Kunst zuwider; es ist also wunderlich, wenn ein Starcker in allen will thun wie ein Schwacher, ein Grosser wie ein Kleiner, eine hohe Standes- Person wie ein junger martialischer Mensch, da doch die allgemeine Mode seyn solte, daß ein ieder thun solte was ihn wohlanständig wäre.
§. 24. Einem jungen Menschen stehen flüchti- ger Pas und Geberden weit besser an als einem al- ten gravitaetischen Herrn; und wenn sich eine vor- nehme Dame, welche auch noch wohl die allerersten Jugend-Jahre nicht mehr hat, eine Air einer jun- gen Dame oder gar einer Däntzerin auf dem Theatro geben will, so wird ihr diese gewiß nicht sonderlich anständig seyn.
§. 25. An einer guten Air ist über die maaßen viel gelegen, daß man nemlich eine ordentliche Stellung des Leibes und nette Pas formire, auch die Arme nach den mathematischen und musicali- schen Kunst-Regeln zierlich und accurat nach der Cadance zu bewegen wisse, damit sie nicht allzu- steiff und unbeweglich geführt werden, auch nicht mit allzuviel Geberden und unnöthigen flichtigen Mouvemens vergesellschafftet seyn, und die Dän- tzer dadurch den Marionetten ähnlich werden.
§. 26. Es ist lächerlich, wenn einige, die der Music verständig, unter währendem Dantzen der andern, bey denen sie Zuschauer abgeben, entweder mit dem Kopff oder mit den Füssen den Tact dazu geben, es ist dieses den Musicis oder Dantzmeistern oder jungen Scholaren auf dem Dantz-Boden, die
sich
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Vom Dantzen und Baͤllen.
Kunſt zuwider; es iſt alſo wunderlich, wenn ein Starcker in allen will thun wie ein Schwacher, ein Groſſer wie ein Kleiner, eine hohe Standes- Perſon wie ein junger martialiſcher Menſch, da doch die allgemeine Mode ſeyn ſolte, daß ein ieder thun ſolte was ihn wohlanſtaͤndig waͤre.
§. 24. Einem jungen Menſchen ſtehen fluͤchti- ger Pas und Geberden weit beſſer an als einem al- ten gravitætiſchen Herrn; und wenn ſich eine vor- nehme Dame, welche auch noch wohl die allererſten Jugend-Jahre nicht mehr hat, eine Air einer jun- gen Dame oder gar einer Daͤntzerin auf dem Theatro geben will, ſo wird ihr dieſe gewiß nicht ſonderlich anſtaͤndig ſeyn.
§. 25. An einer guten Air iſt uͤber die maaßen viel gelegen, daß man nemlich eine ordentliche Stellung des Leibes und nette Pas formire, auch die Arme nach den mathematiſchen und muſicali- ſchen Kunſt-Regeln zierlich und accurat nach der Cadance zu bewegen wiſſe, damit ſie nicht allzu- ſteiff und unbeweglich gefuͤhrt werden, auch nicht mit allzuviel Geberden und unnoͤthigen flichtigen Mouvemens vergeſellſchafftet ſeyn, und die Daͤn- tzer dadurch den Marionetten aͤhnlich werden.
§. 26. Es iſt laͤcherlich, wenn einige, die der Muſic verſtaͤndig, unter waͤhrendem Dantzen der andern, bey denen ſie Zuſchauer abgeben, entweder mit dem Kopff oder mit den Fuͤſſen den Tact dazu geben, es iſt dieſes den Muſicis oder Dantzmeiſtern oder jungen Scholaren auf dem Dantz-Boden, die
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Vom Dantzen und Baͤllen.
Kunſt zuwider; es iſt alſo wunderlich, wenn ein
Starcker in allen will thun wie ein Schwacher,
ein Groſſer wie ein Kleiner, eine hohe Standes-
Perſon wie ein junger martialiſcher Menſch, da
doch die allgemeine Mode ſeyn ſolte, daß ein ieder
thun ſolte was ihn wohlanſtaͤndig waͤre.
§. 24. Einem jungen Menſchen ſtehen fluͤchti-
ger Pas und Geberden weit beſſer an als einem al-
ten gravitætiſchen Herrn; und wenn ſich eine vor-
nehme Dame, welche auch noch wohl die allererſten
Jugend-Jahre nicht mehr hat, eine Air einer jun-
gen Dame oder gar einer Daͤntzerin auf dem
Theatro geben will, ſo wird ihr dieſe gewiß nicht
ſonderlich anſtaͤndig ſeyn.
§. 25. An einer guten Air iſt uͤber die maaßen
viel gelegen, daß man nemlich eine ordentliche
Stellung des Leibes und nette Pas formire, auch
die Arme nach den mathematiſchen und muſicali-
ſchen Kunſt-Regeln zierlich und accurat nach der
Cadance zu bewegen wiſſe, damit ſie nicht allzu-
ſteiff und unbeweglich gefuͤhrt werden, auch nicht
mit allzuviel Geberden und unnoͤthigen flichtigen
Mouvemens vergeſellſchafftet ſeyn, und die Daͤn-
tzer dadurch den Marionetten aͤhnlich werden.
§. 26. Es iſt laͤcherlich, wenn einige, die der
Muſic verſtaͤndig, unter waͤhrendem Dantzen der
andern, bey denen ſie Zuſchauer abgeben, entweder
mit dem Kopff oder mit den Fuͤſſen den Tact dazu
geben, es iſt dieſes den Muſicis oder Dantzmeiſtern
oder jungen Scholaren auf dem Dantz-Boden, die
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/505>, abgerufen am 25.11.2024.
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