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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von musicalischen Concerten, Tantzen, etc.
wenig die Fleutedoucen, Lauten, Viol di Gamba,
Pandur
en, Clarinen: als bey Bauern und Schä-
fern, weil diese letztern, als ein lustiges Völcklein,
gemeiniglich nach einer schnurrigen und frischen
Feld-Music, als Schallmeyen, Dudelsack und
Leyer gantz muthig herum zu hüpffen gewohnt sind,
und die erstern, bey denen alles martialisch zugehet,
durch Trompeten, Paucken, Hautbois und Basso-
n
en zum Streit munter gemacht werden. Bey
Cavaliers und Dames ist douce Music zu gebrau-
chen.

§. 20. Die Balletter sind an den Europäischen
Höfen von einigen Seculis her bey Lustbarkeiten
und Schau-Spielen im Gebrauch gewesen. Jn
Franckreich stellte man unter dem König in Franck-
reich Ludwig XIII. Balletter vor, von den Tugen-
den, der Clemenz, Klugheit, Tapfferkeit/ Mäßig-
keit u. s. w. ingleichen von Schäfern, so aus den
besten Täntzern bestanden. Unter dem letzt ver-
storbenen König Ludwig XIV. von den vier Jahres-
Zeiten, von freyen Künsten u. s. w. Bey der Crö-
nung des ietzigen Königs in Franckreich praesen-
ti
rten die Commoedianten ein Ballet von 24 Stun-
den, welches in vier Actus eingetheilt war, nemlich
in die Mitternacht, in die Morgenröthe, in den
Mittag und in den Abend. Es hatte diese Lust-
barkeit, vor welcher ein Prologus vorher gieng, sehr
viel künstlich ausgesonnene Abwechselungen von
Täntzen, Musicken, Frantzösischen und Jtaliäni-
schen Comödien. Jn Schweden sahe man ein

Ballet,

Von muſicaliſchen Concerten, Tantzen, ꝛc.
wenig die Fleutedoucen, Lauten, Viol di Gamba,
Pandur
en, Clarinen: als bey Bauern und Schaͤ-
fern, weil dieſe letztern, als ein luſtiges Voͤlcklein,
gemeiniglich nach einer ſchnurrigen und friſchen
Feld-Muſic, als Schallmeyen, Dudelſack und
Leyer gantz muthig herum zu huͤpffen gewohnt ſind,
und die erſtern, bey denen alles martialiſch zugehet,
durch Trompeten, Paucken, Hautbois und Baſſo-
n
en zum Streit munter gemacht werden. Bey
Cavaliers und Dames iſt douce Muſic zu gebrau-
chen.

§. 20. Die Balletter ſind an den Europaͤiſchen
Hoͤfen von einigen Seculis her bey Luſtbarkeiten
und Schau-Spielen im Gebrauch geweſen. Jn
Franckreich ſtellte man unter dem Koͤnig in Franck-
reich Ludwig XIII. Balletter vor, von den Tugen-
den, der Clemenz, Klugheit, Tapfferkeit/ Maͤßig-
keit u. ſ. w. ingleichen von Schaͤfern, ſo aus den
beſten Taͤntzern beſtanden. Unter dem letzt ver-
ſtorbenen Koͤnig Ludwig XIV. von den vier Jahres-
Zeiten, von freyen Kuͤnſten u. ſ. w. Bey der Croͤ-
nung des ietzigen Koͤnigs in Franckreich præſen-
ti
rten die Commœdianten ein Ballet von 24 Stun-
den, welches in vier Actus eingetheilt war, nemlich
in die Mitternacht, in die Morgenroͤthe, in den
Mittag und in den Abend. Es hatte dieſe Luſt-
barkeit, vor welcher ein Prologus vorher gieng, ſehr
viel kuͤnſtlich ausgeſonnene Abwechſelungen von
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ſchen Comoͤdien. Jn Schweden ſahe man ein

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[795/0819] Von muſicaliſchen Concerten, Tantzen, ꝛc. wenig die Fleutedoucen, Lauten, Viol di Gamba, Panduren, Clarinen: als bey Bauern und Schaͤ- fern, weil dieſe letztern, als ein luſtiges Voͤlcklein, gemeiniglich nach einer ſchnurrigen und friſchen Feld-Muſic, als Schallmeyen, Dudelſack und Leyer gantz muthig herum zu huͤpffen gewohnt ſind, und die erſtern, bey denen alles martialiſch zugehet, durch Trompeten, Paucken, Hautbois und Baſſo- nen zum Streit munter gemacht werden. Bey Cavaliers und Dames iſt douce Muſic zu gebrau- chen. §. 20. Die Balletter ſind an den Europaͤiſchen Hoͤfen von einigen Seculis her bey Luſtbarkeiten und Schau-Spielen im Gebrauch geweſen. Jn Franckreich ſtellte man unter dem Koͤnig in Franck- reich Ludwig XIII. Balletter vor, von den Tugen- den, der Clemenz, Klugheit, Tapfferkeit/ Maͤßig- keit u. ſ. w. ingleichen von Schaͤfern, ſo aus den beſten Taͤntzern beſtanden. Unter dem letzt ver- ſtorbenen Koͤnig Ludwig XIV. von den vier Jahres- Zeiten, von freyen Kuͤnſten u. ſ. w. Bey der Croͤ- nung des ietzigen Koͤnigs in Franckreich præſen- tirten die Commœdianten ein Ballet von 24 Stun- den, welches in vier Actus eingetheilt war, nemlich in die Mitternacht, in die Morgenroͤthe, in den Mittag und in den Abend. Es hatte dieſe Luſt- barkeit, vor welcher ein Prologus vorher gieng, ſehr viel kuͤnſtlich ausgeſonnene Abwechſelungen von Taͤntzen, Muſicken, Frantzoͤſiſchen und Jtaliaͤni- ſchen Comoͤdien. Jn Schweden ſahe man ein Ballet,

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/819>, abgerufen am 23.11.2024.