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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Geburth u. Tauffe Fürstl. Kinder.
feinsten colorirten Seide, Gold, Silber und Per-
len gestickt und angehefftet. Solten auch schon
sonst die Kirchen, wegen einer sehr tieffen Landes-
Trauer, mit schwartzen Tuch umhangen seyn, so
findet man doch alles bey einer solchen Festivität
in Galla. Uber den Taufsteinen siehet man biß-
weilen sehr kostbahre Baldachine, ingleichen über
den Tischen, die in den Gemächern statt der Tauf-
steine dienen, und mit brocatnen Teppichen und
Sammet-Küssen beleget sind. Bißweilen wer-
den wohl gar, nach besondern Erfindungen der
Bildhauer und Tapezierer, gewisse Amphitheatra
verfertiget, mit Statuen, Colonnaden und Tapisse-
ri
en ausgezieret, und gewisse Sitze vor die Durch-
lauchtigsten Herrschafften, hohe Abgesandten, und
andere vornehme Anwesende zurecht gemacht, wel-
che hernach von den Ceremonien-Meistern einen
ieden angewiesen werden.

§. 28. Die hohen Tauf-Zeugen verfügen sich
in einer solennen Procession an den Ort, wo die
Tauffe geschehen soll. Sie werden vorher durch
die Hof-Trompeter, Heer-Paucker, Herolde, Hef-
Marschälle, Ceremonien-Meister und die sämt-
lichen Cavaliere, die gewöhnlicher maßen nach ih-
rem Range vor den Hoch-Fürstlichen Herrschaff-
ten gehen, aufgeführet. Die grösten Ministri und
Officianten des Reiches tragen eines und das an-
dere zu dem Tauf-Geräth gehöriges Stücke, als,
bey den Römisch-Catholischen das Saltz, oder das
Geschirr mit dem Chrisma, bey den Protestanten

aber
M 5

Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.
feinſten colorirten Seide, Gold, Silber und Per-
len geſtickt und angehefftet. Solten auch ſchon
ſonſt die Kirchen, wegen einer ſehr tieffen Landes-
Trauer, mit ſchwartzen Tuch umhangen ſeyn, ſo
findet man doch alles bey einer ſolchen Feſtivitaͤt
in Galla. Uber den Taufſteinen ſiehet man biß-
weilen ſehr koſtbahre Baldachine, ingleichen uͤber
den Tiſchen, die in den Gemaͤchern ſtatt der Tauf-
ſteine dienen, und mit brocatnen Teppichen und
Sammet-Kuͤſſen beleget ſind. Bißweilen wer-
den wohl gar, nach beſondern Erfindungen der
Bildhauer und Tapezierer, gewiſſe Amphitheatra
verfertiget, mit Statuen, Colonnaden und Tapiſſe-
ri
en ausgezieret, und gewiſſe Sitze vor die Durch-
lauchtigſten Herrſchafften, hohe Abgeſandten, und
andere vornehme Anweſende zurecht gemacht, wel-
che hernach von den Ceremonien-Meiſtern einen
ieden angewieſen werden.

§. 28. Die hohen Tauf-Zeugen verfuͤgen ſich
in einer ſolennen Proceſſion an den Ort, wo die
Tauffe geſchehen ſoll. Sie werden vorher durch
die Hof-Trompeter, Heer-Paucker, Herolde, Hef-
Marſchaͤlle, Ceremonien-Meiſter und die ſaͤmt-
lichen Cavaliere, die gewoͤhnlicher maßen nach ih-
rem Range vor den Hoch-Fuͤrſtlichen Herrſchaff-
ten gehen, aufgefuͤhret. Die groͤſten Miniſtri und
Officianten des Reiches tragen eines und das an-
dere zu dem Tauf-Geraͤth gehoͤriges Stuͤcke, als,
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Geſchirr mit dem Chriſma, bey den Proteſtanten

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[185/0209] Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder. feinſten colorirten Seide, Gold, Silber und Per- len geſtickt und angehefftet. Solten auch ſchon ſonſt die Kirchen, wegen einer ſehr tieffen Landes- Trauer, mit ſchwartzen Tuch umhangen ſeyn, ſo findet man doch alles bey einer ſolchen Feſtivitaͤt in Galla. Uber den Taufſteinen ſiehet man biß- weilen ſehr koſtbahre Baldachine, ingleichen uͤber den Tiſchen, die in den Gemaͤchern ſtatt der Tauf- ſteine dienen, und mit brocatnen Teppichen und Sammet-Kuͤſſen beleget ſind. Bißweilen wer- den wohl gar, nach beſondern Erfindungen der Bildhauer und Tapezierer, gewiſſe Amphitheatra verfertiget, mit Statuen, Colonnaden und Tapiſſe- rien ausgezieret, und gewiſſe Sitze vor die Durch- lauchtigſten Herrſchafften, hohe Abgeſandten, und andere vornehme Anweſende zurecht gemacht, wel- che hernach von den Ceremonien-Meiſtern einen ieden angewieſen werden. §. 28. Die hohen Tauf-Zeugen verfuͤgen ſich in einer ſolennen Proceſſion an den Ort, wo die Tauffe geſchehen ſoll. Sie werden vorher durch die Hof-Trompeter, Heer-Paucker, Herolde, Hef- Marſchaͤlle, Ceremonien-Meiſter und die ſaͤmt- lichen Cavaliere, die gewoͤhnlicher maßen nach ih- rem Range vor den Hoch-Fuͤrſtlichen Herrſchaff- ten gehen, aufgefuͤhret. Die groͤſten Miniſtri und Officianten des Reiches tragen eines und das an- dere zu dem Tauf-Geraͤth gehoͤriges Stuͤcke, als, bey den Roͤmiſch-Catholiſchen das Saltz, oder das Geſchirr mit dem Chriſma, bey den Proteſtanten aber M 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/209>, abgerufen am 04.05.2024.