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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XII. Capitul.
Mann M. Georgio Helto von Pfortzheim, über-
geben, der ihm dann so wohl in den Humanioribus
als in der Theologie so weit unterrichtet, daß er dem
Colloquio zu Leipzig, zwischen Luthero, Carlstad-
ten und D. Eck, bey annoch zarten Alter und nicht
vollendetem zwölfften Jahre beywohnen konnte.
Fürst George zu Anhalt, von dem noch eine Postil-
le vorhanden, brachte es in der Theologischen Er-
käntniß gar so weit, daß er von dem sel. D. Martino
Luthero
im Stifft Merseburg zum Lehrer und Pre-
diger bestellet wurde. Die Anhältischen Theologi
rühmen von ihm in der Vorrede über das Anhäl-
tische Glaubens-Bekäntniß, fol. 16. daß derglei-
chen Exempel der Gottseligkeit, daß nemlich ein ge-
bohrner Fürst im heiligen Römischen Reich Teut-
scher Nation, das götiliche Wort selbst öffentlich
geprediget, und so wohl mündlich als schrifftlich mit
Lehren und Bekennen treulich fortpflantzen helffen,
in keinem andern Hause, ausser in dem Ascanischen
Stamm, anzutreffen. Die Printzen schämeten
sich damahls so wenig die Theologie öffentlich zu
studieren und zu lehren, als vor dem Tisch zu bethen.
Es musten auch so gar einige von den Fürstlichen
Printzeßinnen vor der Tafel bethen, wenn sie auch
gleich ziemlich erwachsen. Der berühmte D. Sel-
neccer
erzehlet in der Leichen-Predigt, so er der
Durchlauchtigsten Fürstin und Frau, Frau Anna,
Königs Christiani III. zu Dennemarck Tochter
gehalten, daß die Fürstliche Braut eben an dem
Tage, da das Beylager gehalten werden sollen,

nebst

I. Theil. XII. Capitul.
Mann M. Georgio Helto von Pfortzheim, uͤber-
geben, der ihm dann ſo wohl in den Humanioribus
als in der Theologie ſo weit unterrichtet, daß er dem
Colloquio zu Leipzig, zwiſchen Luthero, Carlſtad-
ten und D. Eck, bey annoch zarten Alter und nicht
vollendetem zwoͤlfften Jahre beywohnen konnte.
Fuͤrſt George zu Anhalt, von dem noch eine Poſtil-
le vorhanden, brachte es in der Theologiſchen Er-
kaͤntniß gar ſo weit, daß er von dem ſel. D. Martino
Luthero
im Stifft Merſeburg zum Lehrer und Pre-
diger beſtellet wurde. Die Anhaͤltiſchen Theologi
ruͤhmen von ihm in der Vorrede uͤber das Anhaͤl-
tiſche Glaubens-Bekaͤntniß, fol. 16. daß derglei-
chen Exempel der Gottſeligkeit, daß nemlich ein ge-
bohrner Fuͤrſt im heiligen Roͤmiſchen Reich Teut-
ſcher Nation, das goͤtiliche Wort ſelbſt oͤffentlich
geprediget, und ſo wohl muͤndlich als ſchrifftlich mit
Lehren und Bekennen treulich fortpflantzen helffen,
in keinem andern Hauſe, auſſer in dem Aſcaniſchen
Stamm, anzutreffen. Die Printzen ſchaͤmeten
ſich damahls ſo wenig die Theologie oͤffentlich zu
ſtudieren und zu lehren, als vor dem Tiſch zu bethen.
Es muſten auch ſo gar einige von den Fuͤrſtlichen
Printzeßinnen vor der Tafel bethen, wenn ſie auch
gleich ziemlich erwachſen. Der beruͤhmte D. Sel-
neccer
erzehlet in der Leichen-Predigt, ſo er der
Durchlauchtigſten Fuͤrſtin und Frau, Frau Anna,
Koͤnigs Chriſtiani III. zu Dennemarck Tochter
gehalten, daß die Fuͤrſtliche Braut eben an dem
Tage, da das Beylager gehalten werden ſollen,

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[210/0234] I. Theil. XII. Capitul. Mann M. Georgio Helto von Pfortzheim, uͤber- geben, der ihm dann ſo wohl in den Humanioribus als in der Theologie ſo weit unterrichtet, daß er dem Colloquio zu Leipzig, zwiſchen Luthero, Carlſtad- ten und D. Eck, bey annoch zarten Alter und nicht vollendetem zwoͤlfften Jahre beywohnen konnte. Fuͤrſt George zu Anhalt, von dem noch eine Poſtil- le vorhanden, brachte es in der Theologiſchen Er- kaͤntniß gar ſo weit, daß er von dem ſel. D. Martino Luthero im Stifft Merſeburg zum Lehrer und Pre- diger beſtellet wurde. Die Anhaͤltiſchen Theologi ruͤhmen von ihm in der Vorrede uͤber das Anhaͤl- tiſche Glaubens-Bekaͤntniß, fol. 16. daß derglei- chen Exempel der Gottſeligkeit, daß nemlich ein ge- bohrner Fuͤrſt im heiligen Roͤmiſchen Reich Teut- ſcher Nation, das goͤtiliche Wort ſelbſt oͤffentlich geprediget, und ſo wohl muͤndlich als ſchrifftlich mit Lehren und Bekennen treulich fortpflantzen helffen, in keinem andern Hauſe, auſſer in dem Aſcaniſchen Stamm, anzutreffen. Die Printzen ſchaͤmeten ſich damahls ſo wenig die Theologie oͤffentlich zu ſtudieren und zu lehren, als vor dem Tiſch zu bethen. Es muſten auch ſo gar einige von den Fuͤrſtlichen Printzeßinnen vor der Tafel bethen, wenn ſie auch gleich ziemlich erwachſen. Der beruͤhmte D. Sel- neccer erzehlet in der Leichen-Predigt, ſo er der Durchlauchtigſten Fuͤrſtin und Frau, Frau Anna, Koͤnigs Chriſtiani III. zu Dennemarck Tochter gehalten, daß die Fuͤrſtliche Braut eben an dem Tage, da das Beylager gehalten werden ſollen, nebſt

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/234>, abgerufen am 24.11.2024.