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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil. VIII. Capitul.
wohl schickenden Versen. Bey der vorhin an-
gesührten Wirthschaffts-Masquerade, die a. 1725
in Dresden gehalten wurde, und aus den vier Ban-
den, der Schäfer, Wintzer, Gärtner und Müller
bestand, lase man auf dem Wirthschaffts-Schilde
folgende Verse:

Jhr Gäste, kommt zum Trunck, kommt her zum
Tantz und Schmauß,
Jhr findet alles hier umsonst in diesen Hauß;
Spielt, esset, trincket, tantzt, und schertzet nach
Belieben.
Der Schild zeigt an, der Wirth mag wachsam
seyn,
Es zieht allhier in dieser Herberg ein
Die Zunfft von den vier grösten Dieben.

§. 6. Bey dergleichen Wirthschafften kommt
es hauptsächlich darauf mit an, daß man die Per-
sonen nach ihren Staturen, Sprache, Alter, natür-
lichen Geschicklichkeit und anderen äußerlichen Um-
ständen wohl zu choisiren wisse, und einem ieden
denjenigen Character beylegen, wozu er sich dem
Ansehen nach am natürlichsten schickt. So muß
auch der Habit gantz accurat mit der Kleidung de-
rer die man nachahmt, übereinkommen. Gemei-
niglich wird die äußerliche Facon der Kleidung nur
beybehalten, der Zeug aber nach den höhern Stand
der Personen, die sich dergleichen Habit gefallen
lassen mit etwas kostbaren verwechselt, iedoch ge-
schicht es auch bißweilen, daß man um die Nach-

ahmung

IV. Theil. VIII. Capitul.
wohl ſchickenden Verſen. Bey der vorhin an-
geſuͤhrten Wirthſchaffts-Maſquerade, die a. 1725
in Dresden gehalten wurde, und aus den vier Ban-
den, der Schaͤfer, Wintzer, Gaͤrtner und Muͤller
beſtand, laſe man auf dem Wirthſchaffts-Schilde
folgende Verſe:

Jhr Gaͤſte, kommt zum Trunck, kommt her zum
Tantz und Schmauß,
Jhr findet alles hier umſonſt in dieſen Hauß;
Spielt, eſſet, trincket, tantzt, und ſchertzet nach
Belieben.
Der Schild zeigt an, der Wirth mag wachſam
ſeyn,
Es zieht allhier in dieſer Herberg ein
Die Zunfft von den vier groͤſten Dieben.

§. 6. Bey dergleichen Wirthſchafften kommt
es hauptſaͤchlich darauf mit an, daß man die Per-
ſonen nach ihren Staturen, Sprache, Alter, natuͤr-
lichen Geſchicklichkeit und anderen aͤußerlichen Um-
ſtaͤnden wohl zu choiſiren wiſſe, und einem ieden
denjenigen Character beylegen, wozu er ſich dem
Anſehen nach am natuͤrlichſten ſchickt. So muß
auch der Habit gantz accurat mit der Kleidung de-
rer die man nachahmt, uͤbereinkommen. Gemei-
niglich wird die aͤußerliche Façon der Kleidung nur
beybehalten, der Zeug aber nach den hoͤhern Stand
der Perſonen, die ſich dergleichen Habit gefallen
laſſen mit etwas koſtbaren verwechſelt, iedoch ge-
ſchicht es auch bißweilen, daß man um die Nach-

ahmung
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[828/0852] IV. Theil. VIII. Capitul. wohl ſchickenden Verſen. Bey der vorhin an- geſuͤhrten Wirthſchaffts-Maſquerade, die a. 1725 in Dresden gehalten wurde, und aus den vier Ban- den, der Schaͤfer, Wintzer, Gaͤrtner und Muͤller beſtand, laſe man auf dem Wirthſchaffts-Schilde folgende Verſe: Jhr Gaͤſte, kommt zum Trunck, kommt her zum Tantz und Schmauß, Jhr findet alles hier umſonſt in dieſen Hauß; Spielt, eſſet, trincket, tantzt, und ſchertzet nach Belieben. Der Schild zeigt an, der Wirth mag wachſam ſeyn, Es zieht allhier in dieſer Herberg ein Die Zunfft von den vier groͤſten Dieben. §. 6. Bey dergleichen Wirthſchafften kommt es hauptſaͤchlich darauf mit an, daß man die Per- ſonen nach ihren Staturen, Sprache, Alter, natuͤr- lichen Geſchicklichkeit und anderen aͤußerlichen Um- ſtaͤnden wohl zu choiſiren wiſſe, und einem ieden denjenigen Character beylegen, wozu er ſich dem Anſehen nach am natuͤrlichſten ſchickt. So muß auch der Habit gantz accurat mit der Kleidung de- rer die man nachahmt, uͤbereinkommen. Gemei- niglich wird die aͤußerliche Façon der Kleidung nur beybehalten, der Zeug aber nach den hoͤhern Stand der Perſonen, die ſich dergleichen Habit gefallen laſſen mit etwas koſtbaren verwechſelt, iedoch ge- ſchicht es auch bißweilen, daß man um die Nach- ahmung

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/852>, abgerufen am 22.11.2024.