Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. II. Capitul.
die Rescripta und Befehle, und expediren die wich-
tigsten Dinge.

§. 8. Ausser dem aber, wo dieses nicht eingeführt,
wird niemand leicht erlaubet, in das Fürstliche
Schlaf-Zimmer zu gehen, sondern die meisten müs-
sen in den Vorgemächern warten, biß der Fürst an-
gekleidet. Jedoch haben, über die Pagen und Cam-
mer-Diener, die bey der Ankleidung des Fürsten
nöthig sind, auch nachfolgende Personen in diesem
Stück bey einigen Fürsten einen Vorzug, als (1)
die Fürstlichen Kinder und Anverwandten, (2) die
Favoriten, sie mögen nun grosse Ministri oder an-
dere schlechte Leute seyn, bißweilen hat ein geringer
Mensch Erlaubniß zum Eintritt in das Fürstliche
Schlaf-Zimmer, der doch wohl einem Cavalier
von sehr hohem Range versagt ist, (3) die Leib-
Medici, (4) die geheimen Secretairs, und (5) die
Hof-Prediger, und bey den Römisch-Catholischen
die Patres und Hof-Capläne.

§. 9. Diesen und einigen andern ist bißweilen
erlaubet, bey der Levee mit zu seyn, wenn die gros-
sen Herren nur aus dem Bette gekommen, da hin-
gegen andere nicht hinein gelassen werden, als biß
sie halb oder gantz angekleidet. Manche haben
bey ihren Ankleiden eine grosse Menge von Pagen
und Cammerdienern um sich herum, es muß auch
wohl ein Cammer-Herr oder Cammer-Juncker
zur Aufwartung mit dabey seyn, andre aber haben
bey ihren Ankleiden und Auskleiden einen eintzigen
Bedienten bey sich, und findet man wohl bißwei-

len

I. Theil. II. Capitul.
die Reſcripta und Befehle, und expediren die wich-
tigſten Dinge.

§. 8. Auſſer dem aber, wo dieſes nicht eingefuͤhrt,
wird niemand leicht erlaubet, in das Fuͤrſtliche
Schlaf-Zimmer zu gehen, ſondern die meiſten muͤſ-
ſen in den Vorgemaͤchern warten, biß der Fuͤrſt an-
gekleidet. Jedoch haben, uͤber die Pagen und Cam-
mer-Diener, die bey der Ankleidung des Fuͤrſten
noͤthig ſind, auch nachfolgende Perſonen in dieſem
Stuͤck bey einigen Fuͤrſten einen Vorzug, als (1)
die Fuͤrſtlichen Kinder und Anverwandten, (2) die
Favoriten, ſie moͤgen nun groſſe Miniſtri oder an-
dere ſchlechte Leute ſeyn, bißweilen hat ein geringer
Menſch Erlaubniß zum Eintritt in das Fuͤrſtliche
Schlaf-Zimmer, der doch wohl einem Cavalier
von ſehr hohem Range verſagt iſt, (3) die Leib-
Medici, (4) die geheimen Secretairs, und (5) die
Hof-Prediger, und bey den Roͤmiſch-Catholiſchen
die Patres und Hof-Caplaͤne.

§. 9. Dieſen und einigen andern iſt bißweilen
erlaubet, bey der Levée mit zu ſeyn, wenn die groſ-
ſen Herren nur aus dem Bette gekommen, da hin-
gegen andere nicht hinein gelaſſen werden, als biß
ſie halb oder gantz angekleidet. Manche haben
bey ihren Ankleiden eine groſſe Menge von Pagen
und Cammerdienern um ſich herum, es muß auch
wohl ein Cammer-Herr oder Cammer-Juncker
zur Aufwartung mit dabey ſeyn, andre aber haben
bey ihren Ankleiden und Auskleiden einen eintzigen
Bedienten bey ſich, und findet man wohl bißwei-

