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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Vom Kriege.
einem Regenten des Landes alle Mittel vorgekehrt,
um dem Feinde tapffern Wiederstand zu leisten.
Die Unterthanen werden mit Gewehr versehen, es
wird den Predigern anbefohlen, einem ieden seine
Pflicht zu erinnern, und ihn zur Defension und
zum Schutz des Landes auf das kräfftigste zu ver-
mahnen. Die Römisch-Catholischen Puissancen
sind in diesem Stück vor andern sehr sinnreich,
wenn die Ketzer in ihre Lande einfallen, sie als die
abscheulichsten und grausamsten Leute abzumah-
len, sie befehlen ihrer Clerisey an, dem Volck vor-
zustellen, daß die Religion in höchster Gefahr
wäre, sintemahl dieselbe der Deckmantel, dessen
sich hohe und niedrige bißweilen zu Vertheidigung
ihres Eigennutzes schändlich mißbrauchen.

§. 27. An einigen bergichten, waldichten und
sumpfigten Gegenden haben bißweilen die Bauern
zu Krieges-Zeiten mehr Abbruch gethan dem Fein-
de, als die regulierte Milice. Wie tapffer sich
die Tyroler anno 1703 wider die eingefallenen
Frantzosen und Bayern gehalten, ist allen denje-
nigen bekandt, welche die Geschichte derselben Zeit
gelesen. Es hat ein Frantzose daher Gelegenheit
genommen, die aufrichtige Meynung seines Her-
tzens in folgenden Reimen an Tag zu legen:

Was mack mir in Tyrol, Schelm Bauer Kop
reiß ab,
Und arm Franzoßlig todt da, wie Hund nit be-
grab,
Weib,
H h 4

Vom Kriege.
einem Regenten des Landes alle Mittel vorgekehrt,
um dem Feinde tapffern Wiederſtand zu leiſten.
Die Unterthanen werden mit Gewehr verſehen, es
wird den Predigern anbefohlen, einem ieden ſeine
Pflicht zu erinnern, und ihn zur Defenſion und
zum Schutz des Landes auf das kraͤfftigſte zu ver-
mahnen. Die Roͤmiſch-Catholiſchen Puiſſancen
ſind in dieſem Stuͤck vor andern ſehr ſinnreich,
wenn die Ketzer in ihre Lande einfallen, ſie als die
abſcheulichſten und grauſamſten Leute abzumah-
len, ſie befehlen ihrer Cleriſey an, dem Volck vor-
zuſtellen, daß die Religion in hoͤchſter Gefahr
waͤre, ſintemahl dieſelbe der Deckmantel, deſſen
ſich hohe und niedrige bißweilen zu Vertheidigung
ihres Eigennutzes ſchaͤndlich mißbrauchen.

§. 27. An einigen bergichten, waldichten und
ſumpfigten Gegenden haben bißweilen die Bauern
zu Krieges-Zeiten mehr Abbruch gethan dem Fein-
de, als die regulierte Milice. Wie tapffer ſich
die Tyroler anno 1703 wider die eingefallenen
Frantzoſen und Bayern gehalten, iſt allen denje-
nigen bekandt, welche die Geſchichte derſelben Zeit
geleſen. Es hat ein Frantzoſe daher Gelegenheit
genommen, die aufrichtige Meynung ſeines Her-
tzens in folgenden Reimen an Tag zu legen:

Was mack mir in Tyrol, Schelm Bauer Kop
reiß ab,
Und arm Franzoßlig todt da, wie Hund nit be-
grab,
Weib,
H h 4
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[487/0511] Vom Kriege. einem Regenten des Landes alle Mittel vorgekehrt, um dem Feinde tapffern Wiederſtand zu leiſten. Die Unterthanen werden mit Gewehr verſehen, es wird den Predigern anbefohlen, einem ieden ſeine Pflicht zu erinnern, und ihn zur Defenſion und zum Schutz des Landes auf das kraͤfftigſte zu ver- mahnen. Die Roͤmiſch-Catholiſchen Puiſſancen ſind in dieſem Stuͤck vor andern ſehr ſinnreich, wenn die Ketzer in ihre Lande einfallen, ſie als die abſcheulichſten und grauſamſten Leute abzumah- len, ſie befehlen ihrer Cleriſey an, dem Volck vor- zuſtellen, daß die Religion in hoͤchſter Gefahr waͤre, ſintemahl dieſelbe der Deckmantel, deſſen ſich hohe und niedrige bißweilen zu Vertheidigung ihres Eigennutzes ſchaͤndlich mißbrauchen. §. 27. An einigen bergichten, waldichten und ſumpfigten Gegenden haben bißweilen die Bauern zu Krieges-Zeiten mehr Abbruch gethan dem Fein- de, als die regulierte Milice. Wie tapffer ſich die Tyroler anno 1703 wider die eingefallenen Frantzoſen und Bayern gehalten, iſt allen denje- nigen bekandt, welche die Geſchichte derſelben Zeit geleſen. Es hat ein Frantzoſe daher Gelegenheit genommen, die aufrichtige Meynung ſeines Her- tzens in folgenden Reimen an Tag zu legen: Was mack mir in Tyrol, Schelm Bauer Kop reiß ab, Und arm Franzoßlig todt da, wie Hund nit be- grab, Weib, H h 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/511>, abgerufen am 22.11.2024.