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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. X. Capitul.
sich in der Cadance üben wollen, anständiger als
Cavalieren bey Hofe oder andern Leuten, die sonst
zu leben wissen wollen oder sollen.

§. 27. Die mündlichen Complimens die man
nach Anleitung einiger Schrifften vor oder nach
dem Dantz an eine Dame abstatten solte, daugen
nichts und lassen sehr pedantisch, zumahl bey Fran-
tzösischen Däntzen, da ein Reverence alles ausrich-
tet. Bey teutschen Däntzen ist gnug, wenn man
sich bey einem Frauenzimmer vorher mit ein paar
Worten die Erlaubniß ausbittet, mit ihr zu dan-
tzen, und es nach dem Dantz, wenn man sie loß
läst, vor eine Gnade, Ehre oder Vergnügen er-
kennt, damit ist das gantze Compliment expedirt.

§. 28. Es ist zwar eine Sache die fast ieder-
männiglich bekannt, daß man bey dem Dantzen
den Degen ablegen, und solchen entweder bey Sei-
te setzen oder einem Laquays geben muß, der ihn
inzwischen hält; es ist aber doch Acht zu haben, daß
man auch hierbey aufmercksam sey, und solchen
nicht etwan aus Vergessenheit an sich behalte, und
sich hiedurch lächerlich mache.

§. 29. Es ist unhöflich im Vorbey-Dantzen der
Dame näher als eines Schrittes weit sich zu nähern.
Wenn man sie bey der Hand faßt, muß es nicht
lange und bey dem äussersten der Finger geschehen,
es müssen auch die Däntzer beyderseits Handschuh
anhaben. S. Paschens Dantz-Buch p. 22. Daß
man im Dantzen einander das Gesicht zuwendet,
ist eine Höflichkeit, und würde das Abwenden des

Ge-

II. Theil. X. Capitul.
ſich in der Cadance uͤben wollen, anſtaͤndiger als
Cavalieren bey Hofe oder andern Leuten, die ſonſt
zu leben wiſſen wollen oder ſollen.

§. 27. Die muͤndlichen Complimens die man
nach Anleitung einiger Schrifften vor oder nach
dem Dantz an eine Dame abſtatten ſolte, daugen
nichts und laſſen ſehr pedantiſch, zumahl bey Fran-
tzoͤſiſchen Daͤntzen, da ein Reverence alles ausrich-
tet. Bey teutſchen Daͤntzen iſt gnug, wenn man
ſich bey einem Frauenzimmer vorher mit ein paar
Worten die Erlaubniß ausbittet, mit ihr zu dan-
tzen, und es nach dem Dantz, wenn man ſie loß
laͤſt, vor eine Gnade, Ehre oder Vergnuͤgen er-
kennt, damit iſt das gantze Compliment expedirt.

§. 28. Es iſt zwar eine Sache die faſt ieder-
maͤnniglich bekannt, daß man bey dem Dantzen
den Degen ablegen, und ſolchen entweder bey Sei-
te ſetzen oder einem Laquays geben muß, der ihn
inzwiſchen haͤlt; es iſt aber doch Acht zu haben, daß
man auch hierbey aufmerckſam ſey, und ſolchen
nicht etwan aus Vergeſſenheit an ſich behalte, und
ſich hiedurch laͤcherlich mache.

§. 29. Es iſt unhoͤflich im Vorbey-Dantzen der
Dame naͤher als eines Schrittes weit ſich zu naͤhern.
Wenn man ſie bey der Hand faßt, muß es nicht
lange und bey dem aͤuſſerſten der Finger geſchehen,
es muͤſſen auch die Daͤntzer beyderſeits Handſchuh
anhaben. S. Paſchens Dantz-Buch p. 22. Daß
man im Dantzen einander das Geſicht zuwendet,
iſt eine Hoͤflichkeit, und wuͤrde das Abwenden des

Ge-
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[486/0506] II. Theil. X. Capitul. ſich in der Cadance uͤben wollen, anſtaͤndiger als Cavalieren bey Hofe oder andern Leuten, die ſonſt zu leben wiſſen wollen oder ſollen. §. 27. Die muͤndlichen Complimens die man nach Anleitung einiger Schrifften vor oder nach dem Dantz an eine Dame abſtatten ſolte, daugen nichts und laſſen ſehr pedantiſch, zumahl bey Fran- tzoͤſiſchen Daͤntzen, da ein Reverence alles ausrich- tet. Bey teutſchen Daͤntzen iſt gnug, wenn man ſich bey einem Frauenzimmer vorher mit ein paar Worten die Erlaubniß ausbittet, mit ihr zu dan- tzen, und es nach dem Dantz, wenn man ſie loß laͤſt, vor eine Gnade, Ehre oder Vergnuͤgen er- kennt, damit iſt das gantze Compliment expedirt. §. 28. Es iſt zwar eine Sache die faſt ieder- maͤnniglich bekannt, daß man bey dem Dantzen den Degen ablegen, und ſolchen entweder bey Sei- te ſetzen oder einem Laquays geben muß, der ihn inzwiſchen haͤlt; es iſt aber doch Acht zu haben, daß man auch hierbey aufmerckſam ſey, und ſolchen nicht etwan aus Vergeſſenheit an ſich behalte, und ſich hiedurch laͤcherlich mache. §. 29. Es iſt unhoͤflich im Vorbey-Dantzen der Dame naͤher als eines Schrittes weit ſich zu naͤhern. Wenn man ſie bey der Hand faßt, muß es nicht lange und bey dem aͤuſſerſten der Finger geſchehen, es muͤſſen auch die Daͤntzer beyderſeits Handſchuh anhaben. S. Paſchens Dantz-Buch p. 22. Daß man im Dantzen einander das Geſicht zuwendet, iſt eine Hoͤflichkeit, und wuͤrde das Abwenden des Ge-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/506>, abgerufen am 25.11.2024.