len
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0046" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">II.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
die <hi rendition="#aq">Re&#x017F;cripta</hi> und Befehle, und <hi rendition="#aq">expedi</hi>ren die wich-<lb/>
tig&#x017F;ten Dinge.</p><lb/>
          <p>§. 8. Au&#x017F;&#x017F;er dem aber, wo die&#x017F;es nicht eingefu&#x0364;hrt,<lb/>
wird niemand leicht erlaubet, in das Fu&#x0364;r&#x017F;tliche<lb/>
Schlaf-Zimmer zu gehen, &#x017F;ondern die mei&#x017F;ten mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en in den Vorgema&#x0364;chern warten, biß der Fu&#x0364;r&#x017F;t an-<lb/>
gekleidet. Jedoch haben, u&#x0364;ber die <hi rendition="#aq">Pagen</hi> und Cam-<lb/>
mer-Diener, die bey der Ankleidung des Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
no&#x0364;thig &#x017F;ind, auch nachfolgende Per&#x017F;onen in die&#x017F;em<lb/>
Stu&#x0364;ck bey einigen Fu&#x0364;r&#x017F;ten einen Vorzug, als (1)<lb/>
die Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Kinder und Anverwandten, (2) die<lb/><hi rendition="#aq">Favorit</hi>en, &#x017F;ie mo&#x0364;gen nun gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tri</hi> oder an-<lb/>
dere &#x017F;chlechte Leute &#x017F;eyn, bißweilen hat ein geringer<lb/>
Men&#x017F;ch Erlaubniß zum Eintritt in das Fu&#x0364;r&#x017F;tliche<lb/>
Schlaf-Zimmer, der doch wohl einem <hi rendition="#aq">Cavalier</hi><lb/>
von &#x017F;ehr hohem Range ver&#x017F;agt i&#x017F;t, (3) die Leib-<lb/><hi rendition="#aq">Medici,</hi> (4) die geheimen <hi rendition="#aq">Secretairs,</hi> und (5) die<lb/>
Hof-Prediger, und bey den Ro&#x0364;mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;chen<lb/>
die <hi rendition="#aq">Patres</hi> und Hof-Capla&#x0364;ne.</p><lb/>
          <p>§. 9. Die&#x017F;en und einigen andern i&#x017F;t bißweilen<lb/>
erlaubet, bey der <hi rendition="#aq">Levée</hi> mit zu &#x017F;eyn, wenn die gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Herren nur aus dem Bette gekommen, da hin-<lb/>
gegen andere nicht hinein gela&#x017F;&#x017F;en werden, als biß<lb/>
&#x017F;ie halb oder gantz angekleidet. Manche haben<lb/>
bey ihren Ankleiden eine gro&#x017F;&#x017F;e Menge von <hi rendition="#aq">Pagen</hi><lb/>
und Cammerdienern um &#x017F;ich herum, es muß auch<lb/>
wohl ein Cammer-Herr oder Cammer-Juncker<lb/>
zur Aufwartung mit dabey &#x017F;eyn, andre aber haben<lb/>
bey ihren Ankleiden und Auskleiden einen eintzigen<lb/>
Bedienten bey &#x017F;ich, und findet man wohl bißwei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">len</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0046] I. Theil. II. Capitul. die Reſcripta und Befehle, und expediren die wich- tigſten Dinge. §. 8. Auſſer dem aber, wo dieſes nicht eingefuͤhrt, wird niemand leicht erlaubet, in das Fuͤrſtliche Schlaf-Zimmer zu gehen, ſondern die meiſten muͤſ- ſen in den Vorgemaͤchern warten, biß der Fuͤrſt an- gekleidet. Jedoch haben, uͤber die Pagen und Cam- mer-Diener, die bey der Ankleidung des Fuͤrſten noͤthig ſind, auch nachfolgende Perſonen in dieſem Stuͤck bey einigen Fuͤrſten einen Vorzug, als (1) die Fuͤrſtlichen Kinder und Anverwandten, (2) die Favoriten, ſie moͤgen nun groſſe Miniſtri oder an- dere ſchlechte Leute ſeyn, bißweilen hat ein geringer Menſch Erlaubniß zum Eintritt in das Fuͤrſtliche Schlaf-Zimmer, der doch wohl einem Cavalier von ſehr hohem Range verſagt iſt, (3) die Leib- Medici, (4) die geheimen Secretairs, und (5) die Hof-Prediger, und bey den Roͤmiſch-Catholiſchen die Patres und Hof-Caplaͤne. §. 9. Dieſen und einigen andern iſt bißweilen erlaubet, bey der Levée mit zu ſeyn, wenn die groſ- ſen Herren nur aus dem Bette gekommen, da hin- gegen andere nicht hinein gelaſſen werden, als biß ſie halb oder gantz angekleidet. Manche haben bey ihren Ankleiden eine groſſe Menge von Pagen und Cammerdienern um ſich herum, es muß auch wohl ein Cammer-Herr oder Cammer-Juncker zur Aufwartung mit dabey ſeyn, andre aber haben bey ihren Ankleiden und Auskleiden einen eintzigen Bedienten bey ſich, und findet man wohl bißwei- len

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/46
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/46>, abgerufen am 27.11.2024.