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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Gesandten.
zuschicken. Also ist seit der Regierung Caroli V.
an dem Frantzösischen Hofe kein Käyserlicher Am-
bassadeur
gesehen worden, wie denn beyderseits
l'uissancen nur Envoyes einander zugeschickt, weil
man am Käyserlichen Hofe dem Spanischen Am-
bassadeur
im Range einen Vorzug gegönnt, und
daher Franckreich lieber einen Envoye nach Wien
geschickt, welches denn vom Käyser wieder so beob-
achtet worden. Nachdem aber diese Ursache ces-
si
rt, und der Käyser wegen der Praetension auf
Spanien, sich zugleich einen König von Spanien
schreibt, von dem Duc d'Anjou aber kein Gesand-
ter vorhanden, und daher dieserhalb kein Rang-
Streit entstehen können, so haben der König in
Franckreich seit dem Rastadter und Badenischen
Frieden, den Grafen von Luc Dero Ambassadeur
nach Wien, Jhro Käyserliche Majestät aber den
Herrn Grafen von Königseck in gleicher Qualitaet
nach Paris geschickt, welcher anno 1718 den 28
Octobr. seinen solennen Einzug daselbst gehal-
ten.

§. 26. Vermuthen die grossen Herren, daß ih-
ren Gesandten bey dem Ceremoniel-Wesen in ei-
nen und dem andern eine Difficultaet erreget wer-
den möchte, und es ist ihnen doch an Beschleuni-
gung der Sache und des Negotii gar viel gelegen,
so pflegen sie zu einer Cautel ihre Gesandten mit
doppelten Credenz-Schreiben zu versehen, die
theils auf Ambassadeurs, theils auf Envoyes ein-
gerichtet. Jn einigen Reichen ist was besonders,

daß
B b 4

Von den Geſandten.
zuſchicken. Alſo iſt ſeit der Regierung Caroli V.
an dem Frantzoͤſiſchen Hofe kein Kaͤyſerlicher Am-
baſſadeur
geſehen worden, wie denn beyderſeits
l’uiſſancen nur Envoyés einander zugeſchickt, weil
man am Kaͤyſerlichen Hofe dem Spaniſchen Am-
baſſadeur
im Range einen Vorzug gegoͤnnt, und
daher Franckreich lieber einen Envoyé nach Wien
geſchickt, welches denn vom Kaͤyſer wieder ſo beob-
achtet worden. Nachdem aber dieſe Urſache ces-
ſi
rt, und der Kaͤyſer wegen der Prætenſion auf
Spanien, ſich zugleich einen Koͤnig von Spanien
ſchreibt, von dem Duc d’Anjou aber kein Geſand-
ter vorhanden, und daher dieſerhalb kein Rang-
Streit entſtehen koͤnnen, ſo haben der Koͤnig in
Franckreich ſeit dem Raſtadter und Badeniſchen
Frieden, den Grafen von Luc Dero Ambaſſadeur
nach Wien, Jhro Kaͤyſerliche Majeſtaͤt aber den
Herrn Grafen von Koͤnigseck in gleicher Qualitæt
nach Paris geſchickt, welcher anno 1718 den 28
Octobr. ſeinen ſolennen Einzug daſelbſt gehal-
ten.

§. 26. Vermuthen die groſſen Herren, daß ih-
ren Geſandten bey dem Ceremoniel-Weſen in ei-
nen und dem andern eine Difficultæt erreget wer-
den moͤchte, und es iſt ihnen doch an Beſchleuni-
gung der Sache und des Negotii gar viel gelegen,
ſo pflegen ſie zu einer Cautel ihre Geſandten mit
doppelten Credenz-Schreiben zu verſehen, die
theils auf Ambaſſadeurs, theils auf Envoyes ein-
gerichtet. Jn einigen Reichen iſt was beſonders,

daß
B b 4
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[391/0415] Von den Geſandten. zuſchicken. Alſo iſt ſeit der Regierung Caroli V. an dem Frantzoͤſiſchen Hofe kein Kaͤyſerlicher Am- baſſadeur geſehen worden, wie denn beyderſeits l’uiſſancen nur Envoyés einander zugeſchickt, weil man am Kaͤyſerlichen Hofe dem Spaniſchen Am- baſſadeur im Range einen Vorzug gegoͤnnt, und daher Franckreich lieber einen Envoyé nach Wien geſchickt, welches denn vom Kaͤyſer wieder ſo beob- achtet worden. Nachdem aber dieſe Urſache ces- ſirt, und der Kaͤyſer wegen der Prætenſion auf Spanien, ſich zugleich einen Koͤnig von Spanien ſchreibt, von dem Duc d’Anjou aber kein Geſand- ter vorhanden, und daher dieſerhalb kein Rang- Streit entſtehen koͤnnen, ſo haben der Koͤnig in Franckreich ſeit dem Raſtadter und Badeniſchen Frieden, den Grafen von Luc Dero Ambaſſadeur nach Wien, Jhro Kaͤyſerliche Majeſtaͤt aber den Herrn Grafen von Koͤnigseck in gleicher Qualitæt nach Paris geſchickt, welcher anno 1718 den 28 Octobr. ſeinen ſolennen Einzug daſelbſt gehal- ten. §. 26. Vermuthen die groſſen Herren, daß ih- ren Geſandten bey dem Ceremoniel-Weſen in ei- nen und dem andern eine Difficultæt erreget wer- den moͤchte, und es iſt ihnen doch an Beſchleuni- gung der Sache und des Negotii gar viel gelegen, ſo pflegen ſie zu einer Cautel ihre Geſandten mit doppelten Credenz-Schreiben zu verſehen, die theils auf Ambaſſadeurs, theils auf Envoyes ein- gerichtet. Jn einigen Reichen iſt was beſonders, daß B b 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/415>, abgerufen am 18.05.2024.