danckung eines grossen Ministri, der zumahl bey dem Volck, oder bey einigen Grossen des Hofes ziemlich wohl angesehen, gar behutsam zu procedi- ren. Es werden nicht selten von den Reichs- oder Land-Ständen, oder von den hohen Collegiis, De- putirte an den König abgeschickt, die vor ihm in- rercediren, und bey dem König respective Vor- stellungen thun müssen. Durch diese läst sich denn ein Landes-Regent entweder von seinem Vorsatz abbringen/ oder er stellet ihnen die Ursachen vor, warum er zu dieser Dimission geschritten, versichert aber im übrigen, daß er nicht gesonnen wäre weite- re Veränderungen vorzunehmen.
§. 34. Einige Hof-Officianten, die ihres Lebens und zugleich ihrer Hof-Dienste satt und überdrüßig worden, kommen bey Serenissimo selbst mündlich oder schrifftlich ein, führen mit aller Submission ihr hohes Alter, Unvermögen und Leibes-Schwach- heit an, beklagen, daß sie nicht vermögend wären, denen ihnen gnädigst anvertrauten hochwichtigen und mühsamen Diensten weiterhin nutzbarlich vor- zustehen, noch ihren schweren Pflichten ein sattsa- mes Genügen zu leisten, und ersuchen sie also ih- rer bißherigen Dienste sie in allen Gnaden zu er- lassen.
§. 35. Wenn sich nun die Landes-Regenten bey diesen Umständen entschliessen müssen, so dancken sie ihnen wegen ihrer bißherigen lange geleisteten treuen Dienste, sie versichern sie weiterhin und biß an ihr Ende aller Gnade, und lassen ihnen auch ge-
mei-
I. Theil. XIV. Capitul.
danckung eines groſſen Miniſtri, der zumahl bey dem Volck, oder bey einigen Groſſen des Hofes ziemlich wohl angeſehen, gar behutſam zu procedi- ren. Es werden nicht ſelten von den Reichs- oder Land-Staͤnden, oder von den hohen Collegiis, De- putirte an den Koͤnig abgeſchickt, die vor ihm in- rercediren, und bey dem Koͤnig reſpective Vor- ſtellungen thun muͤſſen. Durch dieſe laͤſt ſich denn ein Landes-Regent entweder von ſeinem Vorſatz abbringen/ oder er ſtellet ihnen die Urſachen vor, warum er zu dieſer Dimiſſion geſchritten, verſichert aber im uͤbrigen, daß er nicht geſonnen waͤre weite- re Veraͤnderungen vorzunehmen.
§. 34. Einige Hof-Officianten, die ihres Lebens und zugleich ihrer Hof-Dienſte ſatt und uͤberdruͤßig worden, kommen bey Sereniſſimo ſelbſt muͤndlich oder ſchrifftlich ein, fuͤhren mit aller Submiſſion ihr hohes Alter, Unvermoͤgen und Leibes-Schwach- heit an, beklagen, daß ſie nicht vermoͤgend waͤren, denen ihnen gnaͤdigſt anvertrauten hochwichtigen und muͤhſamen Dienſten weiterhin nutzbarlich vor- zuſtehen, noch ihren ſchweren Pflichten ein ſattſa- mes Genuͤgen zu leiſten, und erſuchen ſie alſo ih- rer bißherigen Dienſte ſie in allen Gnaden zu er- laſſen.
