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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. XI. Capitul.
aber das Tauf-Wasser, oder Wester-Hembdgen.
Die Printzen werden unter einem prächtigen Him-
mel von Sammet getragen, und in die schönsten
Parade-Wiegen gelegt, zuweilen auch in Sammet-
Küssen, die mit goldenen und silbernen Frangen
ausgezieret, eingewickelt. Nach dem Unterschied
der Distancen, werden die Fürstlichen Kinder ent-
weder von den hohen Tauf-Zeugen selbst, oder von
den Hoch-Fürstlichen Ministres oder deren Wei-
bern, in den Tauf-Sahl, oder in die Kirche getra-
gen. An einigen Orten müssen bey dem Tauf-
Actu, entweder der gantze Adel, oder doch die vor-
nehmsten des Hofes mit erscheinen. Vor und
nach der Tauffe höret man eine vortreffliche Vocal-
und Instrumental-Music, es werden alle Glocken
dabey geläutet, und bey Ertheilung des Nahmens
gemeiniglich die Canonen abgefeuert; Jn einigen
Reichen, als wie in Franckreich, ist es auch ge-
bräuchlich, daß ein Herold alsdenn ausrufft: Es
lebe mein Herr der Dauphin.

§. 29. Die Nahmen werden bey der Tauffe,
entweder nach den Hoch-Fürstlichen Anverwand-
ten, oder hohen Tauf-Zeugen ertheilet, und bey den
Römisch-Catholischen nach gewissen Heiligen, die
sie ins besondere veneriren, oder denen sie ein be-
sonder Gelübde gethan; bißweilen auch nach den
Tagen, an welchen ihre Tauffe einfällt. Ob zwar
die Römisch-Catholischen Printzen in der Tauffe
bißweilen acht und mehr Nahmen beygelegt be-
kommen, so pflegen sie sich doch mehrentheils nur

des

I. Theil. XI. Capitul.
aber das Tauf-Waſſer, oder Weſter-Hembdgen.
Die Printzen werden unter einem praͤchtigen Him-
mel von Sammet getragen, und in die ſchoͤnſten
Parade-Wiegen gelegt, zuweilen auch in Sammet-
Kuͤſſen, die mit goldenen und ſilbernen Frangen
ausgezieret, eingewickelt. Nach dem Unterſchied
der Diſtancen, werden die Fuͤrſtlichen Kinder ent-
weder von den hohen Tauf-Zeugen ſelbſt, oder von
den Hoch-Fuͤrſtlichen Miniſtres oder deren Wei-
bern, in den Tauf-Sahl, oder in die Kirche getra-
gen. An einigen Orten muͤſſen bey dem Tauf-
Actu, entweder der gantze Adel, oder doch die vor-
nehmſten des Hofes mit erſcheinen. Vor und
nach der Tauffe hoͤret man eine vortreffliche Vocal-
und Inſtrumental-Muſic, es werden alle Glocken
dabey gelaͤutet, und bey Ertheilung des Nahmens
gemeiniglich die Canonen abgefeuert; Jn einigen
Reichen, als wie in Franckreich, iſt es auch ge-
braͤuchlich, daß ein Herold alsdenn ausrufft: Es
lebe mein Herr der Dauphin.

§. 29. Die Nahmen werden bey der Tauffe,
entweder nach den Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwand-
ten, oder hohen Tauf-Zeugen ertheilet, und bey den
Roͤmiſch-Catholiſchen nach gewiſſen Heiligen, die
ſie ins beſondere veneriren, oder denen ſie ein be-
ſonder Geluͤbde gethan; bißweilen auch nach den
Tagen, an welchen ihre Tauffe einfaͤllt. Ob zwar
die Roͤmiſch-Catholiſchen Printzen in der Tauffe
bißweilen acht und mehr Nahmen beygelegt be-
kommen, ſo pflegen ſie ſich doch mehrentheils nur

des
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[186/0210] I. Theil. XI. Capitul. aber das Tauf-Waſſer, oder Weſter-Hembdgen. Die Printzen werden unter einem praͤchtigen Him- mel von Sammet getragen, und in die ſchoͤnſten Parade-Wiegen gelegt, zuweilen auch in Sammet- Kuͤſſen, die mit goldenen und ſilbernen Frangen ausgezieret, eingewickelt. Nach dem Unterſchied der Diſtancen, werden die Fuͤrſtlichen Kinder ent- weder von den hohen Tauf-Zeugen ſelbſt, oder von den Hoch-Fuͤrſtlichen Miniſtres oder deren Wei- bern, in den Tauf-Sahl, oder in die Kirche getra- gen. An einigen Orten muͤſſen bey dem Tauf- Actu, entweder der gantze Adel, oder doch die vor- nehmſten des Hofes mit erſcheinen. Vor und nach der Tauffe hoͤret man eine vortreffliche Vocal- und Inſtrumental-Muſic, es werden alle Glocken dabey gelaͤutet, und bey Ertheilung des Nahmens gemeiniglich die Canonen abgefeuert; Jn einigen Reichen, als wie in Franckreich, iſt es auch ge- braͤuchlich, daß ein Herold alsdenn ausrufft: Es lebe mein Herr der Dauphin. §. 29. Die Nahmen werden bey der Tauffe, entweder nach den Hoch-Fuͤrſtlichen Anverwand- ten, oder hohen Tauf-Zeugen ertheilet, und bey den Roͤmiſch-Catholiſchen nach gewiſſen Heiligen, die ſie ins beſondere veneriren, oder denen ſie ein be- ſonder Geluͤbde gethan; bißweilen auch nach den Tagen, an welchen ihre Tauffe einfaͤllt. Ob zwar die Roͤmiſch-Catholiſchen Printzen in der Tauffe bißweilen acht und mehr Nahmen beygelegt be- kommen, ſo pflegen ſie ſich doch mehrentheils nur des

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/210>, abgerufen am 24.11.2024.