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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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III. Theil. IV. Capitul.
Worten nach. Es geschicht dieser Actus vor dem
hohen Altar, und werden sie zu demselben entwe-
der von der Geistlichkeit oder von einigen Reichs-
Ständen geführet. Jn dem Königreich Pohllen
tragen der Ertz-Bischoff von Gnesen und der Land-
Bothen-Marschall die Pacta und Conventa, auf
welche sich der Eyd gründet, vor dem König her/
und führen ihn an den Platz, wo er den Eyd able-
gen soll.

§. 29. Vor der Crönung bedienen sich die Kö-
nige und Königinnen gemeiniglich der heil. Com-
munion.
damit sie hiedurch ihren Glauben vor dem
gantzen Volck, welches sie beherrschen wollen, öf-
fentlich bekennen, und sich auch hiedurch anheischig
machen, den Glauben und die Religion zu beschü-
tzen. Bey den Römisch-Catholischen werden auch
wohl noch über dieses, entweder vor oder nach der
Crönung, unterschiedene Wallfarthen zu diesem
oder jenem Heiligen angestellet, der bey ihnen am
meisten beliebt, und in dieser oder jener Kirche be-
rühmt worden.

§. 30. Die Salbung geschicht durchgehends bey
allen Europäischen Puissancen, welche gecrönet sol-
len werden, von dem vornehmsten Ertz-Bischoff
des Landes, welchem gemeiniglich ein paar andere
Bischöffe mit zu assistiren pflegen. Sie ist ein sehr
alter Gebrauch, der sich noch aus dem alten Testa-
ment her schreibet. S. II. Buch Mosis am XXIX
Cap. 7. 8. III. Buch Mosis am XXI Cap. 10. 11.
und geschicht zu dem Ende, daß sie sey ein Zeichen

der

III. Theil. IV. Capitul.
Worten nach. Es geſchicht dieſer Actus vor dem
hohen Altar, und werden ſie zu demſelben entwe-
der von der Geiſtlichkeit oder von einigen Reichs-
Staͤnden gefuͤhret. Jn dem Koͤnigreich Pohllen
tragen der Ertz-Biſchoff von Gneſen und der Land-
Bothen-Marſchall die Pacta und Conventa, auf
welche ſich der Eyd gruͤndet, vor dem Koͤnig her/
und fuͤhren ihn an den Platz, wo er den Eyd able-
gen ſoll.

§. 29. Vor der Croͤnung bedienen ſich die Koͤ-
nige und Koͤniginnen gemeiniglich der heil. Com-
munion.
damit ſie hiedurch ihren Glauben vor dem
gantzen Volck, welches ſie beherrſchen wollen, oͤf-
fentlich bekennen, und ſich auch hiedurch anheiſchig
machen, den Glauben und die Religion zu beſchuͤ-
tzen. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen werden auch
wohl noch uͤber dieſes, entweder vor oder nach der
Croͤnung, unterſchiedene Wallfarthen zu dieſem
oder jenem Heiligen angeſtellet, der bey ihnen am
meiſten beliebt, und in dieſer oder jener Kirche be-
ruͤhmt worden.

§. 30. Die Salbung geſchicht durchgehends bey
allen Europaͤiſchen Puiſſancen, welche gecroͤnet ſol-
len werden, von dem vornehmſten Ertz-Biſchoff
des Landes, welchem gemeiniglich ein paar andere
Biſchoͤffe mit zu aſſiſtiren pflegen. Sie iſt ein ſehr
alter Gebrauch, der ſich noch aus dem alten Teſta-
ment her ſchreibet. S. II. Buch Moſis am XXIX
Cap. 7. 8. III. Buch Moſis am XXI Cap. 10. 11.
und geſchicht zu dem Ende, daß ſie ſey ein Zeichen

der
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[598/0622] III. Theil. IV. Capitul. Worten nach. Es geſchicht dieſer Actus vor dem hohen Altar, und werden ſie zu demſelben entwe- der von der Geiſtlichkeit oder von einigen Reichs- Staͤnden gefuͤhret. Jn dem Koͤnigreich Pohllen tragen der Ertz-Biſchoff von Gneſen und der Land- Bothen-Marſchall die Pacta und Conventa, auf welche ſich der Eyd gruͤndet, vor dem Koͤnig her/ und fuͤhren ihn an den Platz, wo er den Eyd able- gen ſoll. §. 29. Vor der Croͤnung bedienen ſich die Koͤ- nige und Koͤniginnen gemeiniglich der heil. Com- munion. damit ſie hiedurch ihren Glauben vor dem gantzen Volck, welches ſie beherrſchen wollen, oͤf- fentlich bekennen, und ſich auch hiedurch anheiſchig machen, den Glauben und die Religion zu beſchuͤ- tzen. Bey den Roͤmiſch-Catholiſchen werden auch wohl noch uͤber dieſes, entweder vor oder nach der Croͤnung, unterſchiedene Wallfarthen zu dieſem oder jenem Heiligen angeſtellet, der bey ihnen am meiſten beliebt, und in dieſer oder jener Kirche be- ruͤhmt worden. §. 30. Die Salbung geſchicht durchgehends bey allen Europaͤiſchen Puiſſancen, welche gecroͤnet ſol- len werden, von dem vornehmſten Ertz-Biſchoff des Landes, welchem gemeiniglich ein paar andere Biſchoͤffe mit zu aſſiſtiren pflegen. Sie iſt ein ſehr alter Gebrauch, der ſich noch aus dem alten Teſta- ment her ſchreibet. S. II. Buch Moſis am XXIX Cap. 7. 8. III. Buch Moſis am XXI Cap. 10. 11. und geſchicht zu dem Ende, daß ſie ſey ein Zeichen der

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/622>, abgerufen am 25.11.2024.