Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



vorzu kommen pflegt, und in dem menschlichen
Leben einen Nutzen hat, verfertigen, es würden
solche Meister Stücke nicht so viel kosten, wie
die übrigen, sie könten dieselben etwan eher an
den Mann bringen, und verkauffen, und würden
durch solche Arbeit sich auch hernach zu demje-
nigen, was ihnen bey ihrem Meisterseyn am
meisten vorkommen würde, qualificiren. So
bin ich gut davor, daß mancher Geselle lange
Zeit vor seinem Meisterwerden studiret hat, wie
er das nöthige Meister-Stücke auf eine solche
Art verfertigen möchte, daß nichts dran auszu-
setzen, und verfertiget es endlich auch, daß seine
Mit-Meister bey der Schaue damit zufrieden
seyn, inzwischen aber ist er doch wohl nicht ge-
schickt, einige Stücke, die täglich und wöchent-
lich vorkommen, auf eine gehörige Art zu be-
reiten.

§. 26. Es solte keiner ohne der Obrigkeit
Erkänntniß den andern bey den Handwerckern
auf- und umtreiben, noch unredlich machen, und
ob es geschehen würde, so solte der aufgehabene
doch bey dem Handwerck gelassen werden, und
die Handwercks-Gesellen mit und nebst ihm zu
arbeiten schuldig seyn, so lange biß die angezoge-
nen Injurien und Schmach gegen ihm, wie sichs
gebühret, erörtert worden. Wann auch der
vielfältige Unterscheid und Discrepanz der

Hand-



vorzu kommen pflegt, und in dem menſchlichen
Leben einen Nutzen hat, verfertigen, es wuͤrden
ſolche Meiſter Stuͤcke nicht ſo viel koſten, wie
die uͤbrigen, ſie koͤnten dieſelben etwan eher an
den Mann bringen, und verkauffen, und wuͤrden
durch ſolche Arbeit ſich auch hernach zu demje-
nigen, was ihnen bey ihrem Meiſterſeyn am
meiſten vorkommen wuͤrde, qualificiren. So
bin ich gut davor, daß mancher Geſelle lange
Zeit vor ſeinem Meiſterwerden ſtudiret hat, wie
er das noͤthige Meiſter-Stuͤcke auf eine ſolche
Art verfertigen moͤchte, daß nichts dran auszu-
ſetzen, und verfertiget es endlich auch, daß ſeine
Mit-Meiſter bey der Schaue damit zufrieden
ſeyn, inzwiſchen aber iſt er doch wohl nicht ge-
ſchickt, einige Stuͤcke, die taͤglich und woͤchent-
lich vorkommen, auf eine gehoͤrige Art zu be-
reiten.

§. 26. Es ſolte keiner ohne der Obrigkeit
Erkaͤnntniß den andern bey den Handwerckern
auf- und umtreiben, noch unredlich machen, und
ob es geſchehen wuͤrde, ſo ſolte der aufgehabene
doch bey dem Handwerck gelaſſen werden, und
die Handwercks-Geſellen mit und nebſt ihm zu
arbeiten ſchuldig ſeyn, ſo lange biß die angezoge-
nen Injurien und Schmach gegen ihm, wie ſichs
gebuͤhret, eroͤrtert worden. Wann auch der
vielfaͤltige Unterſcheid und Diſcrepanz der

