, so zu dem Bauen erfordert werden, nicht sattsam über- schlagen, und hernach gewahr werden, daß ihr Beutel zu Ausführung der Gebäude nicht zu- reichen will, lassen sie alsdenn die angefangenen Gebäude wieder liegen. Weil aber solches ein heßliches Ansehen auff den Gassen verur- sacht, da die alten Häuser niedergerissen, und gleichwohl an deren Stelle keine neuen wieder
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muͤſſen die Landes-Obrigkeiten moͤglichſte Sorge tragen, daß ſolche Gebaͤude entweder in baulichem Weſen erhalten, und zu Nutz ange- wendet, oder auf das neue, bevor ſie gantz und gar einfallen, gebauet werden. Wie manche ſolche wuͤſte Gebaͤude, die dem gemeinen We- ſen nicht den allergeringſten Nutzen geben, waͤ- ren zu Zucht-Haͤuſern, Wayſen-Haͤuſern, Schulen u. ſ. w. nuͤtzlich zu gebrauchen. Es wuͤrden auch manche, weil das Mauerwerck und Daͤcher noch ziemlich gut dran ſind, nicht ſonderliche Unkoſten erfordern. Allein viele von den Obrigkeitlichen Perſonen bauen ſich lieber ſelbſt praͤchtige Luſt-Haͤuſer und Gebaͤu- de, als daß ſie ſich um ſolche, daraus dem ge- meinen Weſen einiger Nutzen erwachſen koͤnte, viel bekuͤmmern ſolten.
§. 10. Es fangen bißweilen ſonderlich in den Mittel-Staͤdten einige Leute an Haͤuſer zu bauen, nachdem ſie aber die Koſten, ſo zu dem Bauen erfordert werden, nicht ſattſam uͤber- ſchlagen, und hernach gewahr werden, daß ihr Beutel zu Ausfuͤhrung der Gebaͤude nicht zu- reichen will, laſſen ſie alsdenn die angefangenen Gebaͤude wieder liegen. Weil aber ſolches ein heßliches Anſehen auff den Gaſſen verur- ſacht, da die alten Haͤuſer niedergeriſſen, und gleichwohl an deren Stelle keine neuen wieder
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muͤſſen die Landes-Obrigkeiten moͤglichſte
Sorge tragen, daß ſolche Gebaͤude entweder in
baulichem Weſen erhalten, und zu Nutz ange-
wendet, oder auf das neue, bevor ſie gantz und
gar einfallen, gebauet werden. Wie manche
ſolche wuͤſte Gebaͤude, die dem gemeinen We-
ſen nicht den allergeringſten Nutzen geben, waͤ-
ren zu Zucht-Haͤuſern, Wayſen-Haͤuſern,
Schulen u. ſ. w. nuͤtzlich zu gebrauchen. Es
wuͤrden auch manche, weil das Mauerwerck
und Daͤcher noch ziemlich gut dran ſind, nicht
ſonderliche Unkoſten erfordern. Allein viele
von den Obrigkeitlichen Perſonen bauen ſich
lieber ſelbſt praͤchtige Luſt-Haͤuſer und Gebaͤu-
de, als daß ſie ſich um ſolche, daraus dem ge-
meinen Weſen einiger Nutzen erwachſen koͤnte,
viel bekuͤmmern ſolten.
§. 10. Es fangen bißweilen ſonderlich in den
Mittel-Staͤdten einige Leute an Haͤuſer zu
bauen, nachdem ſie aber die Koſten, ſo zu dem
Bauen erfordert werden, nicht ſattſam uͤber-
ſchlagen, und hernach gewahr werden, daß ihr
Beutel zu Ausfuͤhrung der Gebaͤude nicht zu-
reichen will, laſſen ſie alsdenn die angefangenen
Gebaͤude wieder liegen. Weil aber ſolches
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1261>, abgerufen am 23.11.2024.
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