Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ckern allerhand unbillige Monopolia, die ge-
wißlich zu reformiren wären. Wenn z. E.
ein fremder Meister oder Hausirer, auch nicht
einmahl die öffentlichen Jahr-Märckte besu-
chen, noch seine Arbeit dahin bringen soll, oder
gehet auf einen andern Zwang hinaus, daß der
Meister keinen Kunden annehmen dürffe, biß
der vorige Meister bezahlet wäre, oder was noch
mehr, daß kein Meister die von einem andern
angefangene Arbeit, ohne dessen Erlaubniß fort-
führen und absolviren soll, oder auf eine Stei-
gerung der Waaren, daß keiner etwas wohlfei-
ler, oder mehr Stücken Waare vor das Geld
geben dürffe, denn ein anderer Mit-Meister;
Ja es muß wohl der Tax von dem gantzen
Handwerck beschworen werden, die Meister
mögen ihn hernach halten können oder nicht.
Geschehen nun gleich transgressiones, so wird
ein perjurium veniale daraus, es giebt nur ei-
ne Handwercks-Straffe, worbey allenfalls die
Obrigkeit mit concurriret, und damit ist es so
lange gethan, biß derselbe Ubertreter des eydli-
chen Taxes sich wieder ertappen lässet.

§. 39. Es haben grosse Herren bey Ver-
gebung der Gnaden-Meister Stellen, die off-
ters ungeschickte und unwissende Bursche sich
auszubitten pflegen, dahin zu sehen, daß sie auch
solche Stellen denjenigen conferiren, die es nicht

allein
Y y y 4



ckern allerhand unbillige Monopolia, die ge-
wißlich zu reformiren waͤren. Wenn z. E.
ein fremder Meiſter oder Hauſirer, auch nicht
einmahl die oͤffentlichen Jahr-Maͤrckte beſu-
chen, noch ſeine Arbeit dahin bringen ſoll, oder
gehet auf einen andern Zwang hinaus, daß der
Meiſter keinen Kunden annehmen duͤrffe, biß
der vorige Meiſter bezahlet waͤre, oder was noch
mehr, daß kein Meiſter die von einem andern
angefangene Arbeit, ohne deſſen Erlaubniß fort-
fuͤhren und abſolviren ſoll, oder auf eine Stei-
gerung der Waaren, daß keiner etwas wohlfei-
ler, oder mehr Stuͤcken Waare vor das Geld
geben duͤrffe, denn ein anderer Mit-Meiſter;
Ja es muß wohl der Tax von dem gantzen
Handwerck beſchworen werden, die Meiſter
moͤgen ihn hernach halten koͤnnen oder nicht.
Geſchehen nun gleich transgreſſiones, ſo wird
ein perjurium veniale daraus, es giebt nur ei-
ne Handwercks-Straffe, worbey allenfalls die
Obrigkeit mit concurriret, und damit iſt es ſo
lange gethan, biß derſelbe Ubertreter des eydli-
chen Taxes ſich wieder ertappen laͤſſet.

§. 39. Es haben groſſe Herren bey Ver-
gebung der Gnaden-Meiſter Stellen, die off-
ters ungeſchickte und unwiſſende Burſche ſich
auszubitten pflegen, dahin zu ſehen, daß ſie auch
ſolche Stellen denjenigen conferiren, die es nicht

