Aufsatz von grünen Laube und Blättern gemacht. Nachdem nun derselbe bey dem König Approba- tion gefunden, so hätte er nachgehends andern Da- mes zum Modell ihrer Hauben dienen müssen. S. Amaranthes Frauenzimmer-Lexicon. p. 556.
§. 38. Daß auch der Frantzösischen Geistlichkeit selbst an Beybehaltung dieser oder jener Tracht viel gelegen, und sie wohl eher dieserwegen einen Streit unter einander gehabt, ersiehet man aus manchen Geschichten, die sich dieserwegen zugetra- gen. Anno 1705. hatten die Frantzösischen Bi- schöffe einen wichtigen Disput über das Tragen der Schleppen, oder der langen hintenaus schweiffen- den Kleidung, indem es sich fragte, ob sich die Bi- schöffe bey der Procession, an dem in Franckreich so genandten kleinen Frohnleichnams-Feste, solten die Schleppen nachtragen lassen, weil sie in langer Zeit an diesem Fest nicht versammlet gewest. Man brach- te vier gantzer Sessionen mit dieser wichtigen Sache zu, ehe ein rechter Schluß ausfallen wolte; Einige wolten behaupten, sie müsten getragen werden, wenn auch keine andere Ursache wäre, als die Er- haltung des prälatischen Ansehens, damit sie durch dieses Merckmahl von den andern Deputirten der Geistlichkeit niedriger Classen unterschieden wür- den. Andere giengen aufrichtig heraus mit dem Bekänntniß, daß dieses eine bloße eitele Hoffarth wäre, und da sie in Königlichen Zimmern für irrdi- schen Majestäten nicht erlaubet seyn, würde es sich noch viel weniger schicken, sie vor dem Himmels-
Konig
N n 5
Von der Kleidung.
Aufſatz von gruͤnen Laube und Blaͤttern gemacht. Nachdem nun derſelbe bey dem Koͤnig Approba- tion gefunden, ſo haͤtte er nachgehends andern Da- mes zum Modell ihrer Hauben dienen muͤſſen. S. Amaranthes Frauenzimmer-Lexicon. p. 556.
§. 38. Daß auch der Frantzoͤſiſchen Geiſtlichkeit ſelbſt an Beybehaltung dieſer oder jener Tracht viel gelegen, und ſie wohl eher dieſerwegen einen Streit unter einander gehabt, erſiehet man aus manchen Geſchichten, die ſich dieſerwegen zugetra- gen. Anno 1705. hatten die Frantzoͤſiſchen Bi- ſchoͤffe einen wichtigen Diſput uͤber das Tragen der Schleppen, oder der langen hintenaus ſchweiffen- den Kleidung, indem es ſich fragte, ob ſich die Bi- ſchoͤffe bey der Proceſſion, an dem in Franckreich ſo genandten kleinen Frohnleichnams-Feſte, ſolten die Schleppen nachtragen laſſen, weil ſie in langer Zeit an dieſem Feſt nicht verſam̃let geweſt. Man brach- te vier gantzer Seſſionen mit dieſer wichtigen Sache zu, ehe ein rechter Schluß ausfallen wolte; Einige wolten behaupten, ſie muͤſten getragen werden, wenn auch keine andere Urſache waͤre, als die Er- haltung des praͤlatiſchen Anſehens, damit ſie durch dieſes Merckmahl von den andern Deputirten der Geiſtlichkeit niedriger Claſſen unterſchieden wuͤr- den. Andere giengen aufrichtig heraus mit dem Bekaͤnntniß, daß dieſes eine bloße eitele Hoffarth waͤre, und da ſie in Koͤniglichen Zimmern fuͤr irrdi- ſchen Majeſtaͤten nicht erlaubet ſeyn, wuͤrde es ſich noch viel weniger ſchicken, ſie vor dem Himmels-
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Von der Kleidung.
Aufſatz von gruͤnen Laube und Blaͤttern gemacht.
Nachdem nun derſelbe bey dem Koͤnig Approba-
tion gefunden, ſo haͤtte er nachgehends andern Da-
mes zum Modell ihrer Hauben dienen muͤſſen.
S. Amaranthes Frauenzimmer-Lexicon. p. 556.
§. 38. Daß auch der Frantzoͤſiſchen Geiſtlichkeit
ſelbſt an Beybehaltung dieſer oder jener Tracht
viel gelegen, und ſie wohl eher dieſerwegen einen
Streit unter einander gehabt, erſiehet man aus
manchen Geſchichten, die ſich dieſerwegen zugetra-
gen. Anno 1705. hatten die Frantzoͤſiſchen Bi-
ſchoͤffe einen wichtigen Diſput uͤber das Tragen der
Schleppen, oder der langen hintenaus ſchweiffen-
den Kleidung, indem es ſich fragte, ob ſich die Bi-
ſchoͤffe bey der Proceſſion, an dem in Franckreich ſo
genandten kleinen Frohnleichnams-Feſte, ſolten die
Schleppen nachtragen laſſen, weil ſie in langer Zeit
an dieſem Feſt nicht verſam̃let geweſt. Man brach-
te vier gantzer Seſſionen mit dieſer wichtigen Sache
zu, ehe ein rechter Schluß ausfallen wolte; Einige
wolten behaupten, ſie muͤſten getragen werden,
wenn auch keine andere Urſache waͤre, als die Er-
haltung des praͤlatiſchen Anſehens, damit ſie durch
dieſes Merckmahl von den andern Deputirten der
Geiſtlichkeit niedriger Claſſen unterſchieden wuͤr-
den. Andere giengen aufrichtig heraus mit dem
Bekaͤnntniß, daß dieſes eine bloße eitele Hoffarth
waͤre, und da ſie in Koͤniglichen Zimmern fuͤr irrdi-
ſchen Majeſtaͤten nicht erlaubet ſeyn, wuͤrde es ſich
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/589>, abgerufen am 25.11.2024.
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