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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Kleidung.
gehen gar so weit, daß sie andern vorschreiben, bey
was vor einem Schneider sich einer solte kleiden las-
sen. Sie bilden sich ein, daß kein Kleid recht gut sässe,
wenn es gleich sonst bey dem geschicktesten Schnei-
der verfertiget, wenn es nicht aus den Händen dessen
käme, der bey ihnen in besonderm Ruff und Anse-
hen stehet. So bald sie aber aus einem gewissen
Schnitt, oder andern Merckmahl, wahrnehmen,
daß wir uns von ihm kleiden lassen, so meynen sie
gleich um deswillen, daß man weit proprer und
galanter sey.

§. 32. Wo man aber bey denen und unter de-
nen ist, die sich mehr um reelle Dinge, als um das
Kleider-Wesen bekümmern, so kan man Zeit und
Geld nützlicher anlegen, als neue Kleider-Moden zu
erfahren, zu beurtheilen, und nachzuahmen. Her-
tzog Wilhelm III. zu Sachsen, der anno 1482 starb,
war kein Hochhalter der neuen Moden. Er sagte
einstens zu einem gewissen von Adel, welcher sich
stets der neuen Moden befliß, und an seinen Kleidern
etwas ändern ließ, er möchte ihm doch zu Gefallen
die alamodischen Hosen abschaffen, und sich nach
seiner Art kleiden. Der nasenweise Juncker aber
gab ihm die unverschämte Antwort: Jch kleide
mich, wie mirs gefällt. Darauf denn der Hertzog
mit Recht replicirte: So jäge ich dich auch weg,
wie mirs gefällt; welches auch so bald erfolget. S.
Müllers Annales Saxonici. p. 48.

§. 33. Auf Erwehlung der Farben kommt bey
der Kleidung ebenfalls vieles mit an, und hat man

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N n 3

Von der Kleidung.
gehen gar ſo weit, daß ſie andern vorſchreiben, bey
was vor einem Schneider ſich einer ſolte kleiden laſ-
ſen. Sie bilden ſich ein, daß kein Kleid recht gut ſaͤſſe,
wenn es gleich ſonſt bey dem geſchickteſten Schnei-
der verfertiget, wenn es nicht aus den Haͤnden deſſen
kaͤme, der bey ihnen in beſonderm Ruff und Anſe-
hen ſtehet. So bald ſie aber aus einem gewiſſen
Schnitt, oder andern Merckmahl, wahrnehmen,
daß wir uns von ihm kleiden laſſen, ſo meynen ſie
gleich um deswillen, daß man weit proprer und
galanter ſey.

§. 32. Wo man aber bey denen und unter de-
nen iſt, die ſich mehr um reelle Dinge, als um das
Kleider-Weſen bekuͤmmern, ſo kan man Zeit und
Geld nuͤtzlicher anlegen, als neue Kleider-Moden zu
erfahren, zu beurtheilen, und nachzuahmen. Her-
tzog Wilhelm III. zu Sachſen, der anno 1482 ſtarb,
war kein Hochhalter der neuen Moden. Er ſagte
einſtens zu einem gewiſſen von Adel, welcher ſich
ſtets der neuen Moden befliß, und an ſeinen Kleidern
etwas aͤndern ließ, er moͤchte ihm doch zu Gefallen
die alamodiſchen Hoſen abſchaffen, und ſich nach
ſeiner Art kleiden. Der naſenweiſe Juncker aber
gab ihm die unverſchaͤmte Antwort: Jch kleide
mich, wie mirs gefaͤllt. Darauf denn der Hertzog
mit Recht replicirte: So jaͤge ich dich auch weg,
wie mirs gefaͤllt; welches auch ſo bald erfolget. S.
Muͤllers Annales Saxonici. p. 48.

§. 33. Auf Erwehlung der Farben kommt bey
der Kleidung ebenfalls vieles mit an, und hat man

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[565/0585] Von der Kleidung. gehen gar ſo weit, daß ſie andern vorſchreiben, bey was vor einem Schneider ſich einer ſolte kleiden laſ- ſen. Sie bilden ſich ein, daß kein Kleid recht gut ſaͤſſe, wenn es gleich ſonſt bey dem geſchickteſten Schnei- der verfertiget, wenn es nicht aus den Haͤnden deſſen kaͤme, der bey ihnen in beſonderm Ruff und Anſe- hen ſtehet. So bald ſie aber aus einem gewiſſen Schnitt, oder andern Merckmahl, wahrnehmen, daß wir uns von ihm kleiden laſſen, ſo meynen ſie gleich um deswillen, daß man weit proprer und galanter ſey. §. 32. Wo man aber bey denen und unter de- nen iſt, die ſich mehr um reelle Dinge, als um das Kleider-Weſen bekuͤmmern, ſo kan man Zeit und Geld nuͤtzlicher anlegen, als neue Kleider-Moden zu erfahren, zu beurtheilen, und nachzuahmen. Her- tzog Wilhelm III. zu Sachſen, der anno 1482 ſtarb, war kein Hochhalter der neuen Moden. Er ſagte einſtens zu einem gewiſſen von Adel, welcher ſich ſtets der neuen Moden befliß, und an ſeinen Kleidern etwas aͤndern ließ, er moͤchte ihm doch zu Gefallen die alamodiſchen Hoſen abſchaffen, und ſich nach ſeiner Art kleiden. Der naſenweiſe Juncker aber gab ihm die unverſchaͤmte Antwort: Jch kleide mich, wie mirs gefaͤllt. Darauf denn der Hertzog mit Recht replicirte: So jaͤge ich dich auch weg, wie mirs gefaͤllt; welches auch ſo bald erfolget. S. Muͤllers Annales Saxonici. p. 48. §. 33. Auf Erwehlung der Farben kommt bey der Kleidung ebenfalls vieles mit an, und hat man unter- N n 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/585>, abgerufen am 22.11.2024.