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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XVI. Capitul.
gerne in der Kirche nehmen, sie wollen sich in der
Kirche nicht trauen lassen, sie wollen auch ihre Kin-
der in der Kirche nicht tauffen lassen, und gleichwohl
wollen sie doch alle gerne in der Kirche begraben
seyn. Bey Lebzeiten ist Raum genug in der Kir-
che, da machen die Höhern denen andern gerne
Platz, aber nach dem Tode ist fast kein Raum da,
da wolten sie lieber alle ihre Begräbnisse in der Kir-
che haben.

§. 6. Der Endzweck der Gevatterschafften er-
fordert, daß fromme, GOtt und sein Wort liebende
Leute darzu genommen werden, die vor das getauff-
te Kind beten, und vor dessen Wohlfarth Sorge
tragen, dergleichen von rohen Welt-Kindern und
Verächtern des Wortes GOttes und seiner Die-
ner nicht zu hoffen. Jn den Kirchen-Ordnungen
wird anbefohlen, daß die Priester die Leute vermah-
nen und erinnern sollen, daß sie zu solchem hohen
christlichen Werck nicht leichtfertige oder gottlose,
sondern christliche und gottesfürchtige Personen zu
Gevattern bitten sollen, damit sie mit ihrem Gebet
desto eher des Kindleins Glauben, dadurch es denn
allein lebet, erbitten helffen mögen; und wann eine
ärgerliche Person, welche mit groben Lastern behaff-
tet, und ohne Busse darinnen verharret, auch dessel-
ben genugsam überwiesen, zu Gevattern nahmhafft
gemacht würde, so solten die Pfarr-Herren des Kin-
des Vater freundlich erinnern, eine andere Person
zu bitten.

§. 7. Wie wenig aber dieses, nebst andern Stü-

cken

II. Theil. XVI. Capitul.
gerne in der Kirche nehmen, ſie wollen ſich in der
Kirche nicht trauen laſſen, ſie wollen auch ihre Kin-
der in der Kirche nicht tauffen laſſen, und gleichwohl
wollen ſie doch alle gerne in der Kirche begraben
ſeyn. Bey Lebzeiten iſt Raum genug in der Kir-
che, da machen die Hoͤhern denen andern gerne
Platz, aber nach dem Tode iſt faſt kein Raum da,
da wolten ſie lieber alle ihre Begraͤbniſſe in der Kir-
che haben.

§. 6. Der Endzweck der Gevatterſchafften er-
fordert, daß fromme, GOtt und ſein Wort liebende
Leute darzu genommen werden, die vor das getauff-
te Kind beten, und vor deſſen Wohlfarth Sorge
tragen, dergleichen von rohen Welt-Kindern und
Veraͤchtern des Wortes GOttes und ſeiner Die-
ner nicht zu hoffen. Jn den Kirchen-Ordnungen
wird anbefohlen, daß die Prieſter die Leute vermah-
nen und erinnern ſollen, daß ſie zu ſolchem hohen
chriſtlichen Werck nicht leichtfertige oder gottloſe,
ſondern chriſtliche und gottesfuͤrchtige Perſonen zu
Gevattern bitten ſollen, damit ſie mit ihrem Gebet
deſto eher des Kindleins Glauben, dadurch es denn
allein lebet, erbitten helffen moͤgen; und wann eine
aͤrgerliche Perſon, welche mit groben Laſtern behaff-
tet, und ohne Buſſe darinnen verharret, auch deſſel-
ben genugſam uͤberwieſen, zu Gevattern nahmhafft
gemacht wuͤrde, ſo ſolten die Pfarr-Herren des Kin-
des Vater freundlich erinnern, eine andere Perſon
zu bitten.

§. 7. Wie wenig aber dieſes, nebſt andern Stuͤ-

cken
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[624/0644] II. Theil. XVI. Capitul. gerne in der Kirche nehmen, ſie wollen ſich in der Kirche nicht trauen laſſen, ſie wollen auch ihre Kin- der in der Kirche nicht tauffen laſſen, und gleichwohl wollen ſie doch alle gerne in der Kirche begraben ſeyn. Bey Lebzeiten iſt Raum genug in der Kir- che, da machen die Hoͤhern denen andern gerne Platz, aber nach dem Tode iſt faſt kein Raum da, da wolten ſie lieber alle ihre Begraͤbniſſe in der Kir- che haben. §. 6. Der Endzweck der Gevatterſchafften er- fordert, daß fromme, GOtt und ſein Wort liebende Leute darzu genommen werden, die vor das getauff- te Kind beten, und vor deſſen Wohlfarth Sorge tragen, dergleichen von rohen Welt-Kindern und Veraͤchtern des Wortes GOttes und ſeiner Die- ner nicht zu hoffen. Jn den Kirchen-Ordnungen wird anbefohlen, daß die Prieſter die Leute vermah- nen und erinnern ſollen, daß ſie zu ſolchem hohen chriſtlichen Werck nicht leichtfertige oder gottloſe, ſondern chriſtliche und gottesfuͤrchtige Perſonen zu Gevattern bitten ſollen, damit ſie mit ihrem Gebet deſto eher des Kindleins Glauben, dadurch es denn allein lebet, erbitten helffen moͤgen; und wann eine aͤrgerliche Perſon, welche mit groben Laſtern behaff- tet, und ohne Buſſe darinnen verharret, auch deſſel- ben genugſam uͤberwieſen, zu Gevattern nahmhafft gemacht wuͤrde, ſo ſolten die Pfarr-Herren des Kin- des Vater freundlich erinnern, eine andere Perſon zu bitten. §. 7. Wie wenig aber dieſes, nebſt andern Stuͤ- cken

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/644>, abgerufen am 22.11.2024.