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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Verehlichung.
wohl gewiß genug, wer in den Alterthümern nur
ein klein wenig erfahren, wird dieses vor bekand
annehmen. Bey den ersten Christen findet man
gar wenig davon, und melden einige Gelehrte, daß
die Christen in dem vierdten Seculo nach Christi
Geburth angefangen, sich ihrer zu bedienen, und
daß sie von derselben Zeit an, biß jetzund im
Schwange geblieben. S. eine kurtze Historie da-
von in Burmanni diatribe de Carminibus nu-
ptialibus.

§. 34. Die öffentlichen Caressen, die ein ver-
liebter Bräutigam seiner Braut mit Küßen und
sonsten vor allen Leuten erzeiget, stehen einem ver-
nünfftigen Bräutigam so wenig an, als einem Ehe-
mann. Monsieur de Chevergny ertheilt seinem
Sohn unter andern guten Regeln ebenfalls fol-
gende mit: En particulier deves faire des demon-
strations d'amitie & de caresses a votre femme,
mais en public ou devant vos domestiques me-
me, les caresses privees du mari & de la fem-
me viennent en risee & une jeune femme
s'accoutume par ce moyen a user de gestes, qui
lui donnent apres plus de liberte.

§. 35. Das Dantzen oder die Bälle bey den
Hochzeiten, sind unter den Teutschen, und auch bey
andern Völckern ein sehr alter Gebrauch. An
einigen Orten wird ein manierlicher und vernünff-
tiger Dantz-Meister verordnet, welcher bey den
Frantzösischen und Englischen Däntzen, die gehal-
ten werden sollen, alles ordinirt, die jungen Leute,

welche
Q q 5

Von der Verehlichung.
wohl gewiß genug, wer in den Alterthuͤmern nur
ein klein wenig erfahren, wird dieſes vor bekand
annehmen. Bey den erſten Chriſten findet man
gar wenig davon, und melden einige Gelehrte, daß
die Chriſten in dem vierdten Seculo nach Chriſti
Geburth angefangen, ſich ihrer zu bedienen, und
daß ſie von derſelben Zeit an, biß jetzund im
Schwange geblieben. S. eine kurtze Hiſtorie da-
von in Burmanni diatribe de Carminibus nu-
ptialibus.

§. 34. Die oͤffentlichen Careſſen, die ein ver-
liebter Braͤutigam ſeiner Braut mit Kuͤßen und
ſonſten vor allen Leuten erzeiget, ſtehen einem ver-
nuͤnfftigen Braͤutigam ſo wenig an, als einem Ehe-
mann. Monſieur de Chevergny ertheilt ſeinem
Sohn unter andern guten Regeln ebenfalls fol-
gende mit: En particulier devés faire des demon-
ſtrations d’amitié & de careſſes a vôtre femme,
mais en public ou devant vos domeſtiques mê-
me, les careſſes privées du mari & de la fem-
me viennent en risée & une jeune femme
s’accoutume par ce moyen a uſer de geſtes, qui
lui donnent aprés plus de liberté.

§. 35. Das Dantzen oder die Baͤlle bey den
Hochzeiten, ſind unter den Teutſchen, und auch bey
andern Voͤlckern ein ſehr alter Gebrauch. An
einigen Orten wird ein manierlicher und vernuͤnff-
tiger Dantz-Meiſter verordnet, welcher bey den
Frantzoͤſiſchen und Engliſchen Daͤntzen, die gehal-
ten werden ſollen, alles ordinirt, die jungen Leute,

welche
Q q 5
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[617/0637] Von der Verehlichung. wohl gewiß genug, wer in den Alterthuͤmern nur ein klein wenig erfahren, wird dieſes vor bekand annehmen. Bey den erſten Chriſten findet man gar wenig davon, und melden einige Gelehrte, daß die Chriſten in dem vierdten Seculo nach Chriſti Geburth angefangen, ſich ihrer zu bedienen, und daß ſie von derſelben Zeit an, biß jetzund im Schwange geblieben. S. eine kurtze Hiſtorie da- von in Burmanni diatribe de Carminibus nu- ptialibus. §. 34. Die oͤffentlichen Careſſen, die ein ver- liebter Braͤutigam ſeiner Braut mit Kuͤßen und ſonſten vor allen Leuten erzeiget, ſtehen einem ver- nuͤnfftigen Braͤutigam ſo wenig an, als einem Ehe- mann. Monſieur de Chevergny ertheilt ſeinem Sohn unter andern guten Regeln ebenfalls fol- gende mit: En particulier devés faire des demon- ſtrations d’amitié & de careſſes a vôtre femme, mais en public ou devant vos domeſtiques mê- me, les careſſes privées du mari & de la fem- me viennent en risée & une jeune femme s’accoutume par ce moyen a uſer de geſtes, qui lui donnent aprés plus de liberté. §. 35. Das Dantzen oder die Baͤlle bey den Hochzeiten, ſind unter den Teutſchen, und auch bey andern Voͤlckern ein ſehr alter Gebrauch. An einigen Orten wird ein manierlicher und vernuͤnff- tiger Dantz-Meiſter verordnet, welcher bey den Frantzoͤſiſchen und Engliſchen Daͤntzen, die gehal- ten werden ſollen, alles ordinirt, die jungen Leute, welche Q q 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/637>, abgerufen am 25.11.2024.