verzehren, oder unter das Armuth austheilen. Jst aber vor eine mäßige Compagnie in den Schüsseln alles en pyramide aufgeschüsselt, um die Magnifi- cenze dadurch zu erweisen, so ist dieses auch vor ein Uberfluß anzusehen, es wäre denn, daß ein Wirth den Vorsatz hätte, das überleye dem Ar- muth preiß zu geben, bey welchem Fall, der aber über die maßen rar ist, es nichts sündliches seyn würde.
§. 21. Bey denen Speisen und deren Zurich- tung richtet man sich so viel als möglich ist, und man es erfahren kan, nach dem Appetit und Gou- sto derer vornehmsten von denen Gästen, die man zu sich gebethen. Manchem wird ein grösser Ge- fallen geschehen, wenn man sie nach der gemeinen Weise tractirt, oder ihnen Haußmanns-Kost, wie man zu reden pflegt, vorsetzt, als wenn man sie mit viel Frantzösischen Gerüchten, mit Olapotrien, