ne feine Regularite dadurch zuwege bringen, die ungleichen Winckel und Ecken, damit das Gemach sein Quadrat bekomme, verhängen, so kan man auch die Gemächer damit etwas kleiner machen, und einige von den zu vielen Fenstern verhängen. Sie halten einige Kälte auf, und in den großen Städten, wo die Zimmer theuer sind, kan man da- mit etwas mehr Raum gewinnen, besondere Ab- theilungen machen, und einige Meublen von Schräncken, Tischen, u. s. w. derer man in dem Gemach zum Aufputz nicht nöthig hat, dahinter verwahren. Hingegen ist auch diese Beschwer- lichkeit bey ihnen wieder anzutreffen, daß sie wegen des Feuers gefährlich, indem es gar leicht gesche- hen kan, daß einer mit einem Licht oder Wachs- stock hinein fährt, und ein Gebäude hiedurch in Brand steckt.
§. 29. Es werden nicht allein die ordentlichen Wohnungs-Zimmer in vornehmen Häusern aus- tapezirt, sondern auch die Küchstübgen. Hierbey erinnere mich, daß Anno 1702. Pabst Clemens XI. den Gemahlinnen der Ambassadeurs verbo- then, in den Küchen keine Tapezerien sich mehr zu bedienen. Der Autor des I. Stücks der Europäi- schen Fama macht hiebey p. 9. folgende Anmer- ckung: Wo dergleichen theatralische Decora- tionen bey dem GOttesdienst vorgiengen, da wäre das Hertz insgemein mit Thorheit und Eitelkeit tapezirt, und wäre daher zu wünschen, daß man bey allen Religionen sich den Apostolischen Ernst Jh-
rer
II. Theil. XII. Capitul.
ne feine Regularité dadurch zuwege bringen, die ungleichen Winckel und Ecken, damit das Gemach ſein Quadrat bekomme, verhaͤngen, ſo kan man auch die Gemaͤcher damit etwas kleiner machen, und einige von den zu vielen Fenſtern verhaͤngen. Sie halten einige Kaͤlte auf, und in den großen Staͤdten, wo die Zimmer theuer ſind, kan man da- mit etwas mehr Raum gewinnen, beſondere Ab- theilungen machen, und einige Meublen von Schraͤncken, Tiſchen, u. ſ. w. derer man in dem Gemach zum Aufputz nicht noͤthig hat, dahinter verwahren. Hingegen iſt auch dieſe Beſchwer- lichkeit bey ihnen wieder anzutreffen, daß ſie wegen des Feuers gefaͤhrlich, indem es gar leicht geſche- hen kan, daß einer mit einem Licht oder Wachs- ſtock hinein faͤhrt, und ein Gebaͤude hiedurch in Brand ſteckt.
§. 29. Es werden nicht allein die ordentlichen Wohnungs-Zimmer in vornehmen Haͤuſern aus- tapezirt, ſondern auch die Kuͤchſtuͤbgen. Hierbey erinnere mich, daß Anno 1702. Pabſt Clemens XI. den Gemahlinnen der Ambaſſadeurs verbo- then, in den Kuͤchen keine Tapezerien ſich mehr zu bedienen. Der Autor des I. Stuͤcks der Europaͤi- ſchen Fama macht hiebey p. 9. folgende Anmer- ckung: Wo dergleichen theatraliſche Decora- tionen bey dem GOttesdienſt vorgiengen, da waͤre das Hertz insgemein mit Thorheit und Eitelkeit tapezirt, und waͤre daher zu wuͤnſchen, daß man bey allen Religionen ſich den Apoſtoliſchen Ernſt Jh-
rer
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0556"n="536"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Theil. <hirendition="#aq">XII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
ne feine <hirendition="#aq">Regularité</hi> dadurch zuwege bringen, die<lb/>
ungleichen Winckel und Ecken, damit das Gemach<lb/>ſein <hirendition="#aq">Quadrat</hi> bekomme, verhaͤngen, ſo kan man<lb/>
auch die Gemaͤcher damit etwas kleiner machen,<lb/>
und einige von den zu vielen Fenſtern verhaͤngen.<lb/>
