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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Vom Sterben.
wollen, von dem grösten biß zum kleinsten, aufzeich-
nen, und alsdenn doppelte und accurate Inventaria
und Specificationes darüber verfertigen, nebst An-
noti
rung der Preisse, was sie neu gekostet, und was
sie im gegenwärtigen wohl werth sind, damit sich
die Hinterlassenen darnach richten mögen. Was
man andern, oder andere uns, an Capitalien und
Zinßen schuldig worden, muß man ebenfalls, nebst
Vermeldung der Personen, der Zeit, u. s. w. auf-
schreiben, und alle die Original-Belege, an Obli-
gation
en, Wechsel-Briefen, Qvittungen u. s. w.
in guter Ordnung zusammen hefften, oder sonst da-
bey liegen haben. Diese Nachrichten kommen de-
nen Erben trefflich zu statten, und wird manches hie-
durch in Richtigkeit gesetzt, welches sonst in Unrich-
tigkeit wäre stecken blieben.

§. 11. Man hüte sich, so viel als möglich, vor
Unrichtigkeit, und vor allzu weitläufftigen Projecten.
Man nehme nicht mehr vor, als einem, seinen Lei-
bes- und Gemüths-Kräfften, seinen Einkünfften,
und derjenigen Zeit nach, die einem von GOtt, der
Vermuthung nach, gegönnet seyn möchte, möglich
ist auszuführen. Jnsonderheit fürchte man sich
vor Schulden, und borge nicht mehr auf, als man
bezahlen kan, damit man nicht andere Leute betrüge,
sich nach seinem Tod beschimpffe, oder die Seini-
gen nach seinem Tode, denen man sonst ein Stück
Brodt lassen könte, unglücklich, und wohl gar zu
Bettlern mache. Hast du dir aber einmahl, ent-
weder durch dein unordentliches Haußhalten, oder

durch

Vom Sterben.
wollen, von dem groͤſten biß zum kleinſten, aufzeich-
nen, und alsdenn doppelte und accurate Inventaria
und Specificationes daruͤber verfertigen, nebſt An-
noti
rung der Preiſſe, was ſie neu gekoſtet, und was
ſie im gegenwaͤrtigen wohl werth ſind, damit ſich
die Hinterlaſſenen darnach richten moͤgen. Was
man andern, oder andere uns, an Capitalien und
Zinßen ſchuldig worden, muß man ebenfalls, nebſt
Vermeldung der Perſonen, der Zeit, u. ſ. w. auf-
ſchreiben, und alle die Original-Belege, an Obli-
gation
en, Wechſel-Briefen, Qvittungen u. ſ. w.
in guter Ordnung zuſammen hefften, oder ſonſt da-
bey liegen haben. Dieſe Nachrichten kommen de-
nen Erben trefflich zu ſtatten, und wird manches hie-
durch in Richtigkeit geſetzt, welches ſonſt in Unrich-
tigkeit waͤre ſtecken blieben.

§. 11. Man huͤte ſich, ſo viel als moͤglich, vor
Unrichtigkeit, und vor allzu weitlaͤufftigen Projecten.
Man nehme nicht mehr vor, als einem, ſeinen Lei-
bes- und Gemuͤths-Kraͤfften, ſeinen Einkuͤnfften,
und derjenigen Zeit nach, die einem von GOtt, der
Vermuthung nach, gegoͤnnet ſeyn moͤchte, moͤglich
iſt auszufuͤhren. Jnſonderheit fuͤrchte man ſich
vor Schulden, und borge nicht mehr auf, als man
bezahlen kan, damit man nicht andere Leute betruͤge,
ſich nach ſeinem Tod beſchimpffe, oder die Seini-
gen nach ſeinem Tode, denen man ſonſt ein Stuͤck
Brodt laſſen koͤnte, ungluͤcklich, und wohl gar zu
Bettlern mache. Haſt du dir aber einmahl, ent-
weder durch dein unordentliches Haußhalten, oder

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[655/0675] Vom Sterben. wollen, von dem groͤſten biß zum kleinſten, aufzeich- nen, und alsdenn doppelte und accurate Inventaria und Specificationes daruͤber verfertigen, nebſt An- notirung der Preiſſe, was ſie neu gekoſtet, und was ſie im gegenwaͤrtigen wohl werth ſind, damit ſich die Hinterlaſſenen darnach richten moͤgen. Was man andern, oder andere uns, an Capitalien und Zinßen ſchuldig worden, muß man ebenfalls, nebſt Vermeldung der Perſonen, der Zeit, u. ſ. w. auf- ſchreiben, und alle die Original-Belege, an Obli- gationen, Wechſel-Briefen, Qvittungen u. ſ. w. in guter Ordnung zuſammen hefften, oder ſonſt da- bey liegen haben. Dieſe Nachrichten kommen de- nen Erben trefflich zu ſtatten, und wird manches hie- durch in Richtigkeit geſetzt, welches ſonſt in Unrich- tigkeit waͤre ſtecken blieben. §. 11. Man huͤte ſich, ſo viel als moͤglich, vor Unrichtigkeit, und vor allzu weitlaͤufftigen Projecten. Man nehme nicht mehr vor, als einem, ſeinen Lei- bes- und Gemuͤths-Kraͤfften, ſeinen Einkuͤnfften, und derjenigen Zeit nach, die einem von GOtt, der Vermuthung nach, gegoͤnnet ſeyn moͤchte, moͤglich iſt auszufuͤhren. Jnſonderheit fuͤrchte man ſich vor Schulden, und borge nicht mehr auf, als man bezahlen kan, damit man nicht andere Leute betruͤge, ſich nach ſeinem Tod beſchimpffe, oder die Seini- gen nach ſeinem Tode, denen man ſonſt ein Stuͤck Brodt laſſen koͤnte, ungluͤcklich, und wohl gar zu Bettlern mache. Haſt du dir aber einmahl, ent- weder durch dein unordentliches Haußhalten, oder durch

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/675>, abgerufen am 22.11.2024.