Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Titulaturen.
S. D. Geißlers Diss. de Titulo Nos Dei gratia,
Wir von GOttes Gnaden.

§. 14. Heutiges Tages darf sich kein Land-
Stand unterstehen, ob gleich solches vor Alters
nicht ungewöhnlich gewesen, und mehr zum Zeichen
der Demuth als Hoheit gereichet, den Titul von
GOttes Gnaden bey seinen Nahmen zu setzen,
wenn er schon Gräflichen Standes seyn solte. So
kommt es ihm auch nicht zu, daß er das Wörtgen,
Wir, führen darff, wie der Landes-Fürst von sich
zu schreiben pflegt, und damit seinen höchsten nach
GOttes Willen habenden Regiments-Stand
und Vorzug vor seinen Unterthanen, üblichen Ge-
brauch nach, anzeiget.

§. 15. Die grossen Herren gebrauchen das
Wörtgen Wir nur pro autoritate, nemlich in of-
fenen Befehlen und Cantzley-Brieffen; wenn sie
aber aus guter Vertraulichkeit und in Hand-Brief-
fen an einander schreiben, so reden sie mit dem
Wörtgen, Jch, von sich.

§. 16. Nachdem die Reichs-Fürsten bey Er-
haltung ihres Fürstlichen Standes, Ehre, Macht
und Hoheit schuldig, zuförderst den Respect, die
Ehre und Hoheit des Teutschen Reichs und der
Kayserlichen Majestät vor Augen zu haben, so pfle-
gen sie, wenn sie an des Römischen Kaysers Maje-
stät schreiben, den Titul, Wir von GOttes Gna-
den, auszulassen. S. Seckendorfs Fürsten-Staat
II. Theil Cap. II. n. 2. p. 61. Sie stehen in einer
Verbindung mit dem Kayser und dem Reich, und

in
D d 4

Von Titulaturen.
S. D. Geißlers Diſſ. de Titulo Nos Dei gratiâ,
Wir von GOttes Gnaden.

§. 14. Heutiges Tages darf ſich kein Land-
Stand unterſtehen, ob gleich ſolches vor Alters
nicht ungewoͤhnlich geweſen, und mehr zum Zeichen
der Demuth als Hoheit gereichet, den Titul von
GOttes Gnaden bey ſeinen Nahmen zu ſetzen,
wenn er ſchon Graͤflichen Standes ſeyn ſolte. So
kommt es ihm auch nicht zu, daß er das Woͤrtgen,
Wir, fuͤhren darff, wie der Landes-Fuͤrſt von ſich
zu ſchreiben pflegt, und damit ſeinen hoͤchſten nach
GOttes Willen habenden Regiments-Stand
und Vorzug vor ſeinen Unterthanen, uͤblichen Ge-
brauch nach, anzeiget.

§. 15. Die groſſen Herren gebrauchen das
Woͤrtgen Wir nur pro autoritate, nemlich in of-
fenen Befehlen und Cantzley-Brieffen; wenn ſie
aber aus guter Vertraulichkeit und in Hand-Brief-
fen an einander ſchreiben, ſo reden ſie mit dem
Woͤrtgen, Jch, von ſich.

§. 16. Nachdem die Reichs-Fuͤrſten bey Er-
haltung ihres Fuͤrſtlichen Standes, Ehre, Macht
und Hoheit ſchuldig, zufoͤrderſt den Reſpect, die
Ehre und Hoheit des Teutſchen Reichs und der
Kayſerlichen Majeſtaͤt vor Augen zu haben, ſo pfle-
gen ſie, wenn ſie an des Roͤmiſchen Kayſers Maje-
ſtaͤt ſchreiben, den Titul, Wir von GOttes Gna-
den, auszulaſſen. S. Seckendorfs Fuͤrſten-Staat
II. Theil Cap. II. n. 2. p. 61. Sie ſtehen in einer
Verbindung mit dem Kayſer und dem Reich, und

