Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Gesandten.
nen Einzug incognito gehalten, und er noch nicht
recht weiß, was er vor einen Character annehmen
werde.

§. 45. Die Visiten und Revisiten werden sine
praejudicio ordinis
gegeben, und angenommen,
nachdem man sich früher oder späther ansagen läst.
Läst sich die Gesandschafft in corpore anmelden,
so muß das Anmelden durch einen Cavalier ge-
schehen, und die gefällige Stunde von dem andern,
der die Visite bekommt, vorgeschrieben werden.
Wenn aber bey den nachfolgenden Visiten nur ein
Gesandter den andern en particulier besucht, so ist
es genug wenn ein Page oder Laquay das Anmel-
den verrichtet.

§. 46. Die Visiten geschehen mit so viel Kutschen
als ein Gesandter will. Zuweilen sind die Visitati
nicht zufrieden, wenn die Vifitantes nicht in den ge-
hörigen Carossen mit 6 Pferden, sondern nur in ei-
nigen Lehn-Wägen mit zwey Pferden erscheinen.
Sind die Gesandten also logirt, daß man in den
Hof fahren kan, so fährt bloß die Carosse darin-
nen die Gesandten sitzen, in den Hof, die übrigen
aber in denen die Gesandschaffts-Cavaliers sitzen,
bleiben draussen.

§. 47. Die Visitati empfangen die Visitantes
unten an der Carosse entweder selbst, oder durch ih-
re Cavaliers, und lassen ihnen im Gehen, Sitzen
und Eintritt in die Zimmer die Oberhand, doch daß
dem Parade-Stuhl nicht gäntzlich der Rücken zu-
gekehret werde. Die Cavaliers und Pagen des

Visi-

Von den Geſandten.
nen Einzug incognito gehalten, und er noch nicht
recht weiß, was er vor einen Character annehmen
werde.

§. 45. Die Viſiten und Reviſiten werden ſine
præjudicio ordinis
gegeben, und angenommen,
nachdem man ſich fruͤher oder ſpaͤther anſagen laͤſt.
Laͤſt ſich die Geſandſchafft in corpore anmelden,
ſo muß das Anmelden durch einen Cavalier ge-
ſchehen, und die gefaͤllige Stunde von dem andern,
der die Viſite bekommt, vorgeſchrieben werden.
Wenn aber bey den nachfolgenden Viſiten nur ein
Geſandter den andern en particulier beſucht, ſo iſt
es genug wenn ein Page oder Laquay das Anmel-
den verrichtet.

§. 46. Die Viſiten geſchehen mit ſo viel Kutſchen
als ein Geſandter will. Zuweilen ſind die Viſitati
nicht zufrieden, wenn die Vifitantes nicht in den ge-
hoͤrigen Caroſſen mit 6 Pferden, ſondern nur in ei-
nigen Lehn-Waͤgen mit zwey Pferden erſcheinen.
Sind die Geſandten alſo logirt, daß man in den
Hof fahren kan, ſo faͤhrt bloß die Caroſſe darin-
nen die Geſandten ſitzen, in den Hof, die uͤbrigen
aber in denen die Geſandſchaffts-Cavaliers ſitzen,
bleiben drauſſen.

§. 47. Die Viſitati empfangen die Viſitantes
unten an der Caroſſe entweder ſelbſt, oder durch ih-
re Cavaliers, und laſſen ihnen im Gehen, Sitzen
und Eintritt in die Zimmer die Oberhand, doch daß
dem Parade-Stuhl nicht gaͤntzlich der Ruͤcken zu-
gekehret werde. Die Cavaliers und Pagen des

Viſi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0423" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Ge&#x017F;andten.</hi></fw><lb/>
nen Einzug <hi rendition="#aq">incognito</hi> gehalten, und er noch nicht<lb/>
recht weiß, was er vor einen <hi rendition="#aq">Character</hi> annehmen<lb/>
werde.</p><lb/>
          <p>§. 45. Die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;it</hi>en und <hi rendition="#aq">Revi&#x017F;it</hi>en werden <hi rendition="#aq">&#x017F;ine<lb/>
præjudicio ordinis</hi> gegeben, und angenommen,<lb/>
nachdem man &#x017F;ich fru&#x0364;her oder &#x017F;pa&#x0364;ther an&#x017F;agen la&#x0364;&#x017F;t.<lb/>
La&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich die Ge&#x017F;and&#x017F;chafft <hi rendition="#aq">in corpore</hi> anmelden,<lb/>
&#x017F;o muß das Anmelden durch einen <hi rendition="#aq">Cavalier</hi> ge-<lb/>
&#x017F;chehen, und die gefa&#x0364;llige Stunde von dem andern,<lb/>
der die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite</hi> bekommt, vorge&#x017F;chrieben werden.<lb/>
Wenn aber bey den nachfolgenden <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;it</hi>en nur ein<lb/>
Ge&#x017F;andter den andern <hi rendition="#aq">en particulier</hi> be&#x017F;ucht, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
es genug wenn ein <hi rendition="#aq">Page</hi> oder <hi rendition="#aq">Laquay</hi> das Anmel-<lb/>
den verrichtet.</p><lb/>
          <p>§. 46. Die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;it</hi>en ge&#x017F;chehen mit &#x017F;o viel Kut&#x017F;chen<lb/>
als ein Ge&#x017F;andter will. Zuweilen &#x017F;ind die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itati</hi><lb/>
nicht zufrieden, wenn die <hi rendition="#aq">Vifitantes</hi> nicht in den ge-<lb/>
ho&#x0364;rigen <hi rendition="#aq">Caro&#x017F;&#x017F;</hi>en mit 6 Pferden, &#x017F;ondern nur in ei-<lb/>
nigen Lehn-Wa&#x0364;gen mit zwey Pferden er&#x017F;cheinen.<lb/>
Sind die Ge&#x017F;andten al&#x017F;o <hi rendition="#aq">logi</hi>rt, daß man in den<lb/>
Hof fahren kan, &#x017F;o fa&#x0364;hrt bloß die <hi rendition="#aq">Caro&#x017F;&#x017F;e</hi> darin-<lb/>
nen die Ge&#x017F;andten &#x017F;itzen, in den Hof, die u&#x0364;brigen<lb/>
aber in denen die Ge&#x017F;and&#x017F;chaffts-<hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> &#x017F;itzen,<lb/>
bleiben drau&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>§. 47. Die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itati</hi> empfangen die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itantes</hi><lb/>
unten an der <hi rendition="#aq">Caro&#x017F;&#x017F;e</hi> entweder &#x017F;elb&#x017F;t, oder durch ih-<lb/>
re <hi rendition="#aq">Cavaliers,</hi> und la&#x017F;&#x017F;en ihnen im Gehen, Sitzen<lb/>
und Eintritt in die Zimmer die Oberhand, doch daß<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Parade-</hi>Stuhl nicht ga&#x0364;ntzlich der Ru&#x0364;cken zu-<lb/>
gekehret werde. Die <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> und <hi rendition="#aq">Pagen</hi> des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Vi&#x017F;i-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0423] Von den Geſandten. nen Einzug incognito gehalten, und er noch nicht recht weiß, was er vor einen Character annehmen werde. §. 45. Die Viſiten und Reviſiten werden ſine præjudicio ordinis gegeben, und angenommen, nachdem man ſich fruͤher oder ſpaͤther anſagen laͤſt. Laͤſt ſich die Geſandſchafft in corpore anmelden, ſo muß das Anmelden durch einen Cavalier ge- ſchehen, und die gefaͤllige Stunde von dem andern, der die Viſite bekommt, vorgeſchrieben werden. Wenn aber bey den nachfolgenden Viſiten nur ein Geſandter den andern en particulier beſucht, ſo iſt es genug wenn ein Page oder Laquay das Anmel- den verrichtet. §. 46. Die Viſiten geſchehen mit ſo viel Kutſchen als ein Geſandter will. Zuweilen ſind die Viſitati nicht zufrieden, wenn die Vifitantes nicht in den ge- hoͤrigen Caroſſen mit 6 Pferden, ſondern nur in ei- nigen Lehn-Waͤgen mit zwey Pferden erſcheinen. Sind die Geſandten alſo logirt, daß man in den Hof fahren kan, ſo faͤhrt bloß die Caroſſe darin- nen die Geſandten ſitzen, in den Hof, die uͤbrigen aber in denen die Geſandſchaffts-Cavaliers ſitzen, bleiben drauſſen. §. 47. Die Viſitati empfangen die Viſitantes unten an der Caroſſe entweder ſelbſt, oder durch ih- re Cavaliers, und laſſen ihnen im Gehen, Sitzen und Eintritt in die Zimmer die Oberhand, doch daß dem Parade-Stuhl nicht gaͤntzlich der Ruͤcken zu- gekehret werde. Die Cavaliers und Pagen des Viſi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/423
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/423>, abgerufen am 18.05.2024.