Sie halten einige Kaͤlte auf, und in den großen<lb/>
Staͤdten, wo die Zimmer theuer ſind, kan man da-<lb/>
mit etwas mehr Raum gewinnen, beſondere Ab-<lb/>
theilungen machen, und einige <hirendition="#aq">Meubl</hi>en von<lb/>
Schraͤncken, Tiſchen, u. ſ. w. derer man in dem<lb/>
Gemach zum Aufputz nicht noͤthig hat, dahinter<lb/>
verwahren. Hingegen iſt auch dieſe Beſchwer-<lb/>
lichkeit bey ihnen wieder anzutreffen, daß ſie wegen<lb/>
des Feuers gefaͤhrlich, indem es gar leicht geſche-<lb/>
hen kan, daß einer mit einem Licht oder Wachs-<lb/>ſtock hinein faͤhrt, und ein Gebaͤude hiedurch in<lb/>
Brand ſteckt.</p><lb/><p>§. 29. Es werden nicht allein die ordentlichen<lb/>
Wohnungs-Zimmer in vornehmen Haͤuſern aus-<lb/><hirendition="#aq">tapezi</hi>rt, ſondern auch die Kuͤchſtuͤbgen. Hierbey<lb/>
erinnere mich, daß <hirendition="#aq">Anno</hi> 1702. Pabſt <hirendition="#aq">Clemens<lb/>
XI.</hi> den Gemahlinnen der <hirendition="#aq">Ambaſſadeurs</hi> verbo-<lb/>
then, in den Kuͤchen keine <hirendition="#aq">Tapezeri</hi>en ſich mehr zu<lb/>
bedienen. Der <hirendition="#aq">Autor</hi> des <hirendition="#aq">I.</hi> Stuͤcks der Europaͤi-<lb/>ſchen <hirendition="#aq">Fama</hi> macht hiebey <hirendition="#aq">p.</hi> 9. folgende Anmer-<lb/>
ckung: Wo dergleichen <hirendition="#aq">theatrali</hi>ſche <hirendition="#aq">Decora-<lb/>
tion</hi>en bey dem GOttesdienſt vorgiengen, da waͤre<lb/>
das Hertz insgemein mit Thorheit und Eitelkeit<lb/><hirendition="#aq">tapezi</hi>rt, und waͤre daher zu wuͤnſchen, daß man bey<lb/>
allen <hirendition="#aq">Religion</hi>en ſich den Apoſtoliſchen Ernſt Jh-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">rer</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[536/0556]
II. Theil. XII. Capitul.
ne feine Regularité dadurch zuwege bringen, die
ungleichen Winckel und Ecken, damit das Gemach
ſein Quadrat bekomme, verhaͤngen, ſo kan man
auch die Gemaͤcher damit etwas kleiner machen,
und einige von den zu vielen Fenſtern verhaͤngen.
Sie halten einige Kaͤlte auf, und in den großen
Staͤdten, wo die Zimmer theuer ſind, kan man da-
mit etwas mehr Raum gewinnen, beſondere Ab-
theilungen machen, und einige Meublen von
Schraͤncken, Tiſchen, u. ſ. w. derer man in dem
Gemach zum Aufputz nicht noͤthig hat, dahinter
verwahren. Hingegen iſt auch dieſe Beſchwer-
lichkeit bey ihnen wieder anzutreffen, daß ſie wegen
des Feuers gefaͤhrlich, indem es gar leicht geſche-
hen kan, daß einer mit einem Licht oder Wachs-
ſtock hinein faͤhrt, und ein Gebaͤude hiedurch in
Brand ſteckt.
§. 29. Es werden nicht allein die ordentlichen
Wohnungs-Zimmer in vornehmen Haͤuſern aus-
tapezirt, ſondern auch die Kuͤchſtuͤbgen. Hierbey
erinnere mich, daß Anno 1702. Pabſt Clemens
XI. den Gemahlinnen der Ambaſſadeurs verbo-
then, in den Kuͤchen keine Tapezerien ſich mehr zu
bedienen. Der Autor des I. Stuͤcks der Europaͤi-
ſchen Fama macht hiebey p. 9. folgende Anmer-
ckung: Wo dergleichen theatraliſche Decora-
tionen bey dem GOttesdienſt vorgiengen, da waͤre
das Hertz insgemein mit Thorheit und Eitelkeit
tapezirt, und waͤre daher zu wuͤnſchen, daß man bey
allen Religionen ſich den Apoſtoliſchen Ernſt Jh-
rer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/556>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.