Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Sterben.
Vernünfftiger bestellet auch in diesem Stück sein
Hauß zu der Zeit, da seine Leibes- und Gemüths-
Kräffte noch in gutem Stande. Er bemühet sich,
allen Zwistigkeiten, die sich in dem künfftigen unter
denen Erben ereignen könten, so viel als nur immer
möglich, vorzubeugen; er consuliret deswegen be-
rühmte und wohlerfahrne Practicos, läst es, mit al-
len Cautelen und Clausulen, nach denen Landes-
Gesetzen, Statuten und Observanzen eines jeden
Ortes, auf das vollkommenste einrichten, und ver-
ordnet auch wohl bey gewissen Umständen, da er es
vor nöthig befindet, einen zum Testaments-Exe-
cutorn.

§. 13. Er sammlet sich bey Zeiten dasjenige Geld,
so zu seiner ehrlichen und Standes-mäßigen Beer-
digung vonnöthen seyn möchte, damit er nicht bey
seinem Tode beschimpffet werde, oder die armen
Hinterlassenen bey spahrsamen Vermögen nicht in
grosse Unruhe und Sorgen gesetzt werden, wo sie
die nöthigen Begräbniß- und Trauer-Kosten her-
nehmen sollen, da sie die Dürfftigkeit bißweilen nö-
thiget, um des Begräbnisses willen, alles zu verse-
tzen und zu verstossen, oder andere gute Leute anzu-
sprechen. Es sind mir selbst einige betrübte Exem-
pel bekandt, daß einige rechtschaffene Männer, die
in der Welt in gutem Ansehen standen, feine Eh-
ren-Aemter begleiteten, mit der Welt lebten, und
auch ziemliche Figur machten, dennoch aber bey ih-
rem unvermutheten Absterben nicht so viel zurück ge-
lassen, daß sie, ihren Ehren-Aemtern gemäß, mit den

gewöhn-
T t

Vom Sterben.
Vernuͤnfftiger beſtellet auch in dieſem Stuͤck ſein
Hauß zu der Zeit, da ſeine Leibes- und Gemuͤths-
Kraͤffte noch in gutem Stande. Er bemuͤhet ſich,
allen Zwiſtigkeiten, die ſich in dem kuͤnfftigen unter
denen Erben ereignen koͤnten, ſo viel als nur immer
moͤglich, vorzubeugen; er conſuliret deswegen be-
ruͤhmte und wohlerfahrne Practicos, laͤſt es, mit al-
len Cautelen und Clauſulen, nach denen Landes-
Geſetzen, Statuten und Obſervanzen eines jeden
Ortes, auf das vollkommenſte einrichten, und ver-
ordnet auch wohl bey gewiſſen Umſtaͤnden, da er es
vor noͤthig befindet, einen zum Teſtaments-Exe-
cutorn.

§. 13. Er ſammlet ſich bey Zeiten dasjenige Geld,
ſo zu ſeiner ehrlichen und Standes-maͤßigen Beer-
digung vonnoͤthen ſeyn moͤchte, damit er nicht bey
ſeinem Tode beſchimpffet werde, oder die armen
Hinterlaſſenen bey ſpahrſamen Vermoͤgen nicht in
groſſe Unruhe und Sorgen geſetzt werden, wo ſie
die noͤthigen Begraͤbniß- und Trauer-Koſten her-
nehmen ſollen, da ſie die Duͤrfftigkeit bißweilen noͤ-
thiget, um des Begraͤbniſſes willen, alles zu verſe-
tzen und zu verſtoſſen, oder andere gute Leute anzu-
ſprechen. Es ſind mir ſelbſt einige betruͤbte Exem-
pel bekandt, daß einige rechtſchaffene Maͤnner, die
in der Welt in gutem Anſehen ſtanden, feine Eh-
ren-Aemter begleiteten, mit der Welt lebten, und
auch ziemliche Figur machten, dennoch aber bey ih-
rem unvermutheten Abſterben nicht ſo viel zuruͤck ge-
laſſen, daß ſie, ihren Ehren-Aemtern gemaͤß, mit den

