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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Gesandten.
Schreiben ihrer Herren überreichen, die ihnen sol-
che Qualitaeten beylegen. Am Päbstlichen Ho-
fe sind die Legati, Nuntii und Internuntii bekandt.
Die Legati a latere sind iederzeit Cardinäle, wel-
chen der Pabst grosse und sich weit erstreckende
Vollmachten giebt, um wichtige Geschäffte zu
tractiren. Nuntii sind die ordinairen Gesand-
ten der Päbste, Internuntii eine Art Päbstlicher
Residenten, dergleichen sich hier und da aufhal-
ten; es bleiben auch die Auditeurs der Nuntio-
rum
offtmahls an verschiedenen Höfen nach dero
Abreise als internuntii, so lange biß ein ander
Nuntius ankommt. S. das VI. und VII. Cap.
von des Callieres Staats-erfahrnen Abgesand-
ten.

§. 4. Die Residenten sind auch Ministri publi-
ci,
allein dieser Titul beginnet geringer geachtet
zu werden nachdem man am Kayserlichen und
Frantzösischen Hofe zwischen ihnen und den Ge-
sandten einen Unterscheid gemacht, nichts desto-
weniger bleibt solcher noch zu Rom und andern
Höfen gebräuchlich, wo die Residenten eben so
wie die Gesandten tractirt werden. Jn Teutsch-
land sind sie nicht von so grossen Ansehen, und
giebt es deren unterschiedene Gattungen. Einige
halten die Chur-Fürsten des Reichs beständig bey
dem Reichs-Hof-Rath, andere die von souverai-
nen Republiquen abgeschickt werden, halten sich
in grossen See- und Handels-Städten auf. So
pflegen auch die Reichs-Stände denenjenigen,

denen

Von den Geſandten.
Schreiben ihrer Herren uͤberreichen, die ihnen ſol-
che Qualitæten beylegen. Am Paͤbſtlichen Ho-
fe ſind die Legati, Nuntii und Internuntii bekandt.
Die Legati â latere ſind iederzeit Cardinaͤle, wel-
chen der Pabſt groſſe und ſich weit erſtreckende
Vollmachten giebt, um wichtige Geſchaͤffte zu
tractiren. Nuntii ſind die ordinairen Geſand-
ten der Paͤbſte, Internuntii eine Art Paͤbſtlicher
Reſidenten, dergleichen ſich hier und da aufhal-
ten; es bleiben auch die Auditeurs der Nuntio-
rum
offtmahls an verſchiedenen Hoͤfen nach dero
Abreiſe als internuntii, ſo lange biß ein ander
Nuntius ankommt. S. das VI. und VII. Cap.
von des Calliéres Staats-erfahrnen Abgeſand-
ten.

§. 4. Die Reſidenten ſind auch Miniſtri publi-
ci,
allein dieſer Titul beginnet geringer geachtet
zu werden nachdem man am Kayſerlichen und
Frantzoͤſiſchen Hofe zwiſchen ihnen und den Ge-
ſandten einen Unterſcheid gemacht, nichts deſto-
weniger bleibt ſolcher noch zu Rom und andern
Hoͤfen gebraͤuchlich, wo die Reſidenten eben ſo
wie die Geſandten tractirt werden. Jn Teutſch-
land ſind ſie nicht von ſo groſſen Anſehen, und
giebt es deren unterſchiedene Gattungen. Einige
halten die Chur-Fuͤrſten des Reichs beſtaͤndig bey
dem Reichs-Hof-Rath, andere die von ſouverai-
nen Republiquen abgeſchickt werden, halten ſich
in groſſen See- und Handels-Staͤdten auf. So
pflegen auch die Reichs-Staͤnde denenjenigen,

denen
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[379/0403] Von den Geſandten. Schreiben ihrer Herren uͤberreichen, die ihnen ſol- che Qualitæten beylegen. Am Paͤbſtlichen Ho- fe ſind die Legati, Nuntii und Internuntii bekandt. Die Legati â latere ſind iederzeit Cardinaͤle, wel- chen der Pabſt groſſe und ſich weit erſtreckende Vollmachten giebt, um wichtige Geſchaͤffte zu tractiren. Nuntii ſind die ordinairen Geſand- ten der Paͤbſte, Internuntii eine Art Paͤbſtlicher Reſidenten, dergleichen ſich hier und da aufhal- ten; es bleiben auch die Auditeurs der Nuntio- rum offtmahls an verſchiedenen Hoͤfen nach dero Abreiſe als internuntii, ſo lange biß ein ander Nuntius ankommt. S. das VI. und VII. Cap. von des Calliéres Staats-erfahrnen Abgeſand- ten. §. 4. Die Reſidenten ſind auch Miniſtri publi- ci, allein dieſer Titul beginnet geringer geachtet zu werden nachdem man am Kayſerlichen und Frantzoͤſiſchen Hofe zwiſchen ihnen und den Ge- ſandten einen Unterſcheid gemacht, nichts deſto- weniger bleibt ſolcher noch zu Rom und andern Hoͤfen gebraͤuchlich, wo die Reſidenten eben ſo wie die Geſandten tractirt werden. Jn Teutſch- land ſind ſie nicht von ſo groſſen Anſehen, und giebt es deren unterſchiedene Gattungen. Einige halten die Chur-Fuͤrſten des Reichs beſtaͤndig bey dem Reichs-Hof-Rath, andere die von ſouverai- nen Republiquen abgeſchickt werden, halten ſich in groſſen See- und Handels-Staͤdten auf. So pflegen auch die Reichs-Staͤnde denenjenigen, denen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/403>, abgerufen am 25.11.2024.