Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. VIII. Capitul.
certirt und zu Stande gebracht, immaßen etwas
gantz besonders war, daß der Cämmerichsche Frie-
de zwischen der Ludovica, der Mutter des Köni-
ges in Franckreich Francisci I., und der Margare-
tha,
Kaysers Caroli V. Muhme gröstentheils regu-
li
ret wurde, welcher daher von den Historicis mei-
stentheils nur der Weiber-Friede genennet wird.
S. Brautlach in Histor. Pacificat. Guicciardin.
in Hist. sui temp. Lib. V. p.
713. Man trägt der-
gleichen Tractaten einigen zugleich auf, damit, wenn
der eine etwan abwesend ist, oder durch Unpäßlich-
keit verhindert wird, die andern mit gleichen Pou-
voir
die Friedens-Tractaten fortsetzen können.
Bißweilen werden die Friedens-Negotia durch ein
paar grosse Generale oder Ministres tractiret, de-
nen ein paar Legations-Secretarii zugegeben wer-
den. Also wurde der Rastadter Friede durch den
Printz Eugenium und den Marechal de Villars
geschlossen. Es ist gantz etwas neues, daß Printz
Eugenius bey dem Frieden zu Rastadt, ohne vor-
hergehenden Reichs-Schluß, bloß von dem Kay-
ser, iedoch nach vorheriger Communication mit
Chur-Mayntz bevollmächtiget ward, sich mit dem
Villars in Friedens-Tractaten einzulassen; es ge-
schahe solches zu dem Ende, damit man Weitläuff-
tigkeiten und Auffenthalt vermeiden wolte, welche
die vorhergehenden Reichs Deliberationen verur-
sachen könten. Sonst wird man in der Teutschen
Historie nicht gar viel dergleichen Exempel haben.
Bey den Westphälischen Friedens-Tractaten wol-

ten

II. Theil. VIII. Capitul.
certirt und zu Stande gebracht, immaßen etwas
gantz beſonders war, daß der Caͤmmerichſche Frie-
de zwiſchen der Ludovica, der Mutter des Koͤni-
ges in Franckreich Franciſci I., und der Margare-
tha,
Kayſers Caroli V. Muhme groͤſtentheils regu-
li
ret wurde, welcher daher von den Hiſtoricis mei-
ſtentheils nur der Weiber-Friede genennet wird.
S. Brautlach in Hiſtor. Pacificat. Guicciardin.
in Hiſt. ſui temp. Lib. V. p.
713. Man traͤgt der-
gleichen Tractaten einigen zugleich auf, damit, wenn
der eine etwan abweſend iſt, oder durch Unpaͤßlich-
keit verhindert wird, die andern mit gleichen Pou-
voir
die Friedens-Tractaten fortſetzen koͤnnen.
Bißweilen werden die Friedens-Negotia durch ein
paar groſſe Generale oder Miniſtres tractiret, de-
nen ein paar Legations-Secretarii zugegeben wer-
den. Alſo wurde der Raſtadter Friede durch den
Printz Eugenium und den Marechal de Villars
geſchloſſen. Es iſt gantz etwas neues, daß Printz
Eugenius bey dem Frieden zu Raſtadt, ohne vor-
hergehenden Reichs-Schluß, bloß von dem Kay-
ſer, iedoch nach vorheriger Communication mit
Chur-Mayntz bevollmaͤchtiget ward, ſich mit dem
Villars in Friedens-Tractaten einzulaſſen; es ge-
ſchahe ſolches zu dem Ende, damit man Weitlaͤuff-
tigkeiten und Auffenthalt vermeiden wolte, welche
die vorhergehenden Reichs Deliberationen verur-
ſachen koͤnten. Sonſt wird man in der Teutſchen
Hiſtorie nicht gar viel dergleichen Exempel haben.
