Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. V. Capitul.
ner kurtzen Rede: Der Kayser ließe sich dieses An-
suchen nicht zuwider seyn, nähmen auch die Ent-
schuldigung, daß ihre Durchlauchtigste Principalen
nicht erscheinen könten, vor dießmahl gnädigst an,
weswegen sich die Herren Gevollmächtigten zu
dem Thron Jhrer Kayserlichen Majestät nähern,
und den Lehns-Eyd in die Seelen ihrer Principalen
abschweren könten.

§. 38. Jnzwischen kommt der Kayserliche älteste
Cammer-Diener, giebt dem Erb- oder Ober-Cäm-
merer das Evangelien-Buch, derselbe schlägt auf
das Evangelium Sanct Johannis, in principio
erat verbum,
und leget es dem Kayser in Schooß;
der Kayser, so bißher bedeckt gewesen, entdeckt sich,
und giebt den Hut und die Handschuh seinem älte-
sten Cammer-Herrn zu halten. So wohl der O-
ber-Hofmeister als der Ober-Cämmerer knien nie-
der, jener zur Rechten, und dieser zur Lincken, und
halten das Evangelium. Der Lehnträger tritt
hinzu, kniet unten auf der Estrade des Throns, und
dem Kayser zu Füssen nieder/ leget die zwey vor-
dersten rechten Finger auf das Evangelien-Buch,
und schweret den Lehns-Eyd in die Seele seines
Principals.

§. 39. Wenn das Jurament abgelegt wird, so
reicht der Obriste Hof-Marschall dem Kayser das
Schwerdt in die rechte Hand, welches derselbe alle-
zeit dem knienden, und die Lehns-Pflicht abschwe-
renden Gesandten vorhält, um den Knopff davon
zu küssen. Sind unterschiedene Gesandte als Mit-

belehn-

II. Theil. V. Capitul.
ner kurtzen Rede: Der Kayſer ließe ſich dieſes An-
ſuchen nicht zuwider ſeyn, naͤhmen auch die Ent-
ſchuldigung, daß ihre Durchlauchtigſte Principalen
nicht erſcheinen koͤnten, vor dießmahl gnaͤdigſt an,
weswegen ſich die Herren Gevollmaͤchtigten zu
dem Thron Jhrer Kayſerlichen Majeſtaͤt naͤhern,
und den Lehns-Eyd in die Seelen ihrer Principalen
abſchweren koͤnten.

§. 38. Jnzwiſchen kommt der Kayſerliche aͤlteſte
Cammer-Diener, giebt dem Erb- oder Ober-Caͤm-
merer das Evangelien-Buch, derſelbe ſchlaͤgt auf
das Evangelium Sanct Johannis, in principio
erat verbum,
und leget es dem Kayſer in Schooß;
der Kayſer, ſo bißher bedeckt geweſen, entdeckt ſich,
und giebt den Hut und die Handſchuh ſeinem aͤlte-
ſten Cammer-Herrn zu halten. So wohl der O-
ber-Hofmeiſter als der Ober-Caͤmmerer knien nie-
der, jener zur Rechten, und dieſer zur Lincken, und
halten das Evangelium. Der Lehntraͤger tritt
hinzu, kniet unten auf der Eſtrade des Throns, und
dem Kayſer zu Fuͤſſen nieder/ leget die zwey vor-
derſten rechten Finger auf das Evangelien-Buch,
und ſchweret den Lehns-Eyd in die Seele ſeines
Principals.

§. 39. Wenn das Jurament abgelegt wird, ſo
reicht der Obriſte Hof-Marſchall dem Kayſer das
Schwerdt in die rechte Hand, welches derſelbe alle-
zeit dem knienden, und die Lehns-Pflicht abſchwe-
renden Geſandten vorhaͤlt, um den Knopff davon
zu kuͤſſen. Sind unterſchiedene Geſandte als Mit-

