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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von denen Bedienten und der Equipage.
schen, der in einer prächtigen Carosse saß, nach der
Beschaffenheit seiner Jahre, seiner Einkünffte und
seines Characters aber gar wohl zu Fuß hätte gehen
können: Es wäre ein sehr kluger Mensch, er schon-
te jetzund in seiner Jugend seine Füsse, damit er ein-
sten auf das Alter desto besser zu Fusse gehen könte.
Es kan leicht geschehen, daß diese aus Schertz ge-
schehene Prophezeyung eintrifft, immassen es eine
Sonnen-klare Wahrheit, daß der grosse Staat
vieler jungen Leute ihnen auf ihr hohes Alter auf
die Beine hilfft.

§. 3. Beunruhige dich nicht, wenn dich andere
an Staat, der Menge der Bedienten und derglei-
chen übertreffen, und beneide ihnen ihre Glücksee-
ligkeit nicht. Thun sie dieses auf eine vernünfftige
Weise, da ihnen GOtt größrer Einkünffte und ei-
nen höhern Stand verliehen, so verletzest du hie-
durch die Christen-Pflichten, da du über die von
GOtt gemachte Eintheilung, da er Macht hat, ei-
nem jeden zu geben, was er will, auf eine ungedul-
dige Weise murren willst. Führen sie sich aber
unvernünfftig hierbey auf, so muß man mit solchen
elenden und verblendeten Leuten eher Mitleiden
haben, als sie beneiden, es ist Unglücks genug vor
sie, daß sie sich hiedurch mit der Zeit entweder
Armuth oder Verachtung, oder beydes zugleich
über den Halß ziehen.

§. 4. Bey der Anzahl der Bedienten, und der
Equipage, richte dein Absehen nicht allein auf dei-
ne Einkünffte, sondern auch auf deinen Stand,

Bedie-

Von denen Bedienten und der Equipage.
ſchen, der in einer praͤchtigen Caroſſe ſaß, nach der
Beſchaffenheit ſeiner Jahre, ſeiner Einkuͤnffte und
ſeines Characters aber gar wohl zu Fuß haͤtte gehen
koͤnnen: Es waͤre ein ſehr kluger Menſch, er ſchon-
te jetzund in ſeiner Jugend ſeine Fuͤſſe, damit er ein-
ſten auf das Alter deſto beſſer zu Fuſſe gehen koͤnte.
Es kan leicht geſchehen, daß dieſe aus Schertz ge-
ſchehene Prophezeyung eintrifft, immaſſen es eine
Sonnen-klare Wahrheit, daß der groſſe Staat
vieler jungen Leute ihnen auf ihr hohes Alter auf
die Beine hilfft.

§. 3. Beunruhige dich nicht, wenn dich andere
an Staat, der Menge der Bedienten und derglei-
chen uͤbertreffen, und beneide ihnen ihre Gluͤckſee-
ligkeit nicht. Thun ſie dieſes auf eine vernuͤnfftige
Weiſe, da ihnen GOtt groͤßrer Einkuͤnffte und ei-
nen hoͤhern Stand verliehen, ſo verletzeſt du hie-
durch die Chriſten-Pflichten, da du uͤber die von
GOtt gemachte Eintheilung, da er Macht hat, ei-
nem jeden zu geben, was er will, auf eine ungedul-
dige Weiſe murren willſt. Fuͤhren ſie ſich aber
unvernuͤnfftig hierbey auf, ſo muß man mit ſolchen
elenden und verblendeten Leuten eher Mitleiden
haben, als ſie beneiden, es iſt Ungluͤcks genug vor
ſie, daß ſie ſich hiedurch mit der Zeit entweder
Armuth oder Verachtung, oder beydes zugleich
uͤber den Halß ziehen.

§. 4. Bey der Anzahl der Bedienten, und der
Equipage, richte dein Abſehen nicht allein auf dei-
ne Einkuͤnffte, ſondern auch auf deinen Stand,

Bedie-
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[575/0595] Von denen Bedienten und der Equipage. ſchen, der in einer praͤchtigen Caroſſe ſaß, nach der Beſchaffenheit ſeiner Jahre, ſeiner Einkuͤnffte und ſeines Characters aber gar wohl zu Fuß haͤtte gehen koͤnnen: Es waͤre ein ſehr kluger Menſch, er ſchon- te jetzund in ſeiner Jugend ſeine Fuͤſſe, damit er ein- ſten auf das Alter deſto beſſer zu Fuſſe gehen koͤnte. Es kan leicht geſchehen, daß dieſe aus Schertz ge- ſchehene Prophezeyung eintrifft, immaſſen es eine Sonnen-klare Wahrheit, daß der groſſe Staat vieler jungen Leute ihnen auf ihr hohes Alter auf die Beine hilfft. §. 3. Beunruhige dich nicht, wenn dich andere an Staat, der Menge der Bedienten und derglei- chen uͤbertreffen, und beneide ihnen ihre Gluͤckſee- ligkeit nicht. Thun ſie dieſes auf eine vernuͤnfftige Weiſe, da ihnen GOtt groͤßrer Einkuͤnffte und ei- nen hoͤhern Stand verliehen, ſo verletzeſt du hie- durch die Chriſten-Pflichten, da du uͤber die von GOtt gemachte Eintheilung, da er Macht hat, ei- nem jeden zu geben, was er will, auf eine ungedul- dige Weiſe murren willſt. Fuͤhren ſie ſich aber unvernuͤnfftig hierbey auf, ſo muß man mit ſolchen elenden und verblendeten Leuten eher Mitleiden haben, als ſie beneiden, es iſt Ungluͤcks genug vor ſie, daß ſie ſich hiedurch mit der Zeit entweder Armuth oder Verachtung, oder beydes zugleich uͤber den Halß ziehen. §. 4. Bey der Anzahl der Bedienten, und der Equipage, richte dein Abſehen nicht allein auf dei- ne Einkuͤnffte, ſondern auch auf deinen Stand, Bedie-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/595>, abgerufen am 22.11.2024.