§. 35. Wenn ſich nun die Landes-Regenten bey dieſen Umſtaͤnden entſchlieſſen muͤſſen, ſo dancken ſie ihnen wegen ihrer bißherigen lange geleiſteten treuen Dienſte, ſie verſichern ſie weiterhin und biß an ihr Ende aller Gnade, und laſſen ihnen auch ge-
mei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0274"n="250"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Theil. <hirendition="#aq">XIV.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
danckung eines groſſen <hirendition="#aq">Miniſtri,</hi> der zumahl bey<lb/>
dem Volck, oder bey einigen Groſſen des Hofes<lb/>
ziemlich wohl angeſehen, gar behutſam zu <hirendition="#aq">procedi-</hi><lb/>
ren. Es werden nicht ſelten von den Reichs- oder<lb/>
Land-Staͤnden, oder von den hohen <hirendition="#aq">Collegiis, De-<lb/>
puti</hi>rte an den Koͤnig abgeſchickt, die vor ihm <hirendition="#aq">in-<lb/>
rercedi</hi>ren, und bey dem Koͤnig <hirendition="#aq">reſpective</hi> Vor-<lb/>ſtellungen thun muͤſſen. Durch dieſe laͤſt ſich denn<lb/>
ein Landes-Regent entweder von ſeinem Vorſatz<lb/>
abbringen/ oder er ſtellet ihnen die Urſachen vor,<lb/>
warum er zu dieſer <hirendition="#aq">Dimiſſion</hi> geſchritten, verſichert<lb/>
aber im uͤbrigen, daß er nicht geſonnen waͤre weite-<lb/>
re Veraͤnderungen vorzunehmen.</p><lb/><p>§. 34. Einige Hof-<hirendition="#aq">Officiant</hi>en, die ihres Lebens<lb/>
und zugleich ihrer Hof-Dienſte ſatt und uͤberdruͤßig<lb/>
worden, kommen bey <hirendition="#aq">Sereniſſimo</hi>ſelbſt muͤndlich<lb/>
oder ſchrifftlich ein, fuͤhren mit aller <hirendition="#aq">Submiſſion</hi> ihr<lb/>
hohes Alter, Unvermoͤgen und Leibes-Schwach-<lb/>
heit an, beklagen, daß ſie nicht vermoͤgend waͤren,<lb/>
denen ihnen gnaͤdigſt anvertrauten hochwichtigen<lb/>
und muͤhſamen Dienſten weiterhin nutzbarlich vor-<lb/>
zuſtehen, noch ihren ſchweren Pflichten ein ſattſa-<lb/>
mes Genuͤgen zu leiſten, und erſuchen ſie alſo ih-<lb/>
rer bißherigen Dienſte ſie in allen Gnaden zu er-<lb/>
laſſen.</p><lb/><p>§. 35. Wenn ſich nun die Landes-Regenten bey<lb/>
dieſen Umſtaͤnden entſchlieſſen muͤſſen, ſo dancken<lb/>ſie ihnen wegen ihrer bißherigen lange geleiſteten<lb/>
treuen Dienſte, ſie verſichern ſie weiterhin und biß<lb/>
an ihr Ende aller Gnade, und laſſen ihnen auch ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mei-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[250/0274]
I. Theil. XIV. Capitul.
danckung eines groſſen Miniſtri, der zumahl bey
dem Volck, oder bey einigen Groſſen des Hofes
ziemlich wohl angeſehen, gar behutſam zu procedi-
ren. Es werden nicht ſelten von den Reichs- oder
Land-Staͤnden, oder von den hohen Collegiis, De-
putirte an den Koͤnig abgeſchickt, die vor ihm in-
rercediren, und bey dem Koͤnig reſpective Vor-
ſtellungen thun muͤſſen. Durch dieſe laͤſt ſich denn
ein Landes-Regent entweder von ſeinem Vorſatz
abbringen/ oder er ſtellet ihnen die Urſachen vor,
warum er zu dieſer Dimiſſion geſchritten, verſichert
aber im uͤbrigen, daß er nicht geſonnen waͤre weite-
re Veraͤnderungen vorzunehmen.
§. 34. Einige Hof-Officianten, die ihres Lebens
und zugleich ihrer Hof-Dienſte ſatt und uͤberdruͤßig
worden, kommen bey Sereniſſimo ſelbſt muͤndlich
oder ſchrifftlich ein, fuͤhren mit aller Submiſſion ihr
hohes Alter, Unvermoͤgen und Leibes-Schwach-
heit an, beklagen, daß ſie nicht vermoͤgend waͤren,
denen ihnen gnaͤdigſt anvertrauten hochwichtigen
und muͤhſamen Dienſten weiterhin nutzbarlich vor-
zuſtehen, noch ihren ſchweren Pflichten ein ſattſa-
mes Genuͤgen zu leiſten, und erſuchen ſie alſo ih-
rer bißherigen Dienſte ſie in allen Gnaden zu er-
laſſen.
§. 35. Wenn ſich nun die Landes-Regenten bey
dieſen Umſtaͤnden entſchlieſſen muͤſſen, ſo dancken
ſie ihnen wegen ihrer bißherigen lange geleiſteten
treuen Dienſte, ſie verſichern ſie weiterhin und biß
an ihr Ende aller Gnade, und laſſen ihnen auch ge-
mei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/274>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.