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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Geburth u. Tauffe Fürstl. Kinder.
cretirt würde. Es wird dieses an andere Höfe ge-
meldet, da sie denn hernach so wohl von frembden
als auch von ihren Unterthanen, insonderheit von
den Reichs- und Land-Ständen, durch ihre De-
puti
rte die Gratulationen dieserwegen erhalten.
Es werden besondere Kirchen-Gebethe angeord-
net, und allenthalben alle nur ersinnliche und mög-
liche Anstalten gemacht, damit die Hoch-Fürstliche
schwangere Frau Mutter vor allem Schaden und
Gefahr erhalten, und der künfftige Erbe glücklich
auf die Welt gebracht werde. Wird von Lan-
des-Herrn Unterthanen ein Printz gewünschet und
erwartet, so fehlet es nicht an Poeten, die mit aller
Gewalt einen männlichen Erben, ich weiß nicht,
nach was vor einem prophetischen Geist, progno-
stici
ren und erdichten wollen. Es werden bey
Zeiten die Kind-Mutter, die Amme, die Ober- und
Unter-Gouvernantinnen, die Ober- und Unter-
Cammer-Frau, und alle die übrigen Bedienten,
so die Fürstin bey Jhrer Niederkunfft, und den
neu-gebohrnen Printzen oder Princeßin bedienen
sollen, denominiret.

§. 4. Bey der Niederkunfft der Fürstlichen Ge-
mahlin sind die Gewohnheiten unterschiedlich. An
einigen Höfen müssen, der Landes-Observanz nach,
gewisse Leute, so der Niederkunfft der Fürstlichen
Gemahlin beywohnen sollen, sich in dem Neben-
Zimmer des Gemachs, in dem sie niederkömmt,
aufhalten, damit sie das Kind in dem Augenblick,
da es auf die Welt kömmt, gleich sehen können.

Also
L 5

Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder.
cretirt wuͤrde. Es wird dieſes an andere Hoͤfe ge-
meldet, da ſie denn hernach ſo wohl von frembden
als auch von ihren Unterthanen, inſonderheit von
den Reichs- und Land-Staͤnden, durch ihre De-
puti
rte die Gratulationen dieſerwegen erhalten.
Es werden beſondere Kirchen-Gebethe angeord-
net, und allenthalben alle nur erſinnliche und moͤg-
liche Anſtalten gemacht, damit die Hoch-Fuͤrſtliche
ſchwangere Frau Mutter vor allem Schaden und
Gefahr erhalten, und der kuͤnfftige Erbe gluͤcklich
auf die Welt gebracht werde. Wird von Lan-
des-Herrn Unterthanen ein Printz gewuͤnſchet und
erwartet, ſo fehlet es nicht an Poeten, die mit aller
Gewalt einen maͤnnlichen Erben, ich weiß nicht,
nach was vor einem prophetiſchen Geiſt, progno-
ſtici
ren und erdichten wollen. Es werden bey
Zeiten die Kind-Mutter, die Amme, die Ober- und
Unter-Gouvernantinnen, die Ober- und Unter-
Cammer-Frau, und alle die uͤbrigen Bedienten,
ſo die Fuͤrſtin bey Jhrer Niederkunfft, und den
neu-gebohrnen Printzen oder Princeßin bedienen
ſollen, denominiret.

§. 4. Bey der Niederkunfft der Fuͤrſtlichen Ge-
mahlin ſind die Gewohnheiten unterſchiedlich. An
einigen Hoͤfen muͤſſen, der Landes-Obſervanz nach,
gewiſſe Leute, ſo der Niederkunfft der Fuͤrſtlichen
Gemahlin beywohnen ſollen, ſich in dem Neben-
Zimmer des Gemachs, in dem ſie niederkoͤmmt,
aufhalten, damit ſie das Kind in dem Augenblick,
da es auf die Welt koͤmmt, gleich ſehen koͤnnen.

Alſo
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[169/0193] Von Geburth u. Tauffe Fuͤrſtl. Kinder. cretirt wuͤrde. Es wird dieſes an andere Hoͤfe ge- meldet, da ſie denn hernach ſo wohl von frembden als auch von ihren Unterthanen, inſonderheit von den Reichs- und Land-Staͤnden, durch ihre De- putirte die Gratulationen dieſerwegen erhalten. Es werden beſondere Kirchen-Gebethe angeord- net, und allenthalben alle nur erſinnliche und moͤg- liche Anſtalten gemacht, damit die Hoch-Fuͤrſtliche ſchwangere Frau Mutter vor allem Schaden und Gefahr erhalten, und der kuͤnfftige Erbe gluͤcklich auf die Welt gebracht werde. Wird von Lan- des-Herrn Unterthanen ein Printz gewuͤnſchet und erwartet, ſo fehlet es nicht an Poeten, die mit aller Gewalt einen maͤnnlichen Erben, ich weiß nicht, nach was vor einem prophetiſchen Geiſt, progno- ſticiren und erdichten wollen. Es werden bey Zeiten die Kind-Mutter, die Amme, die Ober- und Unter-Gouvernantinnen, die Ober- und Unter- Cammer-Frau, und alle die uͤbrigen Bedienten, ſo die Fuͤrſtin bey Jhrer Niederkunfft, und den neu-gebohrnen Printzen oder Princeßin bedienen ſollen, denominiret. §. 4. Bey der Niederkunfft der Fuͤrſtlichen Ge- mahlin ſind die Gewohnheiten unterſchiedlich. An einigen Hoͤfen muͤſſen, der Landes-Obſervanz nach, gewiſſe Leute, ſo der Niederkunfft der Fuͤrſtlichen Gemahlin beywohnen ſollen, ſich in dem Neben- Zimmer des Gemachs, in dem ſie niederkoͤmmt, aufhalten, damit ſie das Kind in dem Augenblick, da es auf die Welt koͤmmt, gleich ſehen koͤnnen. Alſo L 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/193>, abgerufen am 25.11.2024.