gewoͤhn-
T t
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0677" n="657"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Sterben.</hi></fw><lb/>
Vernu&#x0364;nfftiger be&#x017F;tellet auch in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck &#x017F;ein<lb/>
Hauß zu der Zeit, da &#x017F;eine Leibes- und Gemu&#x0364;ths-<lb/>
Kra&#x0364;ffte noch in gutem Stande. Er bemu&#x0364;het &#x017F;ich,<lb/>
allen Zwi&#x017F;tigkeiten, die &#x017F;ich in dem ku&#x0364;nfftigen unter<lb/>
denen Erben ereignen ko&#x0364;nten, &#x017F;o viel als nur immer<lb/>
mo&#x0364;glich, vorzubeugen; er <hi rendition="#aq">con&#x017F;uli</hi>ret deswegen be-<lb/>
ru&#x0364;hmte und wohlerfahrne <hi rendition="#aq">Practicos,</hi> la&#x0364;&#x017F;t es, mit al-<lb/>
len <hi rendition="#aq">Cautel</hi>en und <hi rendition="#aq">Clau&#x017F;ul</hi>en, nach denen Landes-<lb/>
Ge&#x017F;etzen, <hi rendition="#aq">Statut</hi>en und <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervanz</hi>en eines jeden<lb/>
Ortes, auf das vollkommen&#x017F;te einrichten, und ver-<lb/>
ordnet auch wohl bey gewi&#x017F;&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden, da er es<lb/>
vor no&#x0364;thig befindet, einen zum <hi rendition="#aq">Te&#x017F;taments-Exe-<lb/>
cutorn.</hi></p><lb/>
        <p>§. 13. Er &#x017F;ammlet &#x017F;ich bey Zeiten dasjenige Geld,<lb/>
&#x017F;o zu &#x017F;einer ehrlichen und Standes-ma&#x0364;ßigen Beer-<lb/>
digung vonno&#x0364;then &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, damit er nicht bey<lb/>
&#x017F;einem Tode be&#x017F;chimpffet werde, oder die armen<lb/>
Hinterla&#x017F;&#x017F;enen bey &#x017F;pahr&#x017F;amen Vermo&#x0364;gen nicht in<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Unruhe und Sorgen ge&#x017F;etzt werden, wo &#x017F;ie<lb/>
die no&#x0364;thigen Begra&#x0364;bniß- und Trauer-Ko&#x017F;ten her-<lb/>
nehmen &#x017F;ollen, da &#x017F;ie die Du&#x0364;rfftigkeit bißweilen no&#x0364;-<lb/>
thiget, um des Begra&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;es willen, alles zu ver&#x017F;e-<lb/>
tzen und zu ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, oder andere gute Leute anzu-<lb/>
&#x017F;prechen. Es &#x017F;ind mir &#x017F;elb&#x017F;t einige betru&#x0364;bte Exem-<lb/>
pel bekandt, daß einige recht&#x017F;chaffene Ma&#x0364;nner, die<lb/>
in der Welt in gutem An&#x017F;ehen &#x017F;tanden, feine Eh-<lb/>
ren-Aemter begleiteten, mit der Welt lebten, und<lb/>
auch ziemliche <hi rendition="#aq">Figur</hi> machten, dennoch aber bey ih-<lb/>
rem unvermutheten Ab&#x017F;terben nicht &#x017F;o viel zuru&#x0364;ck ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie, ihren Ehren-Aemtern gema&#x0364;ß, mit den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T t</fw><fw place="bottom" type="catch">gewo&#x0364;hn-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[657/0677] Vom Sterben. Vernuͤnfftiger beſtellet auch in dieſem Stuͤck ſein Hauß zu der Zeit, da ſeine Leibes- und Gemuͤths- Kraͤffte noch in gutem Stande. Er bemuͤhet ſich, allen Zwiſtigkeiten, die ſich in dem kuͤnfftigen unter denen Erben ereignen koͤnten, ſo viel als nur immer moͤglich, vorzubeugen; er conſuliret deswegen be- ruͤhmte und wohlerfahrne Practicos, laͤſt es, mit al- len Cautelen und Clauſulen, nach denen Landes- Geſetzen, Statuten und Obſervanzen eines jeden Ortes, auf das vollkommenſte einrichten, und ver- ordnet auch wohl bey gewiſſen Umſtaͤnden, da er es vor noͤthig befindet, einen zum Teſtaments-Exe- cutorn. §. 13. Er ſammlet ſich bey Zeiten dasjenige Geld, ſo zu ſeiner ehrlichen und Standes-maͤßigen Beer- digung vonnoͤthen ſeyn moͤchte, damit er nicht bey ſeinem Tode beſchimpffet werde, oder die armen Hinterlaſſenen bey ſpahrſamen Vermoͤgen nicht in groſſe Unruhe und Sorgen geſetzt werden, wo ſie die noͤthigen Begraͤbniß- und Trauer-Koſten her- nehmen ſollen, da ſie die Duͤrfftigkeit bißweilen noͤ- thiget, um des Begraͤbniſſes willen, alles zu verſe- tzen und zu verſtoſſen, oder andere gute Leute anzu- ſprechen. Es ſind mir ſelbſt einige betruͤbte Exem- pel bekandt, daß einige rechtſchaffene Maͤnner, die in der Welt in gutem Anſehen ſtanden, feine Eh- ren-Aemter begleiteten, mit der Welt lebten, und auch ziemliche Figur machten, dennoch aber bey ih- rem unvermutheten Abſterben nicht ſo viel zuruͤck ge- laſſen, daß ſie, ihren Ehren-Aemtern gemaͤß, mit den gewoͤhn- T t

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/677
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/677>, abgerufen am 11.05.2024.