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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. II. Capitul.
nach, gantz von einander abgesondert, und die
Hoch-Fürstliche Ehemänner müssen mit vielen
Ceremonien die Erlaubniß suchen, ihren Gemah-
linnen in der Nacht Gesellschafft zu leisten. Jn
Spanien soll der König, dem daselbst eingeführten
Reglement nach, auf folgende Weise zu der Köni-
gin ins Zimmer gehen: Er hat seine Schuh als
Pantoffeln angesteckt, seinen schwartzen Mantel
auf den Achseln, an statt des Schlafrocks, welcher
eben so wenig als die Pantoffeln gebräuchlich-
Sein Broquet oder Schild hängt ihm an dem lin-
cken Arm, wie auch eine Flasche, die an einem
Bändgen angeknüpft, und nicht zum Trincken, son-
dern zu einem andern nächtlichen Dienst gebraucht
wird. Ferner trägt er in der lincken Hand eine
kleine Nacht-Laterne, und in der rechten einen gros-
sen Stoß-Degen. Jst er nun also bewaffnet, so
darff er in der Königin Zimmer hinein treten. Ob
diese Ceremonien, die Herr Lünig in seinem gros-
sen Ceremoniel-Werck an vorhin angezogenem
Orte anführet, und vielleicht aus einer alten Reise-
Beschreibung ausgezeichnet, heutiges Tages noch
im Gebrauch, daran zweifle gar sehr.

§. 4. An den meisten Teutschen Höfen pflegen
die Cavaliers zu der Zeit, da sich der Fürst in sein
Schlaf-Zimmer begeben will, vom Hofe wegzu-
gehen, auch so gar derjenige Cammer-Juncker, der
das gewöhnliche Aufwarten hat, und überlassen ih-
ren Herrn alsdenn den Pagen und Cammer-Die-
nern zum Auskleiden, er müste denn unpäßlich seyn,

da

I. Theil. II. Capitul.
nach, gantz von einander abgeſondert, und die
Hoch-Fuͤrſtliche Ehemaͤnner muͤſſen mit vielen
Ceremonien die Erlaubniß ſuchen, ihren Gemah-
linnen in der Nacht Geſellſchafft zu leiſten. Jn
Spanien ſoll der Koͤnig, dem daſelbſt eingefuͤhrten
Reglement nach, auf folgende Weiſe zu der Koͤni-
gin ins Zimmer gehen: Er hat ſeine Schuh als
Pantoffeln angeſteckt, ſeinen ſchwartzen Mantel
auf den Achſeln, an ſtatt des Schlafrocks, welcher
eben ſo wenig als die Pantoffeln gebraͤuchlich-
Sein Broquet oder Schild haͤngt ihm an dem lin-
cken Arm, wie auch eine Flaſche, die an einem
Baͤndgen angeknuͤpft, und nicht zum Trincken, ſon-
dern zu einem andern naͤchtlichen Dienſt gebraucht
wird. Ferner traͤgt er in der lincken Hand eine
kleine Nacht-Laterne, und in der rechten einen groſ-
ſen Stoß-Degen. Jſt er nun alſo bewaffnet, ſo
darff er in der Koͤnigin Zimmer hinein treten. Ob
dieſe Ceremonien, die Herr Luͤnig in ſeinem groſ-
ſen Ceremoniel-Werck an vorhin angezogenem
Orte anfuͤhret, und vielleicht aus einer alten Reiſe-
Beſchreibung ausgezeichnet, heutiges Tages noch
im Gebrauch, daran zweifle gar ſehr.

§. 4. An den meiſten Teutſchen Hoͤfen pflegen
die Cavaliers zu der Zeit, da ſich der Fuͤrſt in ſein
Schlaf-Zimmer begeben will, vom Hofe wegzu-
gehen, auch ſo gar derjenige Cammer-Juncker, der
das gewoͤhnliche Aufwarten hat, und uͤberlaſſen ih-
ren Herrn alsdenn den Pagen und Cammer-Die-
nern zum Auskleiden, er muͤſte denn unpaͤßlich ſeyn,

da
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[20/0044] I. Theil. II. Capitul. nach, gantz von einander abgeſondert, und die Hoch-Fuͤrſtliche Ehemaͤnner muͤſſen mit vielen Ceremonien die Erlaubniß ſuchen, ihren Gemah- linnen in der Nacht Geſellſchafft zu leiſten. Jn Spanien ſoll der Koͤnig, dem daſelbſt eingefuͤhrten Reglement nach, auf folgende Weiſe zu der Koͤni- gin ins Zimmer gehen: Er hat ſeine Schuh als Pantoffeln angeſteckt, ſeinen ſchwartzen Mantel auf den Achſeln, an ſtatt des Schlafrocks, welcher eben ſo wenig als die Pantoffeln gebraͤuchlich- Sein Broquet oder Schild haͤngt ihm an dem lin- cken Arm, wie auch eine Flaſche, die an einem Baͤndgen angeknuͤpft, und nicht zum Trincken, ſon- dern zu einem andern naͤchtlichen Dienſt gebraucht wird. Ferner traͤgt er in der lincken Hand eine kleine Nacht-Laterne, und in der rechten einen groſ- ſen Stoß-Degen. Jſt er nun alſo bewaffnet, ſo darff er in der Koͤnigin Zimmer hinein treten. Ob dieſe Ceremonien, die Herr Luͤnig in ſeinem groſ- ſen Ceremoniel-Werck an vorhin angezogenem Orte anfuͤhret, und vielleicht aus einer alten Reiſe- Beſchreibung ausgezeichnet, heutiges Tages noch im Gebrauch, daran zweifle gar ſehr. §. 4. An den meiſten Teutſchen Hoͤfen pflegen die Cavaliers zu der Zeit, da ſich der Fuͤrſt in ſein Schlaf-Zimmer begeben will, vom Hofe wegzu- gehen, auch ſo gar derjenige Cammer-Juncker, der das gewoͤhnliche Aufwarten hat, und uͤberlaſſen ih- ren Herrn alsdenn den Pagen und Cammer-Die- nern zum Auskleiden, er muͤſte denn unpaͤßlich ſeyn, da

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/44>, abgerufen am 27.11.2024.