wohl schickenden Versen. Bey der vorhin an- gesührten Wirthschaffts-Masquerade, die a. 1725 in Dresden gehalten wurde, und aus den vier Ban- den, der Schäfer, Wintzer, Gärtner und Müller bestand, lase man auf dem Wirthschaffts-Schilde folgende Verse:
Jhr Gäste, kommt zum Trunck, kommt her zum Tantz und Schmauß, Jhr findet alles hier umsonst in diesen Hauß; Spielt, esset, trincket, tantzt, und schertzet nach Belieben. Der Schild zeigt an, der Wirth mag wachsam seyn, Es zieht allhier in dieser Herberg ein Die Zunfft von den vier grösten Dieben.
§. 6. Bey dergleichen Wirthschafften kommt es hauptsächlich darauf mit an, daß man die Per- sonen nach ihren Staturen, Sprache, Alter, natür- lichen Geschicklichkeit und anderen äußerlichen Um- ständen wohl zu choisiren wisse, und einem ieden denjenigen Character beylegen, wozu er sich dem Ansehen nach am natürlichsten schickt. So muß auch der Habit gantz accurat mit der Kleidung de- rer die man nachahmt, übereinkommen. Gemei- niglich wird die äußerliche Facon der Kleidung nur beybehalten, der Zeug aber nach den höhern Stand der Personen, die sich dergleichen Habit gefallen lassen mit etwas kostbaren verwechselt, iedoch ge- schicht es auch bißweilen, daß man um die Nach-
ahmung
IV. Theil. VIII. Capitul.
wohl ſchickenden Verſen. Bey der vorhin an- geſuͤhrten Wirthſchaffts-Maſquerade, die a. 1725 in Dresden gehalten wurde, und aus den vier Ban- den, der Schaͤfer, Wintzer, Gaͤrtner und Muͤller beſtand, laſe man auf dem Wirthſchaffts-Schilde folgende Verſe:
Jhr Gaͤſte, kommt zum Trunck, kommt her zum Tantz und Schmauß, Jhr findet alles hier umſonſt in dieſen Hauß; Spielt, eſſet, trincket, tantzt, und ſchertzet nach Belieben. Der Schild zeigt an, der Wirth mag wachſam ſeyn, Es zieht allhier in dieſer Herberg ein Die Zunfft von den vier groͤſten Dieben.
§. 6. Bey dergleichen Wirthſchafften kommt es hauptſaͤchlich darauf mit an, daß man die Per- ſonen nach ihren Staturen, Sprache, Alter, natuͤr- lichen Geſchicklichkeit und anderen aͤußerlichen Um- ſtaͤnden wohl zu choiſiren wiſſe, und einem ieden denjenigen Character beylegen, wozu er ſich dem Anſehen nach am natuͤrlichſten ſchickt. So muß auch der Habit gantz accurat mit der Kleidung de- rer die man nachahmt, uͤbereinkommen. Gemei- niglich wird die aͤußerliche Façon der Kleidung nur beybehalten, der Zeug aber nach den hoͤhern Stand der Perſonen, die ſich dergleichen Habit gefallen laſſen mit etwas koſtbaren verwechſelt, iedoch ge- ſchicht es auch bißweilen, daß man um die Nach-
ahmung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0852"n="828"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Theil. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
wohl ſchickenden Verſen. Bey der vorhin an-<lb/>
geſuͤhrten Wirthſchaffts-<hirendition="#aq">Maſquerade,</hi> die <hirendition="#aq">a.</hi> 1725<lb/>
in Dresden gehalten wurde, und aus den vier Ban-<lb/>
den, der Schaͤfer, Wintzer, Gaͤrtner und Muͤller<lb/>
beſtand, laſe man auf dem Wirthſchaffts-Schilde<lb/>
folgende Verſe:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Jhr Gaͤſte, kommt zum Trunck, kommt her zum</l><lb/><l><hirendition="#et">Tantz und Schmauß,</hi></l><lb/><l>Jhr findet alles hier umſonſt in dieſen Hauß;</l><lb/><l>Spielt, eſſet, trincket, tantzt, und ſchertzet nach</l><lb/><l><hirendition="#et">Belieben.</hi></l><lb/><l>Der Schild zeigt an, der Wirth mag wachſam</l><lb/><l><hirendition="#et">ſeyn,</hi></l><lb/><l>Es zieht allhier in dieſer Herberg ein</l><lb/><l>Die Zunfft von den vier groͤſten Dieben.</l></lg><lb/><p>§. 6. Bey dergleichen Wirthſchafften kommt<lb/>
es hauptſaͤchlich darauf mit an, daß man die Per-<lb/>ſonen nach ihren <hirendition="#aq">Statur</hi>en, Sprache, Alter, natuͤr-<lb/>
lichen Geſchicklichkeit und anderen aͤußerlichen Um-<lb/>ſtaͤnden wohl zu <hirendition="#aq">choiſi</hi>ren wiſſe, und einem ieden<lb/>
denjenigen <hirendition="#aq">Character</hi> beylegen, wozu er ſich dem<lb/>
Anſehen nach am natuͤrlichſten ſchickt. So muß<lb/>
auch der <hirendition="#aq">Habit</hi> gantz <hirendition="#aq">accurat</hi> mit der Kleidung de-<lb/>
rer die man nachahmt, uͤbereinkommen. Gemei-<lb/>
niglich wird die aͤußerliche <hirendition="#aq">Façon</hi> der Kleidung nur<lb/>
beybehalten, der Zeug aber nach den hoͤhern Stand<lb/>
der Perſonen, die ſich dergleichen <hirendition="#aq">Habit</hi> gefallen<lb/>
laſſen mit etwas koſtbaren verwechſelt, iedoch ge-<lb/>ſchicht es auch bißweilen, daß man um die Nach-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ahmung</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[828/0852]
IV. Theil. VIII. Capitul.
wohl ſchickenden Verſen. Bey der vorhin an-
geſuͤhrten Wirthſchaffts-Maſquerade, die a. 1725
in Dresden gehalten wurde, und aus den vier Ban-
den, der Schaͤfer, Wintzer, Gaͤrtner und Muͤller
beſtand, laſe man auf dem Wirthſchaffts-Schilde
folgende Verſe:
Jhr Gaͤſte, kommt zum Trunck, kommt her zum
Tantz und Schmauß,
Jhr findet alles hier umſonſt in dieſen Hauß;
Spielt, eſſet, trincket, tantzt, und ſchertzet nach
Belieben.
Der Schild zeigt an, der Wirth mag wachſam
ſeyn,
Es zieht allhier in dieſer Herberg ein
Die Zunfft von den vier groͤſten Dieben.
§. 6. Bey dergleichen Wirthſchafften kommt
es hauptſaͤchlich darauf mit an, daß man die Per-
ſonen nach ihren Staturen, Sprache, Alter, natuͤr-
lichen Geſchicklichkeit und anderen aͤußerlichen Um-
ſtaͤnden wohl zu choiſiren wiſſe, und einem ieden
denjenigen Character beylegen, wozu er ſich dem
Anſehen nach am natuͤrlichſten ſchickt. So muß
auch der Habit gantz accurat mit der Kleidung de-
rer die man nachahmt, uͤbereinkommen. Gemei-
niglich wird die aͤußerliche Façon der Kleidung nur
beybehalten, der Zeug aber nach den hoͤhern Stand
der Perſonen, die ſich dergleichen Habit gefallen
laſſen mit etwas koſtbaren verwechſelt, iedoch ge-
ſchicht es auch bißweilen, daß man um die Nach-
ahmung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/852>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.