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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. X. Capitul.
neuen Geschichten ein wenig um, so finden wir viele
Straf-Gerichte des grossen GOttes, die auf das
sündliche Dantzen erfolget sind. Beckmann er-
zehlt in seiner Anhältischen Chronica im III. Thei-
le pag. 464: Es solten in dem XI. Seculo etzliche
Bauers-Leute, theils Manns-theils Frauens-Per-
sonen, anstatt daß sie die gebührende Devotion in
der Kirche diese Nacht hätten abwarten sollen, auf
dem Kirchhofe einen Dantz angefangen, und sol-
chen mit Singen und Schreyen dermassen conti-
nui
rt haben, daß sie auch den Priester in der Kirche
irre gemacht, er hätte sie zwar etzliche mahl ermah-
net, davon abzustehen, sie hätten sich aber nicht
daran gekehret, sondern wären stets fortgefahren;
daher der Priester ihnen endlich angewünscht daß
sie doch so ein gantz Jahr mit einander dantzen
und singen möchten, es wäre dieses auch also er-
folgt, dergestalt, daß sie biß über die Knie in die
Erde hinein gedantzt, wovon annoch eine Grube
wolte gezeigt werden, biß sie endlich nach geendig-
tem Jahre, durch Vorbitte frommer Leute, wieder
davon erlediget worden, etzliche wären bald darauf
gestorben, andere aber hätten ein stetswährend
Zittern der Glieder behalten, biß sie endlich auch
Todes verblichen. Dieses soll sich um das Klo-
ster Kolbeck in dem Fürstenthum Anhalt zugetra-
gen haben. Ob ich nun zwar dahin gestellt seyn
lasse, in wie weit die Wahrheit dieser Geschicht ge-
gründet sey oder nicht, so ist dieses doch gewiß, daß
die Strafen GOttes auf das sündliche Dantzen so

wohl

II. Theil. X. Capitul.
neuen Geſchichten ein wenig um, ſo finden wir viele
Straf-Gerichte des groſſen GOttes, die auf das
ſuͤndliche Dantzen erfolget ſind. Beckmann er-
zehlt in ſeiner Anhaͤltiſchen Chronica im III. Thei-
le pag. 464: Es ſolten in dem XI. Seculo etzliche
Bauers-Leute, theils Manns-theils Frauens-Per-
ſonen, anſtatt daß ſie die gebuͤhrende Devotion in
der Kirche dieſe Nacht haͤtten abwarten ſollen, auf
dem Kirchhofe einen Dantz angefangen, und ſol-
chen mit Singen und Schreyen dermaſſen conti-
nui
rt haben, daß ſie auch den Prieſter in der Kirche
irre gemacht, er haͤtte ſie zwar etzliche mahl ermah-
net, davon abzuſtehen, ſie haͤtten ſich aber nicht
daran gekehret, ſondern waͤren ſtets fortgefahren;
daher der Prieſter ihnen endlich angewuͤnſcht daß
ſie doch ſo ein gantz Jahr mit einander dantzen
und ſingen moͤchten, es waͤre dieſes auch alſo er-
folgt, dergeſtalt, daß ſie biß uͤber die Knie in die
Erde hinein gedantzt, wovon annoch eine Grube
wolte gezeigt werden, biß ſie endlich nach geendig-
tem Jahre, durch Vorbitte frommer Leute, wieder
davon erlediget worden, etzliche waͤren bald darauf
geſtorben, andere aber haͤtten ein ſtetswaͤhrend
Zittern der Glieder behalten, biß ſie endlich auch
Todes verblichen. Dieſes ſoll ſich um das Klo-
ſter Kolbeck in dem Fuͤrſtenthum Anhalt zugetra-
gen haben. Ob ich nun zwar dahin geſtellt ſeyn
laſſe, in wie weit die Wahrheit dieſer Geſchicht ge-
gruͤndet ſey oder nicht, ſo iſt dieſes doch gewiß, daß
die Strafen GOttes auf das ſuͤndliche Dantzen ſo

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[470/0490] II. Theil. X. Capitul. neuen Geſchichten ein wenig um, ſo finden wir viele Straf-Gerichte des groſſen GOttes, die auf das ſuͤndliche Dantzen erfolget ſind. Beckmann er- zehlt in ſeiner Anhaͤltiſchen Chronica im III. Thei- le pag. 464: Es ſolten in dem XI. Seculo etzliche Bauers-Leute, theils Manns-theils Frauens-Per- ſonen, anſtatt daß ſie die gebuͤhrende Devotion in der Kirche dieſe Nacht haͤtten abwarten ſollen, auf dem Kirchhofe einen Dantz angefangen, und ſol- chen mit Singen und Schreyen dermaſſen conti- nuirt haben, daß ſie auch den Prieſter in der Kirche irre gemacht, er haͤtte ſie zwar etzliche mahl ermah- net, davon abzuſtehen, ſie haͤtten ſich aber nicht daran gekehret, ſondern waͤren ſtets fortgefahren; daher der Prieſter ihnen endlich angewuͤnſcht daß ſie doch ſo ein gantz Jahr mit einander dantzen und ſingen moͤchten, es waͤre dieſes auch alſo er- folgt, dergeſtalt, daß ſie biß uͤber die Knie in die Erde hinein gedantzt, wovon annoch eine Grube wolte gezeigt werden, biß ſie endlich nach geendig- tem Jahre, durch Vorbitte frommer Leute, wieder davon erlediget worden, etzliche waͤren bald darauf geſtorben, andere aber haͤtten ein ſtetswaͤhrend Zittern der Glieder behalten, biß ſie endlich auch Todes verblichen. Dieſes ſoll ſich um das Klo- ſter Kolbeck in dem Fuͤrſtenthum Anhalt zugetra- gen haben. Ob ich nun zwar dahin geſtellt ſeyn laſſe, in wie weit die Wahrheit dieſer Geſchicht ge- gruͤndet ſey oder nicht, ſo iſt dieſes doch gewiß, daß die Strafen GOttes auf das ſuͤndliche Dantzen ſo wohl

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/490>, abgerufen am 22.11.2024.