allein
Y y y 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1099" n="1079"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> ckern allerhand unbillige <hi rendition="#aq">Monopolia,</hi> die ge-<lb/>
wißlich zu <hi rendition="#aq">reformi</hi>ren wa&#x0364;ren. Wenn z. E.<lb/>
ein fremder Mei&#x017F;ter oder Hau&#x017F;irer, auch nicht<lb/>
einmahl die o&#x0364;ffentlichen Jahr-Ma&#x0364;rckte be&#x017F;u-<lb/>
chen, noch &#x017F;eine Arbeit dahin bringen &#x017F;oll, oder<lb/>
gehet auf einen andern Zwang hinaus, daß der<lb/>
Mei&#x017F;ter keinen Kunden annehmen du&#x0364;rffe, biß<lb/>
der vorige Mei&#x017F;ter bezahlet wa&#x0364;re, oder was noch<lb/>
mehr, daß kein Mei&#x017F;ter die von einem andern<lb/>
angefangene Arbeit, ohne de&#x017F;&#x017F;en Erlaubniß fort-<lb/>
fu&#x0364;hren und <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olvi</hi>ren &#x017F;oll, oder auf eine Stei-<lb/>
gerung der Waaren, daß keiner etwas wohlfei-<lb/>
ler, oder mehr Stu&#x0364;cken Waare vor das Geld<lb/>
geben du&#x0364;rffe, denn ein anderer Mit-Mei&#x017F;ter;<lb/>
Ja es muß wohl der Tax von dem gantzen<lb/>
Handwerck be&#x017F;chworen werden, die Mei&#x017F;ter<lb/>
mo&#x0364;gen ihn hernach halten ko&#x0364;nnen oder nicht.<lb/>
Ge&#x017F;chehen nun gleich <hi rendition="#aq">transgre&#x017F;&#x017F;iones,</hi> &#x017F;o wird<lb/>
ein <hi rendition="#aq">perjurium veniale</hi> daraus, es giebt nur ei-<lb/>
ne Handwercks-Straffe, worbey allenfalls die<lb/>
Obrigkeit mit <hi rendition="#aq">concurri</hi>ret, und damit i&#x017F;t es &#x017F;o<lb/>
lange gethan, biß der&#x017F;elbe Ubertreter des eydli-<lb/>
chen Taxes &#x017F;ich wieder ertappen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
        <p>§. 39. Es haben gro&#x017F;&#x017F;e Herren bey Ver-<lb/>
gebung der Gnaden-Mei&#x017F;ter Stellen, die off-<lb/>
ters unge&#x017F;chickte und unwi&#x017F;&#x017F;ende Bur&#x017F;che &#x017F;ich<lb/>
auszubitten pflegen, dahin zu &#x017F;ehen, daß &#x017F;ie auch<lb/>
&#x017F;olche Stellen denjenigen <hi rendition="#aq">conferi</hi>ren, die es nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y y 4</fw><fw place="bottom" type="catch">allein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1079/1099] ckern allerhand unbillige Monopolia, die ge- wißlich zu reformiren waͤren. Wenn z. E. ein fremder Meiſter oder Hauſirer, auch nicht einmahl die oͤffentlichen Jahr-Maͤrckte beſu- chen, noch ſeine Arbeit dahin bringen ſoll, oder gehet auf einen andern Zwang hinaus, daß der Meiſter keinen Kunden annehmen duͤrffe, biß der vorige Meiſter bezahlet waͤre, oder was noch mehr, daß kein Meiſter die von einem andern angefangene Arbeit, ohne deſſen Erlaubniß fort- fuͤhren und abſolviren ſoll, oder auf eine Stei- gerung der Waaren, daß keiner etwas wohlfei- ler, oder mehr Stuͤcken Waare vor das Geld geben duͤrffe, denn ein anderer Mit-Meiſter; Ja es muß wohl der Tax von dem gantzen Handwerck beſchworen werden, die Meiſter moͤgen ihn hernach halten koͤnnen oder nicht. Geſchehen nun gleich transgreſſiones, ſo wird ein perjurium veniale daraus, es giebt nur ei- ne Handwercks-Straffe, worbey allenfalls die Obrigkeit mit concurriret, und damit iſt es ſo lange gethan, biß derſelbe Ubertreter des eydli- chen Taxes ſich wieder ertappen laͤſſet. §. 39. Es haben groſſe Herren bey Ver- gebung der Gnaden-Meiſter Stellen, die off- ters ungeſchickte und unwiſſende Burſche ſich auszubitten pflegen, dahin zu ſehen, daß ſie auch ſolche Stellen denjenigen conferiren, die es nicht allein Y y y 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1099
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1079. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1099>, abgerufen am 29.06.2024.