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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Hoch-Fürstl. Occupationen etc.
teresse haben auf das eigentlichste zu erfahren.
Sie unterhalten zu dem Ende die kostbarsten Cor-
respondenc
en, und theilen dieserhalb viel Leuten
gewisse Pensionen aus. Von dem König in
Franckreich Lidwig den XIV. sagt man, daß ihm
die redlichen und ungetreuen, die geschickten und un-
geschickten Milistri an allen Europäischen Höfen
bekandt gewesen.

§. 11. Bey denjenigen Stücken, die sie bey ih-
rer Regierung zu besorgen haben, wenden sie die
meiste Zeit auf die Angelegenheiten, die mit ihren
Neigungen übereinstimmig. Die Liebhaber des
Militair-Wesens lassen Vestungen anlegen, und
Fortificationen repariren, Pulver-Mühlen er-
bauen, Soldaten mustern, u. s. w. Die an den
Jagten ihr Vergnügen finden, stellen sehr fleißig
Jagten an, und richten alles, was zum Jagt-We-
sen gehört, auf das ordentlichste ein. Und also wird
man allenthalben finden, daß dasjenige Objectum,
so mit der Passion eines grossen Herrn am meisten
harmonirt, auch am fleißigsten und eigentlichsten
wird besorgt werden.

§. 12. Unter allen Fürstlichen Occupationen ist
wohl keine nichtswürdiger und einem grossen Herrn
unanständiger, als diejenige, die der gottlose Kayser
Domitianus unternommen, da er sich zu vielen
Stunden in seinem Gemach eingeschlossen, und mit
einem silbernen Spießgen die Fliegen todt gesto-
chen. Kluge Regenten bleiben eben diejenigen im
Schertze, die sie im Ernst sind, sie führen sich über-

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Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc.
tereſſe haben auf das eigentlichſte zu erfahren.
Sie unterhalten zu dem Ende die koſtbarſten Cor-
reſpondenc
en, und theilen dieſerhalb viel Leuten
gewiſſe Penſionen aus. Von dem Koͤnig in
Franckreich Lidwig den XIV. ſagt man, daß ihm
die redlichen und ungetreuen, die geſchickten und un-
geſchickten Miliſtri an allen Europaͤiſchen Hoͤfen
bekandt geweſen.

§. 11. Bey denjenigen Stuͤcken, die ſie bey ih-
rer Regierung zu beſorgen haben, wenden ſie die
meiſte Zeit auf die Angelegenheiten, die mit ihren
Neigungen uͤbereinſtimmig. Die Liebhaber des
Militair-Weſens laſſen Veſtungen anlegen, und
Fortificationen repariren, Pulver-Muͤhlen er-
bauen, Soldaten muſtern, u. ſ. w. Die an den
Jagten ihr Vergnuͤgen finden, ſtellen ſehr fleißig
Jagten an, und richten alles, was zum Jagt-We-
ſen gehoͤrt, auf das ordentlichſte ein. Und alſo wird
man allenthalben finden, daß dasjenige Objectum,
ſo mit der Paſſion eines groſſen Herrn am meiſten
harmonirt, auch am fleißigſten und eigentlichſten
wird beſorgt werden.

§. 12. Unter allen Fuͤrſtlichen Occupationen iſt
wohl keine nichtswuͤrdiger und einem groſſen Herrn
unanſtaͤndiger, als diejenige, die der gottloſe Kayſer
Domitianus unternommen, da er ſich zu vielen
Stunden in ſeinem Gemach eingeſchloſſen, und mit
einem ſilbernen Spießgen die Fliegen todt geſto-
chen. Kluge Regenten bleiben eben diejenigen im
Schertze, die ſie im Ernſt ſind, ſie fuͤhren ſich uͤber-

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[41/0065] Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc. tereſſe haben auf das eigentlichſte zu erfahren. Sie unterhalten zu dem Ende die koſtbarſten Cor- reſpondencen, und theilen dieſerhalb viel Leuten gewiſſe Penſionen aus. Von dem Koͤnig in Franckreich Lidwig den XIV. ſagt man, daß ihm die redlichen und ungetreuen, die geſchickten und un- geſchickten Miliſtri an allen Europaͤiſchen Hoͤfen bekandt geweſen. §. 11. Bey denjenigen Stuͤcken, die ſie bey ih- rer Regierung zu beſorgen haben, wenden ſie die meiſte Zeit auf die Angelegenheiten, die mit ihren Neigungen uͤbereinſtimmig. Die Liebhaber des Militair-Weſens laſſen Veſtungen anlegen, und Fortificationen repariren, Pulver-Muͤhlen er- bauen, Soldaten muſtern, u. ſ. w. Die an den Jagten ihr Vergnuͤgen finden, ſtellen ſehr fleißig Jagten an, und richten alles, was zum Jagt-We- ſen gehoͤrt, auf das ordentlichſte ein. Und alſo wird man allenthalben finden, daß dasjenige Objectum, ſo mit der Paſſion eines groſſen Herrn am meiſten harmonirt, auch am fleißigſten und eigentlichſten wird beſorgt werden. §. 12. Unter allen Fuͤrſtlichen Occupationen iſt wohl keine nichtswuͤrdiger und einem groſſen Herrn unanſtaͤndiger, als diejenige, die der gottloſe Kayſer Domitianus unternommen, da er ſich zu vielen Stunden in ſeinem Gemach eingeſchloſſen, und mit einem ſilbernen Spießgen die Fliegen todt geſto- chen. Kluge Regenten bleiben eben diejenigen im Schertze, die ſie im Ernſt ſind, ſie fuͤhren ſich uͤber- ein C 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/65>, abgerufen am 29.11.2024.