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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Divertissemens, Comoedien, Opern, etc.
Seele, indem bey diesen wollüstigen Gesellschaff-
ten und Oertern der Seele trefflich nachgestellet
wird.

§. 27. Man erwehle niemals eine solche Masque,
davon man Verantwortung haben kan, die der Er-
barkeit zuwider, und dadurch man, wenn es heraus
kommt, sein leichtsinnig und boßhafftes Gemüth an
den Tag legt, sondern lieber eine, die indifferent ist,
und die etwas ernsthafftes an sich hat. Man er-
wehle auch keine solche, die den Tag, oder einige
Tage vorher, die höchsten Standes-Personen oder
grosse Ministri geführt; es gereicht dieses zum Neid,
und dürffte vielen nicht gefallen.

§. 28. Man betrachte bey der Verkleidung seine
Taille und Leibes-Constitution, und beurtheile,
was sich wohl am besten nach derselben vor einem
schicken möchte. Man bediene sich keiner allzu kost-
baren, auch keiner allzu schlechten noch geringen.
Bey der allzu kostbaren hat man nicht allezeit Pro-
fit,
wenn man vor etwas höhers und vornehmers
angesehen wird, als man ist, und bey der allzu
schlechten hat man bißweilen Noth, daß man von
denen Trabanten eingelassen wird.

§. 29. Man sey nicht so einfältig, und demasqui-
re sich also fort auf Verlangen einer Masque, son-
dern bediene sich der gewöhnlichen Masquen-
Freyheit; man sey aber auch nicht so naseweise,
und verberge dieses von einer andern, unter dem
Schein, als ob man eine hohe Standes-Person
wäre. Weil man nicht weiß, wen man vor sich

hat,

Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc.
Seele, indem bey dieſen wolluͤſtigen Geſellſchaff-
ten und Oertern der Seele trefflich nachgeſtellet
wird.

§. 27. Man erwehle niemals eine ſolche Maſque,
davon man Verantwortung haben kan, die der Er-
barkeit zuwider, und dadurch man, wenn es heraus
kommt, ſein leichtſinnig und boßhafftes Gemuͤth an
den Tag legt, ſondern lieber eine, die indifferent iſt,
und die etwas ernſthafftes an ſich hat. Man er-
wehle auch keine ſolche, die den Tag, oder einige
Tage vorher, die hoͤchſten Standes-Perſonen oder
groſſe Miniſtri gefuͤhrt; es gereicht dieſes zum Neid,
und duͤrffte vielen nicht gefallen.

§. 28. Man betrachte bey der Verkleidung ſeine
Taille und Leibes-Conſtitution, und beurtheile,
was ſich wohl am beſten nach derſelben vor einem
ſchicken moͤchte. Man bediene ſich keiner allzu koſt-
baren, auch keiner allzu ſchlechten noch geringen.
Bey der allzu koſtbaren hat man nicht allezeit Pro-
fit,
wenn man vor etwas hoͤhers und vornehmers
angeſehen wird, als man iſt, und bey der allzu
ſchlechten hat man bißweilen Noth, daß man von
denen Trabanten eingelaſſen wird.

§. 29. Man ſey nicht ſo einfaͤltig, und demasqui-
re ſich alſo fort auf Verlangen einer Masque, ſon-
dern bediene ſich der gewoͤhnlichen Masquen-
Freyheit; man ſey aber auch nicht ſo naſeweiſe,
und verberge dieſes von einer andern, unter dem
Schein, als ob man eine hohe Standes-Perſon
waͤre. Weil man nicht weiß, wen man vor ſich

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[507/0527] Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc. Seele, indem bey dieſen wolluͤſtigen Geſellſchaff- ten und Oertern der Seele trefflich nachgeſtellet wird. §. 27. Man erwehle niemals eine ſolche Maſque, davon man Verantwortung haben kan, die der Er- barkeit zuwider, und dadurch man, wenn es heraus kommt, ſein leichtſinnig und boßhafftes Gemuͤth an den Tag legt, ſondern lieber eine, die indifferent iſt, und die etwas ernſthafftes an ſich hat. Man er- wehle auch keine ſolche, die den Tag, oder einige Tage vorher, die hoͤchſten Standes-Perſonen oder groſſe Miniſtri gefuͤhrt; es gereicht dieſes zum Neid, und duͤrffte vielen nicht gefallen. §. 28. Man betrachte bey der Verkleidung ſeine Taille und Leibes-Conſtitution, und beurtheile, was ſich wohl am beſten nach derſelben vor einem ſchicken moͤchte. Man bediene ſich keiner allzu koſt- baren, auch keiner allzu ſchlechten noch geringen. Bey der allzu koſtbaren hat man nicht allezeit Pro- fit, wenn man vor etwas hoͤhers und vornehmers angeſehen wird, als man iſt, und bey der allzu ſchlechten hat man bißweilen Noth, daß man von denen Trabanten eingelaſſen wird. §. 29. Man ſey nicht ſo einfaͤltig, und demasqui- re ſich alſo fort auf Verlangen einer Masque, ſon- dern bediene ſich der gewoͤhnlichen Masquen- Freyheit; man ſey aber auch nicht ſo naſeweiſe, und verberge dieſes von einer andern, unter dem Schein, als ob man eine hohe Standes-Perſon waͤre. Weil man nicht weiß, wen man vor ſich hat,

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/527>, abgerufen am 25.11.2024.