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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von dem Tafel-Ceremoniel.

§. 60. Bey dem Gesundheit-trincken der Fürst-
lichen Personen werden Trompeten geblasen und
Paucken geschlagen, oder auch, nach dem Unter-
schiede der Königlichen, Chur- und Fürstlichen Per-
sonen, die zusammen an einer Tafel sitzen, sechs oder
drey Stücke, oder halbe Carthaunen abgeseuert.
Wann Kayserliche oder Königliche Personen es
Fürstlichen zutrincken, so pflegen diese so lange zu
stehen, biß jene getruncken, ingleichen wenn sie den
Höhern Bescheid thun, oder deren Gesundheit trin-
cken, wiewohl jene gar öffters einen Winck, oder
sonst ein Zeichen zu geben pflegen, daß sie sich nie-
dersetzen sollen.

§. 61. Ob sich gleich die von der Clerisey auch
noch heutiges Tages vor den andern bey den Rö-
misch-Catholischen Fürsten eine ziemliche Freyheit
heraus nehmen, so dürffen sie es doch nicht so grob
machen, wie in den vorigen Zeiten, sondern müssen
in Worten und Geberden an Höfen den Wohl-
stand so wohl in Obacht nehmen, als andere. Jn den
ietzigen Zeiten gehet das Compliment nicht mehr
an, welches Johannes Magnus, ein Ertz-Bischoff zu
Upsal, dem Norwegischen König Gustavo I. machte,
dem er ein Glaß zubrachte mit den Worten: Unsere
Gnaden bringen es ewrer Gnaden. S. Hoyers
Dänische Geschichte p. 125. Käme ein Römischer
Geistlicher bey den itzigen Zeiten mit solchen Expres-
sion
en angezogen, die mit diesen einige Gleichheit
hätten, so würde ihm ohnfehlbar durch ein starckes
Nota bene eine grössere Höflichkeit gelehret werden.

§. 62.
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Von dem Tafel-Ceremoniel.

§. 60. Bey dem Geſundheit-trincken der Fuͤrſt-
lichen Perſonen werden Trompeten geblaſen und
Paucken geſchlagen, oder auch, nach dem Unter-
ſchiede der Koͤniglichen, Chur- und Fuͤrſtlichen Per-
ſonen, die zuſammen an einer Tafel ſitzen, ſechs oder
drey Stuͤcke, oder halbe Carthaunen abgeſeuert.
Wann Kayſerliche oder Koͤnigliche Perſonen es
Fuͤrſtlichen zutrincken, ſo pflegen dieſe ſo lange zu
ſtehen, biß jene getruncken, ingleichen wenn ſie den
Hoͤhern Beſcheid thun, oder deren Geſundheit trin-
cken, wiewohl jene gar oͤffters einen Winck, oder
ſonſt ein Zeichen zu geben pflegen, daß ſie ſich nie-
derſetzen ſollen.

§. 61. Ob ſich gleich die von der Cleriſey auch
noch heutiges Tages vor den andern bey den Roͤ-
miſch-Catholiſchen Fuͤrſten eine ziemliche Freyheit
heraus nehmen, ſo duͤrffen ſie es doch nicht ſo grob
machen, wie in den vorigen Zeiten, ſondern muͤſſen
in Worten und Geberden an Hoͤfen den Wohl-
ſtand ſo wohl in Obacht nehmen, als andere. Jn den
ietzigen Zeiten gehet das Compliment nicht mehr
an, welches Johannes Magnus, ein Ertz-Biſchoff zu
Upſal, dem Norwegiſchen Koͤnig Guſtavo I. machte,
dem er ein Glaß zubrachte mit den Worten: Unſere
Gnaden bringen es ewrer Gnaden. S. Hoyers
Daͤniſche Geſchichte p. 125. Kaͤme ein Roͤmiſcher
Geiſtlicher bey den itzigen Zeiten mit ſolchen Expres-
ſion
en angezogen, die mit dieſen einige Gleichheit
haͤtten, ſo wuͤrde ihm ohnfehlbar durch ein ſtarckes
Nota bene eine groͤſſere Hoͤflichkeit gelehret werden.

§. 62.
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[117/0141] Von dem Tafel-Ceremoniel. §. 60. Bey dem Geſundheit-trincken der Fuͤrſt- lichen Perſonen werden Trompeten geblaſen und Paucken geſchlagen, oder auch, nach dem Unter- ſchiede der Koͤniglichen, Chur- und Fuͤrſtlichen Per- ſonen, die zuſammen an einer Tafel ſitzen, ſechs oder drey Stuͤcke, oder halbe Carthaunen abgeſeuert. Wann Kayſerliche oder Koͤnigliche Perſonen es Fuͤrſtlichen zutrincken, ſo pflegen dieſe ſo lange zu ſtehen, biß jene getruncken, ingleichen wenn ſie den Hoͤhern Beſcheid thun, oder deren Geſundheit trin- cken, wiewohl jene gar oͤffters einen Winck, oder ſonſt ein Zeichen zu geben pflegen, daß ſie ſich nie- derſetzen ſollen. §. 61. Ob ſich gleich die von der Cleriſey auch noch heutiges Tages vor den andern bey den Roͤ- miſch-Catholiſchen Fuͤrſten eine ziemliche Freyheit heraus nehmen, ſo duͤrffen ſie es doch nicht ſo grob machen, wie in den vorigen Zeiten, ſondern muͤſſen in Worten und Geberden an Hoͤfen den Wohl- ſtand ſo wohl in Obacht nehmen, als andere. Jn den ietzigen Zeiten gehet das Compliment nicht mehr an, welches Johannes Magnus, ein Ertz-Biſchoff zu Upſal, dem Norwegiſchen Koͤnig Guſtavo I. machte, dem er ein Glaß zubrachte mit den Worten: Unſere Gnaden bringen es ewrer Gnaden. S. Hoyers Daͤniſche Geſchichte p. 125. Kaͤme ein Roͤmiſcher Geiſtlicher bey den itzigen Zeiten mit ſolchen Expres- ſionen angezogen, die mit dieſen einige Gleichheit haͤtten, ſo wuͤrde ihm ohnfehlbar durch ein ſtarckes Nota bene eine groͤſſere Hoͤflichkeit gelehret werden. §. 62. H 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/141>, abgerufen am 21.11.2024.