Bey den Weſtphaͤliſchen Friedens-Tractaten wol-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0536" n="512"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">certi</hi>rt und zu Stande gebracht, immaßen etwas<lb/>
gantz be&#x017F;onders war, daß der Ca&#x0364;mmerich&#x017F;che Frie-<lb/>
de zwi&#x017F;chen der <hi rendition="#aq">Ludovica,</hi> der Mutter des Ko&#x0364;ni-<lb/>
ges in Franckreich <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;ci I.,</hi> und der <hi rendition="#aq">Margare-<lb/>
tha,</hi> Kay&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Caroli V.</hi> Muhme gro&#x0364;&#x017F;tentheils <hi rendition="#aq">regu-<lb/>
li</hi>ret wurde, welcher daher von den <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toricis</hi> mei-<lb/>
&#x017F;tentheils nur der Weiber-Friede genennet wird.<lb/>
S. <hi rendition="#aq">Brautlach in Hi&#x017F;tor. Pacificat. Guicciardin.<lb/>
in Hi&#x017F;t. &#x017F;ui temp. Lib. V. p.</hi> 713. Man tra&#x0364;gt der-<lb/>
gleichen <hi rendition="#aq">Tractat</hi>en einigen zugleich auf, damit, wenn<lb/>
der eine etwan abwe&#x017F;end i&#x017F;t, oder durch Unpa&#x0364;ßlich-<lb/>
keit verhindert wird, die andern mit gleichen <hi rendition="#aq">Pou-<lb/>
voir</hi> die Friedens-<hi rendition="#aq">Tractat</hi>en fort&#x017F;etzen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Bißweilen werden die Friedens-<hi rendition="#aq">Negotia</hi> durch ein<lb/>
paar gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Generale</hi> oder <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tres tracti</hi>ret, de-<lb/>
nen ein paar <hi rendition="#aq">Legations-Secretarii</hi> zugegeben wer-<lb/>
den. Al&#x017F;o wurde der Ra&#x017F;tadter Friede durch den<lb/>
Printz <hi rendition="#aq">Eugenium</hi> und den <hi rendition="#aq">Marechal de Villars</hi><lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Es i&#x017F;t gantz etwas neues, daß Printz<lb/><hi rendition="#aq">Eugenius</hi> bey dem Frieden zu Ra&#x017F;tadt, ohne vor-<lb/>
hergehenden Reichs-Schluß, bloß von dem Kay-<lb/>
&#x017F;er, iedoch nach vorheriger <hi rendition="#aq">Communication</hi> mit<lb/>
Chur-Mayntz bevollma&#x0364;chtiget ward, &#x017F;ich mit dem<lb/><hi rendition="#aq">Villars</hi> in Friedens-<hi rendition="#aq">Tractat</hi>en einzula&#x017F;&#x017F;en; es ge-<lb/>
&#x017F;chahe &#x017F;olches zu dem Ende, damit man Weitla&#x0364;uff-<lb/>
tigkeiten und Auffenthalt vermeiden wolte, welche<lb/>
die vorhergehenden Reichs <hi rendition="#aq">Deliberation</hi>en verur-<lb/>
&#x017F;achen ko&#x0364;nten. Son&#x017F;t wird man in der Teut&#x017F;chen<lb/>
Hi&#x017F;torie nicht gar viel dergleichen Exempel haben.<lb/>
Bey den We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen Friedens-<hi rendition="#aq">Tractat</hi>en wol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[512/0536] II. Theil. VIII. Capitul. certirt und zu Stande gebracht, immaßen etwas gantz beſonders war, daß der Caͤmmerichſche Frie- de zwiſchen der Ludovica, der Mutter des Koͤni- ges in Franckreich Franciſci I., und der Margare- tha, Kayſers Caroli V. Muhme groͤſtentheils regu- liret wurde, welcher daher von den Hiſtoricis mei- ſtentheils nur der Weiber-Friede genennet wird. S. Brautlach in Hiſtor. Pacificat. Guicciardin. in Hiſt. ſui temp. Lib. V. p. 713. Man traͤgt der- gleichen Tractaten einigen zugleich auf, damit, wenn der eine etwan abweſend iſt, oder durch Unpaͤßlich- keit verhindert wird, die andern mit gleichen Pou- voir die Friedens-Tractaten fortſetzen koͤnnen. Bißweilen werden die Friedens-Negotia durch ein paar groſſe Generale oder Miniſtres tractiret, de- nen ein paar Legations-Secretarii zugegeben wer- den. Alſo wurde der Raſtadter Friede durch den Printz Eugenium und den Marechal de Villars geſchloſſen. Es iſt gantz etwas neues, daß Printz Eugenius bey dem Frieden zu Raſtadt, ohne vor- hergehenden Reichs-Schluß, bloß von dem Kay- ſer, iedoch nach vorheriger Communication mit Chur-Mayntz bevollmaͤchtiget ward, ſich mit dem Villars in Friedens-Tractaten einzulaſſen; es ge- ſchahe ſolches zu dem Ende, damit man Weitlaͤuff- tigkeiten und Auffenthalt vermeiden wolte, welche die vorhergehenden Reichs Deliberationen verur- ſachen koͤnten. Sonſt wird man in der Teutſchen Hiſtorie nicht gar viel dergleichen Exempel haben. Bey den Weſtphaͤliſchen Friedens-Tractaten wol- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/536
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/536>, abgerufen am 22.11.2024.