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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen.
Silber oder Sachen, am Leben gestrafft wer-
den.

§. 5. Der seelige geheimde Rath Stryk gedenckt
in seiner Dissertation de sanctitate residentiarum
p.
36. eines curieusen Casus: Es hätte auf einem
gewissen Brandenburg. Lust-Schloß ein Mahler
unter andern Phantasien bey einem gewissen Jagt-
Stück ein etwas freches und leichtsinniges Wei-
bes-Bild in einer Coquetten-Kleidung abgebildet.
Wie sich nun eine gewisse Frau dieserwegen getrof-
fen findet, und glaubt, daß sie dadurch gemeynt und
geschimpffet sey, so bekommt sie einige Helffers-
Helffer zu sich, läst die Thüre des Gemachs erbre-
chen, und das Gemählde mit einer andern Farbe
überziehen; es ist aber dieses sehr übel aufgenom-
men, und sie von dem Procuratori fisci dieserwegen
verklagt worden.

§. 6. Damit nun von den Fürstlichen Schlös-
sern und Gemächern allerhand böse Leute desto eher
abgehalten werden, so sind allenthalben/ so wohl
unten bey dem Eingange, als auch bey unterschiede-
nen Gemächern, besondere Wachen verordnet, die
auf die Ein- und Ausgehenden ein wachsames Au-
ge haben müssen, und nicht leichtlich iemand von
fremden, zumahl von verdächtigen Leuten, ohne Er-
laubniß des Hof-Marschalls, oder des Schloß-
Hauptmanns, in das Schloß einlassen dürffen.

§. 7. Zu den Schloß-Wachen werden entwe-
der einige von der regulieren Milice genommen, als
Granadiers u. s. w. oder andere handfeste, ansehn-

liche
E

Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen.
Silber oder Sachen, am Leben geſtrafft wer-
den.

§. 5. Der ſeelige geheimde Rath Stryk gedenckt
in ſeiner Diſſertation de ſanctitate reſidentiarum
p.
36. eines curieuſen Caſus: Es haͤtte auf einem
gewiſſen Brandenburg. Luſt-Schloß ein Mahler
unter andern Phantaſien bey einem gewiſſen Jagt-
Stuͤck ein etwas freches und leichtſinniges Wei-
bes-Bild in einer Coquetten-Kleidung abgebildet.
Wie ſich nun eine gewiſſe Frau dieſerwegen getrof-
fen findet, und glaubt, daß ſie dadurch gemeynt und
geſchimpffet ſey, ſo bekommt ſie einige Helffers-
Helffer zu ſich, laͤſt die Thuͤre des Gemachs erbre-
chen, und das Gemaͤhlde mit einer andern Farbe
uͤberziehen; es iſt aber dieſes ſehr uͤbel aufgenom-
men, und ſie von dem Procuratori fiſci dieſerwegen
verklagt worden.

§. 6. Damit nun von den Fuͤrſtlichen Schloͤſ-
ſern und Gemaͤchern allerhand boͤſe Leute deſto eher
abgehalten werden, ſo ſind allenthalben/ ſo wohl
unten bey dem Eingange, als auch bey unterſchiede-
nen Gemaͤchern, beſondere Wachen verordnet, die
auf die Ein- und Ausgehenden ein wachſames Au-
ge haben muͤſſen, und nicht leichtlich iemand von
fremden, zumahl von verdaͤchtigen Leuten, ohne Er-
laubniß des Hof-Marſchalls, oder des Schloß-
Hauptmanns, in das Schloß einlaſſen duͤrffen.

§. 7. Zu den Schloß-Wachen werden entwe-
der einige von der regulieren Milice genommen, als
Granadiers u. ſ. w. oder andere handfeſte, anſehn-

liche
E
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[65/0089] Von Schloß- u. Zimmer-Ceremoniellen. Silber oder Sachen, am Leben geſtrafft wer- den. §. 5. Der ſeelige geheimde Rath Stryk gedenckt in ſeiner Diſſertation de ſanctitate reſidentiarum p. 36. eines curieuſen Caſus: Es haͤtte auf einem gewiſſen Brandenburg. Luſt-Schloß ein Mahler unter andern Phantaſien bey einem gewiſſen Jagt- Stuͤck ein etwas freches und leichtſinniges Wei- bes-Bild in einer Coquetten-Kleidung abgebildet. Wie ſich nun eine gewiſſe Frau dieſerwegen getrof- fen findet, und glaubt, daß ſie dadurch gemeynt und geſchimpffet ſey, ſo bekommt ſie einige Helffers- Helffer zu ſich, laͤſt die Thuͤre des Gemachs erbre- chen, und das Gemaͤhlde mit einer andern Farbe uͤberziehen; es iſt aber dieſes ſehr uͤbel aufgenom- men, und ſie von dem Procuratori fiſci dieſerwegen verklagt worden. §. 6. Damit nun von den Fuͤrſtlichen Schloͤſ- ſern und Gemaͤchern allerhand boͤſe Leute deſto eher abgehalten werden, ſo ſind allenthalben/ ſo wohl unten bey dem Eingange, als auch bey unterſchiede- nen Gemaͤchern, beſondere Wachen verordnet, die auf die Ein- und Ausgehenden ein wachſames Au- ge haben muͤſſen, und nicht leichtlich iemand von fremden, zumahl von verdaͤchtigen Leuten, ohne Er- laubniß des Hof-Marſchalls, oder des Schloß- Hauptmanns, in das Schloß einlaſſen duͤrffen. §. 7. Zu den Schloß-Wachen werden entwe- der einige von der regulieren Milice genommen, als Granadiers u. ſ. w. oder andere handfeſte, anſehn- liche E

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/89>, abgerufen am 19.05.2024.