(4) sich begnügen lassen, wenn sie bey der Visite eines Ambassadeurs von einen oder etzlichen seiner Cavaliers an der Carosse, von den Ambassadeurs aber an der Thüre ihrer Antichambres empfan- gen werden.
§. 2. Nach diesen kommen die Envoyes, die zu gewissen Zeiten und an gewisse Höfe abgeschickt werden, theils zur Erspahrung der Unkosten, theils zu Vermeydung einiger Concurrenz und Be- schwerlichkeiten mit andern Ambassadeurs, theils auch der Religion wegen, weil gar viel Solenni- taeten dabey ein Abgesandter seine Praeeminenz an Tag legen kan, die Religion mit touchiren. Beyde sind wieder ordentliche oder ausserordent- liche. Die ausserordentlichen geniessen einiger be- sondern Ehren-Bezeugungen, welche die ordent- lichen Gesandten nicht bekommen. Solcher ge- stalt werden in Franckreich die ausserordentlichen Gesandten der Cronen, auf Befehl des Königes, drey Tage lang im Pallast der ausserordentlichen Abgesandten einlogiret und ausgelöst, welches den ordentlichen nicht wiederfähret, immassen ih- nen der König weder freye Wohnung noch Aus- lösung giebt. S. Callieres Staats-erfahrnen Ab- gesandten p. 85.
§. 3. Es giebt auch geheime Gesandten, welche nur Privat-Audienzen bey den Puissancen bekom- men, mit denen sie tractiren, und diese müssen eben so sicher seyn als die öffentlichen Ministres, und davor erkannt werden, wenn sie die Creditiv-
Schrei-
II. Theil. III. Capitul.
(4) ſich begnuͤgen laſſen, wenn ſie bey der Viſite eines Ambaſſadeurs von einen oder etzlichen ſeiner Cavaliers an der Caroſſe, von den Ambaſſadeurs aber an der Thuͤre ihrer Antichambres empfan- gen werden.
§. 2. Nach dieſen kommen die Envoyés, die zu gewiſſen Zeiten und an gewiſſe Hoͤfe abgeſchickt werden, theils zur Erſpahrung der Unkoſten, theils zu Vermeydung einiger Concurrenz und Be- ſchwerlichkeiten mit andern Ambaſſadeurs, theils auch der Religion wegen, weil gar viel Solenni- tæten dabey ein Abgeſandter ſeine Præeminenz an Tag legen kan, die Religion mit touchiren. Beyde ſind wieder ordentliche oder auſſerordent- liche. Die auſſerordentlichen genieſſen einiger be- ſondern Ehren-Bezeugungen, welche die ordent- lichen Geſandten nicht bekommen. Solcher ge- ſtalt werden in Franckreich die auſſerordentlichen Geſandten der Cronen, auf Befehl des Koͤniges, drey Tage lang im Pallaſt der auſſerordentlichen Abgeſandten einlogiret und ausgeloͤſt, welches den ordentlichen nicht wiederfaͤhret, immaſſen ih- nen der Koͤnig weder freye Wohnung noch Aus- loͤſung giebt. S. Calliéres Staats-erfahrnen Ab- geſandten p. 85.
