Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Reichs- und Land-Tägen.
position hält wiederum einer von den vornehmsten
Ständen in Nahmen der sämmtlichen Stände ei-
ne solenne Gegen-Rede. Sie dancken, daß
Serenissimus sich gefallen lassen, in eigener höch-
sten Person dem Land-Tag beyzuwohnen, und die
Stände dero fürwährenden Erb-Landes-Fürstli-
chen Hulde und Gnade zu versichern, sie würden
sich mit euserster Application demjenigen, was
ihre Obliegenheit erfordert, unterziehen, und nach
Verstattung gewöhnlicher Deliberationen, darum
sie gehorsamst bäthen, dasjenige was ihnen gnä-
digst ausgestellt worden, nach allen Umständen
reiflich überlegen, und sich darauf geziemend ver-
nehmen zu lassen, nicht anstehen. Solte aber et-
wan wegen wahrhaffter Ersprießlichkeit Serenissi-
mi
ingleichen des Wohl und Wehe des Landes, ei-
nige Erinnerungen in gehorsamste und zugelassene
Modestie beyzufügen, der Unumgänglichkeit seyn,
oder der entkräfftete Zustand der Contribuenten
die völlige Erreichung der führenden Intention
hindern, so sind sie versichert, daß Serenissimus
solches auch als einen Effect der unterthänigsten
Gegen-Verbindung annehmen würden.

§. 40. Die Propositionen werden öffentlich ab-
gelesen, und den unterschiedenen Collegiis der
Stände, unterschiedene Exemplaria davon zuge-
stellt, auch einige Beyfugen, als z. E. die Berech-
nungen der Gelder, die auf den vorigen Land-Tä-
gen verwilliget worden, u. s. w. zugleich mit über-
geben. Nach der Proposition werden von den

Stän-

Von den Reichs- und Land-Taͤgen.
poſition haͤlt wiederum einer von den vornehmſten
Staͤnden in Nahmen der ſaͤmmtlichen Staͤnde ei-
ne ſolenne Gegen-Rede. Sie dancken, daß
Sereniſſimus ſich gefallen laſſen, in eigener hoͤch-
ſten Perſon dem Land-Tag beyzuwohnen, und die
Staͤnde dero fuͤrwaͤhrenden Erb-Landes-Fuͤrſtli-
chen Hulde und Gnade zu verſichern, ſie wuͤrden
ſich mit euſerſter Application demjenigen, was
ihre Obliegenheit erfordert, unterziehen, und nach
Verſtattung gewoͤhnlicher Deliberationen, darum
ſie gehorſamſt baͤthen, dasjenige was ihnen gnaͤ-
digſt ausgeſtellt worden, nach allen Umſtaͤnden
reiflich uͤberlegen, und ſich darauf geziemend ver-
nehmen zu laſſen, nicht anſtehen. Solte aber et-
wan wegen wahrhaffter Erſprießlichkeit Sereniſſi-
mi
ingleichen des Wohl und Wehe des Landes, ei-
nige Erinnerungen in gehorſamſte und zugelaſſene
Modeſtie beyzufuͤgen, der Unumgaͤnglichkeit ſeyn,
oder der entkraͤfftete Zuſtand der Contribuenten
die voͤllige Erreichung der fuͤhrenden Intention
hindern, ſo ſind ſie verſichert, daß Sereniſſimus
ſolches auch als einen Effect der unterthaͤnigſten
Gegen-Verbindung annehmen wuͤrden.

§. 40. Die Propoſitionen werden oͤffentlich ab-
geleſen, und den unterſchiedenen Collegiis der
Staͤnde, unterſchiedene Exemplaria davon zuge-
ſtellt, auch einige Beyfugen, als z. E. die Berech-
nungen der Gelder, die auf den vorigen Land-Taͤ-
gen verwilliget worden, u. ſ. w. zugleich mit uͤber-
geben. Nach der Propoſition werden von den

Staͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0727" n="703"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Reichs- und Land-Ta&#x0364;gen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">po&#x017F;ition</hi> ha&#x0364;lt wiederum einer von den vornehm&#x017F;ten<lb/>
Sta&#x0364;nden in Nahmen der &#x017F;a&#x0364;mmtlichen Sta&#x0364;nde ei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">&#x017F;olenne</hi> Gegen-Rede. Sie dancken, daß<lb/><hi rendition="#aq">Sereni&#x017F;&#x017F;imus</hi> &#x017F;ich gefallen la&#x017F;&#x017F;en, in eigener ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten Per&#x017F;on dem Land-Tag beyzuwohnen, und die<lb/>
Sta&#x0364;nde dero fu&#x0364;rwa&#x0364;hrenden Erb-Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tli-<lb/>
chen Hulde und Gnade zu ver&#x017F;ichern, &#x017F;ie wu&#x0364;rden<lb/>
&#x017F;ich mit eu&#x017F;er&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Application</hi> demjenigen, was<lb/>
ihre Obliegenheit erfordert, unterziehen, und nach<lb/>
Ver&#x017F;tattung gewo&#x0364;hnlicher <hi rendition="#aq">Deliberation</hi>en, darum<lb/>
&#x017F;ie gehor&#x017F;am&#x017F;t ba&#x0364;then, dasjenige was ihnen gna&#x0364;-<lb/>
dig&#x017F;t ausge&#x017F;tellt worden, nach allen Um&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
reiflich u&#x0364;berlegen, und &#x017F;ich darauf geziemend ver-<lb/>
nehmen zu la&#x017F;&#x017F;en, nicht an&#x017F;tehen. Solte aber et-<lb/>
wan wegen wahrhaffter Er&#x017F;prießlichkeit <hi rendition="#aq">Sereni&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
mi</hi> ingleichen des Wohl und Wehe des Landes, ei-<lb/>
nige Erinnerungen in gehor&#x017F;am&#x017F;te und zugela&#x017F;&#x017F;ene<lb/><hi rendition="#aq">Mode&#x017F;tie</hi> beyzufu&#x0364;gen, der Unumga&#x0364;nglichkeit &#x017F;eyn,<lb/>
oder der entkra&#x0364;fftete Zu&#x017F;tand der <hi rendition="#aq">Contribuent</hi>en<lb/>
die vo&#x0364;llige Erreichung der fu&#x0364;hrenden <hi rendition="#aq">Intention</hi><lb/>
hindern, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie ver&#x017F;ichert, daß <hi rendition="#aq">Sereni&#x017F;&#x017F;imus</hi><lb/>
&#x017F;olches auch als einen <hi rendition="#aq">Effect</hi> der untertha&#x0364;nig&#x017F;ten<lb/>
Gegen-Verbindung annehmen wu&#x0364;rden.</p><lb/>
          <p>§. 40. Die <hi rendition="#aq">Propo&#x017F;ition</hi>en werden o&#x0364;ffentlich ab-<lb/>
gele&#x017F;en, und den unter&#x017F;chiedenen <hi rendition="#aq">Collegiis</hi> der<lb/>
Sta&#x0364;nde, unter&#x017F;chiedene <hi rendition="#aq">Exemplaria</hi> davon zuge-<lb/>
&#x017F;tellt, auch einige Beyfugen, als z. E. die Berech-<lb/>
nungen der Gelder, die auf den vorigen Land-Ta&#x0364;-<lb/>
gen verwilliget worden, u. &#x017F;. w. zugleich mit u&#x0364;ber-<lb/>
geben. Nach der <hi rendition="#aq">Propo&#x017F;ition</hi> werden von den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sta&#x0364;n-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[703/0727] Von den Reichs- und Land-Taͤgen. poſition haͤlt wiederum einer von den vornehmſten Staͤnden in Nahmen der ſaͤmmtlichen Staͤnde ei- ne ſolenne Gegen-Rede. Sie dancken, daß Sereniſſimus ſich gefallen laſſen, in eigener hoͤch- ſten Perſon dem Land-Tag beyzuwohnen, und die Staͤnde dero fuͤrwaͤhrenden Erb-Landes-Fuͤrſtli- chen Hulde und Gnade zu verſichern, ſie wuͤrden ſich mit euſerſter Application demjenigen, was ihre Obliegenheit erfordert, unterziehen, und nach Verſtattung gewoͤhnlicher Deliberationen, darum ſie gehorſamſt baͤthen, dasjenige was ihnen gnaͤ- digſt ausgeſtellt worden, nach allen Umſtaͤnden reiflich uͤberlegen, und ſich darauf geziemend ver- nehmen zu laſſen, nicht anſtehen. Solte aber et- wan wegen wahrhaffter Erſprießlichkeit Sereniſſi- mi ingleichen des Wohl und Wehe des Landes, ei- nige Erinnerungen in gehorſamſte und zugelaſſene Modeſtie beyzufuͤgen, der Unumgaͤnglichkeit ſeyn, oder der entkraͤfftete Zuſtand der Contribuenten die voͤllige Erreichung der fuͤhrenden Intention hindern, ſo ſind ſie verſichert, daß Sereniſſimus ſolches auch als einen Effect der unterthaͤnigſten Gegen-Verbindung annehmen wuͤrden. §. 40. Die Propoſitionen werden oͤffentlich ab- geleſen, und den unterſchiedenen Collegiis der Staͤnde, unterſchiedene Exemplaria davon zuge- ſtellt, auch einige Beyfugen, als z. E. die Berech- nungen der Gelder, die auf den vorigen Land-Taͤ- gen verwilliget worden, u. ſ. w. zugleich mit uͤber- geben. Nach der Propoſition werden von den Staͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/727
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/727>, abgerufen am 14.06.2024.