in
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0447" n="423"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Titulatur</hi>en.</hi></fw><lb/>
S. <hi rendition="#aq">D.</hi> Geißlers <hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;. de Titulo Nos Dei gratiâ,</hi><lb/>
Wir von GOttes Gnaden.</p><lb/>
          <p>§. 14. Heutiges Tages darf &#x017F;ich kein Land-<lb/>
Stand unter&#x017F;tehen, ob gleich &#x017F;olches vor Alters<lb/>
nicht ungewo&#x0364;hnlich gewe&#x017F;en, und mehr zum Zeichen<lb/>
der Demuth als Hoheit gereichet, den <hi rendition="#aq">Titul</hi> von<lb/>
GOttes Gnaden bey &#x017F;einen Nahmen zu &#x017F;etzen,<lb/>
wenn er &#x017F;chon Gra&#x0364;flichen Standes &#x017F;eyn &#x017F;olte. So<lb/>
kommt es ihm auch nicht zu, daß er das Wo&#x0364;rtgen,<lb/>
Wir, fu&#x0364;hren darff, wie der Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;t von &#x017F;ich<lb/>
zu &#x017F;chreiben pflegt, und damit &#x017F;einen ho&#x0364;ch&#x017F;ten nach<lb/>
GOttes Willen habenden Regiments-Stand<lb/>
und Vorzug vor &#x017F;einen Unterthanen, u&#x0364;blichen Ge-<lb/>
brauch nach, anzeiget.</p><lb/>
          <p>§. 15. Die gro&#x017F;&#x017F;en Herren gebrauchen das<lb/>
Wo&#x0364;rtgen <hi rendition="#fr">Wir</hi> nur <hi rendition="#aq">pro autoritate,</hi> nemlich in of-<lb/>
fenen Befehlen und Cantzley-Brieffen; wenn &#x017F;ie<lb/>
aber aus guter Vertraulichkeit und in Hand-Brief-<lb/>
fen an einander &#x017F;chreiben, &#x017F;o reden &#x017F;ie mit dem<lb/>
Wo&#x0364;rtgen, <hi rendition="#fr">Jch,</hi> von &#x017F;ich.</p><lb/>
          <p>§. 16. Nachdem die Reichs-Fu&#x0364;r&#x017F;ten bey Er-<lb/>
haltung ihres Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Standes, Ehre, Macht<lb/>
und Hoheit &#x017F;chuldig, zufo&#x0364;rder&#x017F;t den <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect,</hi> die<lb/>
Ehre und Hoheit des Teut&#x017F;chen Reichs und der<lb/>
Kay&#x017F;erlichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t vor Augen zu haben, &#x017F;o pfle-<lb/>
gen &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie an des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kay&#x017F;ers Maje-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;chreiben, den <hi rendition="#aq">Titul,</hi> Wir von GOttes Gna-<lb/>
den, auszula&#x017F;&#x017F;en. S. Seckendorfs Fu&#x0364;r&#x017F;ten-Staat<lb/><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil <hi rendition="#aq">Cap. II. n. 2. p.</hi> 61. Sie &#x017F;tehen in einer<lb/>
Verbindung mit dem Kay&#x017F;er und dem Reich, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0447] Von Titulaturen. S. D. Geißlers Diſſ. de Titulo Nos Dei gratiâ, Wir von GOttes Gnaden. §. 14. Heutiges Tages darf ſich kein Land- Stand unterſtehen, ob gleich ſolches vor Alters nicht ungewoͤhnlich geweſen, und mehr zum Zeichen der Demuth als Hoheit gereichet, den Titul von GOttes Gnaden bey ſeinen Nahmen zu ſetzen, wenn er ſchon Graͤflichen Standes ſeyn ſolte. So kommt es ihm auch nicht zu, daß er das Woͤrtgen, Wir, fuͤhren darff, wie der Landes-Fuͤrſt von ſich zu ſchreiben pflegt, und damit ſeinen hoͤchſten nach GOttes Willen habenden Regiments-Stand und Vorzug vor ſeinen Unterthanen, uͤblichen Ge- brauch nach, anzeiget. §. 15. Die groſſen Herren gebrauchen das Woͤrtgen Wir nur pro autoritate, nemlich in of- fenen Befehlen und Cantzley-Brieffen; wenn ſie aber aus guter Vertraulichkeit und in Hand-Brief- fen an einander ſchreiben, ſo reden ſie mit dem Woͤrtgen, Jch, von ſich. §. 16. Nachdem die Reichs-Fuͤrſten bey Er- haltung ihres Fuͤrſtlichen Standes, Ehre, Macht und Hoheit ſchuldig, zufoͤrderſt den Reſpect, die Ehre und Hoheit des Teutſchen Reichs und der Kayſerlichen Majeſtaͤt vor Augen zu haben, ſo pfle- gen ſie, wenn ſie an des Roͤmiſchen Kayſers Maje- ſtaͤt ſchreiben, den Titul, Wir von GOttes Gna- den, auszulaſſen. S. Seckendorfs Fuͤrſten-Staat II. Theil Cap. II. n. 2. p. 61. Sie ſtehen in einer Verbindung mit dem Kayſer und dem Reich, und in D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/447
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/447>, abgerufen am 18.05.2024.