position, und zeiget an, warum er den Congreß verlanget. Hierauf erfolgen die Gegen-Proposi- tionen, und die besondern Petitionen, Postulata und specifique Antworten der Gevollmächtigten.
§. 36. Wegen Führung des Protocolls setzt es auch bißweilen kleine Streitigkeiten. Manchmahl führen es die Mediateurs, doch excipiren nicht sel- ten die andern Gesandten darwieder. Ein ieder Theil pflegt gemeiniglich sein eigen Protocoll zu halten, weil manche glauben, derjenige Theil, so sich dieses anmassen wolte, suchte hierunter eine ge- wisse Priorität.
§. 36. Die Gesandten controvertiren bey den Friedens-Conferenzen, ob sie schrifftlich oder mündlich mit einander tractiren wollen. Viel- mahls wollen sie nicht an die schrifftlichen Tracta- ten, sie meynen, die Negotiationen würden dadurch aufgehalten, sie dencken, es schickte sich nicht, daß alles den andern Tag gleich gedruckt würde. An- dere hingegen meynen, wenn man die Anforderun- gen vor billich hielte, so solte man es gerne sehen, daß sie gedruckt würden, damit die Völcker, welche da- von Nachricht überkämen, die ersten wären zu bit- ten, daß man selbige annehmen möchte; da es hin- gegentheil auch, wenn sie nicht acceptabel, natür- lich wäre, daß die Alliirten dem Publico die Ursa- chen sehen liessen, warum man sie nicht annehmen könte. So offt als bey dieser oder einer andern Materie zweiffelhaffte Casus vorfallen, so offt schi- cken die Gevollmächtigten Staffetten an ihre Prin-
cipa-
II. Theil. VIII. Capitul.
poſition, und zeiget an, warum er den Congreß verlanget. Hierauf erfolgen die Gegen-Propoſi- tionen, und die beſondern Petitionen, Poſtulata und ſpecifique Antworten der Gevollmaͤchtigten.
§. 36. Wegen Fuͤhrung des Protocolls ſetzt es auch bißweilen kleine Streitigkeiten. Manchmahl fuͤhren es die Mediateurs, doch excipiren nicht ſel- ten die andern Geſandten darwieder. Ein ieder Theil pflegt gemeiniglich ſein eigen Protocoll zu halten, weil manche glauben, derjenige Theil, ſo ſich dieſes anmaſſen wolte, ſuchte hierunter eine ge- wiſſe Prioritaͤt.
§. 36. Die Geſandten controvertiren bey den Friedens-Conferenzen, ob ſie ſchrifftlich oder muͤndlich mit einander tractiren wollen. Viel- mahls wollen ſie nicht an die ſchrifftlichen Tracta- ten, ſie meynen, die Negotiationen wuͤrden dadurch aufgehalten, ſie dencken, es ſchickte ſich nicht, daß alles den andern Tag gleich gedruckt wuͤrde. An- dere hingegen meynen, wenn man die Anforderun- gen vor billich hielte, ſo ſolte man es gerne ſehen, daß ſie gedruckt wuͤrden, damit die Voͤlcker, welche da- von Nachricht uͤberkaͤmen, die erſten waͤren zu bit- ten, daß man ſelbige annehmen moͤchte; da es hin- gegentheil auch, wenn ſie nicht acceptabel, natuͤr- lich waͤre, daß die Alliirten dem Publico die Urſa- chen ſehen lieſſen, warum man ſie nicht annehmen koͤnte. So offt als bey dieſer oder einer andern Materie zweiffelhaffte Caſus vorfallen, ſo offt ſchi- cken die Gevollmaͤchtigten Staffetten an ihre Prin-
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II. Theil. VIII. Capitul.
poſition, und zeiget an, warum er den Congreß
verlanget. Hierauf erfolgen die Gegen-Propoſi-
tionen, und die beſondern Petitionen, Poſtulata und
ſpecifique Antworten der Gevollmaͤchtigten.
§. 36. Wegen Fuͤhrung des Protocolls ſetzt es
auch bißweilen kleine Streitigkeiten. Manchmahl
fuͤhren es die Mediateurs, doch excipiren nicht ſel-
ten die andern Geſandten darwieder. Ein ieder
Theil pflegt gemeiniglich ſein eigen Protocoll zu
halten, weil manche glauben, derjenige Theil, ſo
ſich dieſes anmaſſen wolte, ſuchte hierunter eine ge-
wiſſe Prioritaͤt.
§. 36. Die Geſandten controvertiren bey den
Friedens-Conferenzen, ob ſie ſchrifftlich oder
muͤndlich mit einander tractiren wollen. Viel-
mahls wollen ſie nicht an die ſchrifftlichen Tracta-
ten, ſie meynen, die Negotiationen wuͤrden dadurch
aufgehalten, ſie dencken, es ſchickte ſich nicht, daß
alles den andern Tag gleich gedruckt wuͤrde. An-
dere hingegen meynen, wenn man die Anforderun-
gen vor billich hielte, ſo ſolte man es gerne ſehen, daß
ſie gedruckt wuͤrden, damit die Voͤlcker, welche da-
von Nachricht uͤberkaͤmen, die erſten waͤren zu bit-
ten, daß man ſelbige annehmen moͤchte; da es hin-
gegentheil auch, wenn ſie nicht acceptabel, natuͤr-
lich waͤre, daß die Alliirten dem Publico die Urſa-
chen ſehen lieſſen, warum man ſie nicht annehmen
koͤnte. So offt als bey dieſer oder einer andern
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/548>, abgerufen am 22.11.2024.
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