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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Ehre der Unterth. gegen ihre Herrsch.
Schlüssel zu ihren Thoren, sondern auch zugleich
mit ihre Hertzen, und die Schlüssel zu allen ihren
Schätzen, wenn es ihre Herrschafften verlangten.
Die Städte streiten gleichsam um den Vorzug in
dem Eifer und in der Begierde ihre Herrschafft zu
beehren. Jst es etwan in den vorigen Zeiten ge-
bräuchlich gewesen, daß die Landes-Regenten sich
an diesen oder jenem Ort bißweilen eine Zeitlang
aufgehalten, so ersuchen dieselben Städte die Herr-
schafften auf das flehentlichste, daß sie doch geru-
hen möchten, sie eine Zeitlang mit dero allerhöchsten
Gegenwart zu erfreuen, und ihr Hof-Lager bey ih-
nen aufzuschlagen, sie sind willig und bereit, alle
darzu erforderliche Unkosten her zu geben, und ih-
nen bequeme und zierliche Residentz-Häuser zu er-
bauen.

§. 5. Sie ergreiffen alle Gelegenheiten, bey de-
nen sie ihre Freuden-volle und devoteste Ergeben-
heit durch ihre unterthänigste Glücks-Wünsche ab-
statten können. Es felicitiren hierbey nicht allein
die höchsten und vornehmsten unter den Ständen,
oder etwan bloß die Hof-Leute, als welches ein
Gewohnheits-Werck ist, sondern auch die gemein-
sten Bürger und Bauern. Es lauffen von allen
Städten und Flecken, ja so gar von allen Jnnun-
gen und Communen so viel Glück-wündschungs-
Adressen ein, daß ihrer wegen der grossen Menge
fast nicht mehr angenommen werden können. Sie
erfüllen bey denjenigen solennen Festen, die zu ihrer
Landes-Herrschafften Ehre und Glück gereichen,

alle
Z z 4

Von Ehre der Unterth. gegen ihre Herrſch.
Schluͤſſel zu ihren Thoren, ſondern auch zugleich
mit ihre Hertzen, und die Schluͤſſel zu allen ihren
Schaͤtzen, wenn es ihre Herrſchafften verlangten.
Die Staͤdte ſtreiten gleichſam um den Vorzug in
dem Eifer und in der Begierde ihre Herrſchafft zu
beehren. Jſt es etwan in den vorigen Zeiten ge-
braͤuchlich geweſen, daß die Landes-Regenten ſich
an dieſen oder jenem Ort bißweilen eine Zeitlang
aufgehalten, ſo erſuchen dieſelben Staͤdte die Herr-
ſchafften auf das flehentlichſte, daß ſie doch geru-
hen moͤchten, ſie eine Zeitlang mit dero allerhoͤchſten
Gegenwart zu erfreuen, und ihr Hof-Lager bey ih-
nen aufzuſchlagen, ſie ſind willig und bereit, alle
darzu erforderliche Unkoſten her zu geben, und ih-
nen bequeme und zierliche Reſidentz-Haͤuſer zu er-
bauen.

§. 5. Sie ergreiffen alle Gelegenheiten, bey de-
nen ſie ihre Freuden-volle und devoteſte Ergeben-
heit durch ihre unterthaͤnigſte Gluͤcks-Wuͤnſche ab-
ſtatten koͤnnen. Es felicitiren hierbey nicht allein
die hoͤchſten und vornehmſten unter den Staͤnden,
oder etwan bloß die Hof-Leute, als welches ein
Gewohnheits-Werck iſt, ſondern auch die gemein-
ſten Buͤrger und Bauern. Es lauffen von allen
Staͤdten und Flecken, ja ſo gar von allen Jnnun-
gen und Communen ſo viel Gluͤck-wuͤndſchungs-
Adreſſen ein, daß ihrer wegen der groſſen Menge
faſt nicht mehr angenommen werden koͤnnen. Sie
erfuͤllen bey denjenigen ſolennen Feſten, die zu ihrer
Landes-Herrſchafften Ehre und Gluͤck gereichen,

alle
Z z 4
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[727/0751] Von Ehre der Unterth. gegen ihre Herrſch. Schluͤſſel zu ihren Thoren, ſondern auch zugleich mit ihre Hertzen, und die Schluͤſſel zu allen ihren Schaͤtzen, wenn es ihre Herrſchafften verlangten. Die Staͤdte ſtreiten gleichſam um den Vorzug in dem Eifer und in der Begierde ihre Herrſchafft zu beehren. Jſt es etwan in den vorigen Zeiten ge- braͤuchlich geweſen, daß die Landes-Regenten ſich an dieſen oder jenem Ort bißweilen eine Zeitlang aufgehalten, ſo erſuchen dieſelben Staͤdte die Herr- ſchafften auf das flehentlichſte, daß ſie doch geru- hen moͤchten, ſie eine Zeitlang mit dero allerhoͤchſten Gegenwart zu erfreuen, und ihr Hof-Lager bey ih- nen aufzuſchlagen, ſie ſind willig und bereit, alle darzu erforderliche Unkoſten her zu geben, und ih- nen bequeme und zierliche Reſidentz-Haͤuſer zu er- bauen. §. 5. Sie ergreiffen alle Gelegenheiten, bey de- nen ſie ihre Freuden-volle und devoteſte Ergeben- heit durch ihre unterthaͤnigſte Gluͤcks-Wuͤnſche ab- ſtatten koͤnnen. Es felicitiren hierbey nicht allein die hoͤchſten und vornehmſten unter den Staͤnden, oder etwan bloß die Hof-Leute, als welches ein Gewohnheits-Werck iſt, ſondern auch die gemein- ſten Buͤrger und Bauern. Es lauffen von allen Staͤdten und Flecken, ja ſo gar von allen Jnnun- gen und Communen ſo viel Gluͤck-wuͤndſchungs- Adreſſen ein, daß ihrer wegen der groſſen Menge faſt nicht mehr angenommen werden koͤnnen. Sie erfuͤllen bey denjenigen ſolennen Feſten, die zu ihrer Landes-Herrſchafften Ehre und Gluͤck gereichen, alle Z z 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/751>, abgerufen am 22.11.2024.