§. 3. Es giebt auch geheime Geſandten, welche nur Privat-Audienzen bey den Puiſſancen bekom- men, mit denen ſie tractiren, und dieſe muͤſſen eben ſo ſicher ſeyn als die oͤffentlichen Miniſtres, und davor erkannt werden, wenn ſie die Creditiv-
Schrei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0402"n="378"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Theil. <hirendition="#aq">III.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
(4) ſich begnuͤgen laſſen, wenn ſie bey der <hirendition="#aq">Viſite</hi><lb/>
eines <hirendition="#aq">Ambaſſadeurs</hi> von einen oder etzlichen ſeiner<lb/><hirendition="#aq">Cavaliers</hi> an der <hirendition="#aq">Caroſſe,</hi> von den <hirendition="#aq">Ambaſſadeurs</hi><lb/>
aber an der Thuͤre ihrer <hirendition="#aq">Antichambres</hi> empfan-<lb/>
gen werden.</p><lb/><p>§. 2. Nach dieſen kommen die <hirendition="#aq">Envoyés,</hi> die zu<lb/>
gewiſſen Zeiten und an gewiſſe Hoͤfe abgeſchickt<lb/>
werden, theils zur Erſpahrung der Unkoſten, theils<lb/>
zu Vermeydung einiger <hirendition="#aq">Concurrenz</hi> und Be-<lb/>ſchwerlichkeiten mit andern <hirendition="#aq">Ambaſſadeurs,</hi> theils<lb/>
auch der Religion wegen, weil gar viel <hirendition="#aq">Solenni-<lb/>
tæt</hi>en dabey ein Abgeſandter ſeine <hirendition="#aq">Præeminenz</hi><lb/>
an Tag legen kan, die Religion mit <hirendition="#aq">touchi</hi>ren.<lb/>
Beyde ſind wieder ordentliche oder auſſerordent-<lb/>
liche. Die auſſerordentlichen genieſſen einiger be-<lb/>ſondern Ehren-Bezeugungen, welche die ordent-<lb/>
lichen Geſandten nicht bekommen. Solcher ge-<lb/>ſtalt werden in Franckreich die auſſerordentlichen<lb/>
Geſandten der Cronen, auf Befehl des Koͤniges,<lb/>
drey Tage lang im Pallaſt der auſſerordentlichen<lb/>
Abgeſandten ein<hirendition="#aq">logi</hi>ret und ausgeloͤſt, welches<lb/>
den ordentlichen nicht wiederfaͤhret, immaſſen ih-<lb/>
nen der Koͤnig weder freye Wohnung noch Aus-<lb/>
loͤſung giebt. S. <hirendition="#aq">Calliéres</hi> Staats-erfahrnen Ab-<lb/>
geſandten <hirendition="#aq">p.</hi> 85.</p><lb/><p>§. 3. Es giebt auch geheime Geſandten, welche<lb/>
nur <hirendition="#aq">Privat-Audienz</hi>en bey den <hirendition="#aq">Puiſſanc</hi>en bekom-<lb/>
men, mit denen ſie <hirendition="#aq">tracti</hi>ren, und dieſe muͤſſen<lb/>
eben ſo ſicher ſeyn als die oͤffentlichen <hirendition="#aq">Miniſtres,</hi><lb/>
und davor erkannt werden, wenn ſie die <hirendition="#aq">Creditiv-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schrei-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[378/0402]
II. Theil. III. Capitul.
(4) ſich begnuͤgen laſſen, wenn ſie bey der Viſite
eines Ambaſſadeurs von einen oder etzlichen ſeiner
Cavaliers an der Caroſſe, von den Ambaſſadeurs
aber an der Thuͤre ihrer Antichambres empfan-
gen werden.
§. 2. Nach dieſen kommen die Envoyés, die zu
gewiſſen Zeiten und an gewiſſe Hoͤfe abgeſchickt
werden, theils zur Erſpahrung der Unkoſten, theils
zu Vermeydung einiger Concurrenz und Be-
ſchwerlichkeiten mit andern Ambaſſadeurs, theils
auch der Religion wegen, weil gar viel Solenni-
tæten dabey ein Abgeſandter ſeine Præeminenz
an Tag legen kan, die Religion mit touchiren.
Beyde ſind wieder ordentliche oder auſſerordent-
liche. Die auſſerordentlichen genieſſen einiger be-
ſondern Ehren-Bezeugungen, welche die ordent-
lichen Geſandten nicht bekommen. Solcher ge-
ſtalt werden in Franckreich die auſſerordentlichen
Geſandten der Cronen, auf Befehl des Koͤniges,
drey Tage lang im Pallaſt der auſſerordentlichen
Abgeſandten einlogiret und ausgeloͤſt, welches
den ordentlichen nicht wiederfaͤhret, immaſſen ih-
nen der Koͤnig weder freye Wohnung noch Aus-
loͤſung giebt. S. Calliéres Staats-erfahrnen Ab-
geſandten p. 85.
§. 3. Es giebt auch geheime Geſandten, welche
nur Privat-Audienzen bey den Puiſſancen bekom-
men, mit denen ſie tractiren, und dieſe muͤſſen
eben ſo ſicher ſeyn als die oͤffentlichen Miniſtres,
und davor erkannt werden, wenn ſie die Creditiv-
Schrei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/402>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.