belehn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0480" n="456"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
ner kurtzen Rede: Der Kay&#x017F;er ließe &#x017F;ich die&#x017F;es An-<lb/>
&#x017F;uchen nicht zuwider &#x017F;eyn, na&#x0364;hmen auch die Ent-<lb/>
&#x017F;chuldigung, daß ihre Durchlauchtig&#x017F;te <hi rendition="#aq">Principal</hi>en<lb/>
nicht er&#x017F;cheinen ko&#x0364;nten, vor dießmahl gna&#x0364;dig&#x017F;t an,<lb/>
weswegen &#x017F;ich die Herren Gevollma&#x0364;chtigten zu<lb/>
dem Thron Jhrer Kay&#x017F;erlichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t na&#x0364;hern,<lb/>
und den Lehns-Eyd in die Seelen ihrer <hi rendition="#aq">Principal</hi>en<lb/>
ab&#x017F;chweren ko&#x0364;nten.</p><lb/>
          <p>§. 38. Jnzwi&#x017F;chen kommt der Kay&#x017F;erliche a&#x0364;lte&#x017F;te<lb/>
Cammer-Diener, giebt dem Erb- oder Ober-Ca&#x0364;m-<lb/>
merer das Evangelien-Buch, der&#x017F;elbe &#x017F;chla&#x0364;gt auf<lb/>
das <hi rendition="#aq">Evangelium Sanct Johannis, in principio<lb/>
erat verbum,</hi> und leget es dem Kay&#x017F;er in Schooß;<lb/>
der Kay&#x017F;er, &#x017F;o bißher bedeckt gewe&#x017F;en, entdeckt &#x017F;ich,<lb/>
und giebt den Hut und die Hand&#x017F;chuh &#x017F;einem a&#x0364;lte-<lb/>
&#x017F;ten Cammer-Herrn zu halten. So wohl der O-<lb/>
ber-Hofmei&#x017F;ter als der Ober-Ca&#x0364;mmerer knien nie-<lb/>
der, jener zur Rechten, und die&#x017F;er zur Lincken, und<lb/>
halten das <hi rendition="#aq">Evangelium.</hi> Der Lehntra&#x0364;ger tritt<lb/>
hinzu, kniet unten auf der <hi rendition="#aq">E&#x017F;trade</hi> des Throns, und<lb/>
dem Kay&#x017F;er zu Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nieder/ leget die zwey vor-<lb/>
der&#x017F;ten rechten Finger auf das Evangelien-Buch,<lb/>
und &#x017F;chweret den Lehns-Eyd in die Seele &#x017F;eines<lb/><hi rendition="#aq">Principal</hi>s.</p><lb/>
          <p>§. 39. Wenn das <hi rendition="#aq">Jurament</hi> abgelegt wird, &#x017F;o<lb/>
reicht der Obri&#x017F;te Hof-Mar&#x017F;chall dem Kay&#x017F;er das<lb/>
Schwerdt in die rechte Hand, welches der&#x017F;elbe alle-<lb/>
zeit dem knienden, und die Lehns-Pflicht ab&#x017F;chwe-<lb/>
renden Ge&#x017F;andten vorha&#x0364;lt, um den Knopff davon<lb/>
zu ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Sind unter&#x017F;chiedene Ge&#x017F;andte als Mit-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">belehn-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0480] II. Theil. V. Capitul. ner kurtzen Rede: Der Kayſer ließe ſich dieſes An- ſuchen nicht zuwider ſeyn, naͤhmen auch die Ent- ſchuldigung, daß ihre Durchlauchtigſte Principalen nicht erſcheinen koͤnten, vor dießmahl gnaͤdigſt an, weswegen ſich die Herren Gevollmaͤchtigten zu dem Thron Jhrer Kayſerlichen Majeſtaͤt naͤhern, und den Lehns-Eyd in die Seelen ihrer Principalen abſchweren koͤnten. §. 38. Jnzwiſchen kommt der Kayſerliche aͤlteſte Cammer-Diener, giebt dem Erb- oder Ober-Caͤm- merer das Evangelien-Buch, derſelbe ſchlaͤgt auf das Evangelium Sanct Johannis, in principio erat verbum, und leget es dem Kayſer in Schooß; der Kayſer, ſo bißher bedeckt geweſen, entdeckt ſich, und giebt den Hut und die Handſchuh ſeinem aͤlte- ſten Cammer-Herrn zu halten. So wohl der O- ber-Hofmeiſter als der Ober-Caͤmmerer knien nie- der, jener zur Rechten, und dieſer zur Lincken, und halten das Evangelium. Der Lehntraͤger tritt hinzu, kniet unten auf der Eſtrade des Throns, und dem Kayſer zu Fuͤſſen nieder/ leget die zwey vor- derſten rechten Finger auf das Evangelien-Buch, und ſchweret den Lehns-Eyd in die Seele ſeines Principals. §. 39. Wenn das Jurament abgelegt wird, ſo reicht der Obriſte Hof-Marſchall dem Kayſer das Schwerdt in die rechte Hand, welches derſelbe alle- zeit dem knienden, und die Lehns-Pflicht abſchwe- renden Geſandten vorhaͤlt, um den Knopff davon zu kuͤſſen. Sind unterſchiedene Geſandte als Mit- belehn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/480
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/480>, abgerufen am 28.07.2024.