Hand-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1089" n="1069"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> vorzu kommen pflegt, und in dem men&#x017F;chlichen<lb/>
Leben einen Nutzen hat, verfertigen, es wu&#x0364;rden<lb/>
&#x017F;olche Mei&#x017F;ter Stu&#x0364;cke nicht &#x017F;o viel ko&#x017F;ten, wie<lb/>
die u&#x0364;brigen, &#x017F;ie ko&#x0364;nten die&#x017F;elben etwan eher an<lb/>
den Mann bringen, und verkauffen, und wu&#x0364;rden<lb/>
durch &#x017F;olche Arbeit &#x017F;ich auch hernach zu demje-<lb/>
nigen, was ihnen bey ihrem Mei&#x017F;ter&#x017F;eyn am<lb/>
mei&#x017F;ten vorkommen wu&#x0364;rde, <hi rendition="#aq">qualifici</hi>ren. So<lb/>
bin ich gut davor, daß mancher Ge&#x017F;elle lange<lb/>
Zeit vor &#x017F;einem Mei&#x017F;terwerden <hi rendition="#aq">&#x017F;tudi</hi>ret hat, wie<lb/>
er das no&#x0364;thige Mei&#x017F;ter-Stu&#x0364;cke auf eine &#x017F;olche<lb/>
Art verfertigen mo&#x0364;chte, daß nichts dran auszu-<lb/>
&#x017F;etzen, und verfertiget es endlich auch, daß &#x017F;eine<lb/>
Mit-Mei&#x017F;ter bey der Schaue damit zufrieden<lb/>
&#x017F;eyn, inzwi&#x017F;chen aber i&#x017F;t er doch wohl nicht ge-<lb/>
&#x017F;chickt, einige Stu&#x0364;cke, die ta&#x0364;glich und wo&#x0364;chent-<lb/>
lich vorkommen, auf eine geho&#x0364;rige Art zu be-<lb/>
reiten.</p><lb/>
        <p>§. 26. Es &#x017F;olte keiner ohne der Obrigkeit<lb/>
Erka&#x0364;nntniß den andern bey den Handwerckern<lb/>
auf- und umtreiben, noch unredlich machen, und<lb/>
ob es ge&#x017F;chehen wu&#x0364;rde, &#x017F;o &#x017F;olte der aufgehabene<lb/>
doch bey dem Handwerck gela&#x017F;&#x017F;en werden, und<lb/>
die Handwercks-Ge&#x017F;ellen mit und neb&#x017F;t ihm zu<lb/>
arbeiten &#x017F;chuldig &#x017F;eyn, &#x017F;o lange biß die angezoge-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Injuri</hi>en und Schmach gegen ihm, wie &#x017F;ichs<lb/>
gebu&#x0364;hret, ero&#x0364;rtert worden. Wann auch der<lb/>
vielfa&#x0364;ltige Unter&#x017F;cheid und <hi rendition="#aq">Di&#x017F;crepanz</hi> der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hand-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1069/1089] vorzu kommen pflegt, und in dem menſchlichen Leben einen Nutzen hat, verfertigen, es wuͤrden ſolche Meiſter Stuͤcke nicht ſo viel koſten, wie die uͤbrigen, ſie koͤnten dieſelben etwan eher an den Mann bringen, und verkauffen, und wuͤrden durch ſolche Arbeit ſich auch hernach zu demje- nigen, was ihnen bey ihrem Meiſterſeyn am meiſten vorkommen wuͤrde, qualificiren. So bin ich gut davor, daß mancher Geſelle lange Zeit vor ſeinem Meiſterwerden ſtudiret hat, wie er das noͤthige Meiſter-Stuͤcke auf eine ſolche Art verfertigen moͤchte, daß nichts dran auszu- ſetzen, und verfertiget es endlich auch, daß ſeine Mit-Meiſter bey der Schaue damit zufrieden ſeyn, inzwiſchen aber iſt er doch wohl nicht ge- ſchickt, einige Stuͤcke, die taͤglich und woͤchent- lich vorkommen, auf eine gehoͤrige Art zu be- reiten. §. 26. Es ſolte keiner ohne der Obrigkeit Erkaͤnntniß den andern bey den Handwerckern auf- und umtreiben, noch unredlich machen, und ob es geſchehen wuͤrde, ſo ſolte der aufgehabene doch bey dem Handwerck gelaſſen werden, und die Handwercks-Geſellen mit und nebſt ihm zu arbeiten ſchuldig ſeyn, ſo lange biß die angezoge- nen Injurien und Schmach gegen ihm, wie ſichs gebuͤhret, eroͤrtert worden. Wann auch der vielfaͤltige Unterſcheid und Diſcrepanz der Hand-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1089
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1069. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1089>, abgerufen am 29.06.2024.