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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Kindtauffen.
ser Schall, deren Bedeutung man aus keiner Spra-
che her deriviren kan, als, Jllen, Uzke u. s. w. Die
weiblichen Nahmen, die man in Manns-Nahmen
verwandelt, kommen sehr gezwungen heraus, als,
Erdmuthus, Dorotheus, wie ein gewisser Priester
auf dem Lande, zu Ehren einer grossen Hertzogin,
nach der Aehnlichkeit ihres Nahmens, Erdmuth
Dorothea, die er zur hohen Tauff-Zeugin erweh-
let, seinen Sohn heissen lassen. Die ungewöhnli-
chen und selbst erdichteten Nahmen, als, Tugend-
voll, und andere, die man aus denen Lateinischen,
Griechischen und Hebräischen Sprachen heraus-
ziehet, sind lächerlich. Manche, die viel Söhne
haben, geben ihnen solche Nahmen, da in allen der
Nahme GOtt mit vorkommt, als, Trau-Gott,
Ehre-Gott, Gottlob, Gottlieb, u. s. w. es ist aber
öffters bey dieser Methode mehr eine Veruneh-
rung des göttlichen Nahmens, als eine Christen-
Pflicht.

§. 15. Bey der heiligen Tauffe ist nicht zu billi-
gen, wenn die Priester nur die Finger in das Was-
ser tauchen, und damit die Stirne des Kindes be-
rühren, welches meistentheils wegen der Hoffarth
der Eltern geschiehet, damit die Zierrathen, die das
Kind auf dem Haupte hat, nicht etwan von dem
Wasser fleckigt werden; ob es wohl im übrigen
einerley, ob das Vorder- oder Hintertheil von dem
Haupte des Kindes befeuchtet werde. Da die
heilige Tauffe ein Bad der neuen Geburth genen-
net wird, so ist, nach der wohlgegründeten Mey-

nung
R r 5

Von Kindtauffen.
ſer Schall, deren Bedeutung man aus keiner Spra-
che her deriviren kan, als, Jllen, Uzke u. ſ. w. Die
weiblichen Nahmen, die man in Manns-Nahmen
verwandelt, kommen ſehr gezwungen heraus, als,
Erdmuthus, Dorotheus, wie ein gewiſſer Prieſter
auf dem Lande, zu Ehren einer groſſen Hertzogin,
nach der Aehnlichkeit ihres Nahmens, Erdmuth
Dorothea, die er zur hohen Tauff-Zeugin erweh-
let, ſeinen Sohn heiſſen laſſen. Die ungewoͤhnli-
chen und ſelbſt erdichteten Nahmen, als, Tugend-
voll, und andere, die man aus denen Lateiniſchen,
Griechiſchen und Hebraͤiſchen Sprachen heraus-
ziehet, ſind laͤcherlich. Manche, die viel Soͤhne
haben, geben ihnen ſolche Nahmen, da in allen der
Nahme GOtt mit vorkommt, als, Trau-Gott,
Ehre-Gott, Gottlob, Gottlieb, u. ſ. w. es iſt aber
oͤffters bey dieſer Methode mehr eine Veruneh-
rung des goͤttlichen Nahmens, als eine Chriſten-
Pflicht.

§. 15. Bey der heiligen Tauffe iſt nicht zu billi-
gen, wenn die Prieſter nur die Finger in das Waſ-
ſer tauchen, und damit die Stirne des Kindes be-
ruͤhren, welches meiſtentheils wegen der Hoffarth
der Eltern geſchiehet, damit die Zierrathen, die das
Kind auf dem Haupte hat, nicht etwan von dem
Waſſer fleckigt werden; ob es wohl im uͤbrigen
einerley, ob das Vorder- oder Hintertheil von dem
Haupte des Kindes befeuchtet werde. Da die
heilige Tauffe ein Bad der neuen Geburth genen-
net wird, ſo iſt, nach der wohlgegruͤndeten Mey-

nung
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[633/0653] Von Kindtauffen. ſer Schall, deren Bedeutung man aus keiner Spra- che her deriviren kan, als, Jllen, Uzke u. ſ. w. Die weiblichen Nahmen, die man in Manns-Nahmen verwandelt, kommen ſehr gezwungen heraus, als, Erdmuthus, Dorotheus, wie ein gewiſſer Prieſter auf dem Lande, zu Ehren einer groſſen Hertzogin, nach der Aehnlichkeit ihres Nahmens, Erdmuth Dorothea, die er zur hohen Tauff-Zeugin erweh- let, ſeinen Sohn heiſſen laſſen. Die ungewoͤhnli- chen und ſelbſt erdichteten Nahmen, als, Tugend- voll, und andere, die man aus denen Lateiniſchen, Griechiſchen und Hebraͤiſchen Sprachen heraus- ziehet, ſind laͤcherlich. Manche, die viel Soͤhne haben, geben ihnen ſolche Nahmen, da in allen der Nahme GOtt mit vorkommt, als, Trau-Gott, Ehre-Gott, Gottlob, Gottlieb, u. ſ. w. es iſt aber oͤffters bey dieſer Methode mehr eine Veruneh- rung des goͤttlichen Nahmens, als eine Chriſten- Pflicht. §. 15. Bey der heiligen Tauffe iſt nicht zu billi- gen, wenn die Prieſter nur die Finger in das Waſ- ſer tauchen, und damit die Stirne des Kindes be- ruͤhren, welches meiſtentheils wegen der Hoffarth der Eltern geſchiehet, damit die Zierrathen, die das Kind auf dem Haupte hat, nicht etwan von dem Waſſer fleckigt werden; ob es wohl im uͤbrigen einerley, ob das Vorder- oder Hintertheil von dem Haupte des Kindes befeuchtet werde. Da die heilige Tauffe ein Bad der neuen Geburth genen- net wird, ſo iſt, nach der wohlgegruͤndeten Mey- nung R r 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/653>, abgerufen am 25.11.2024.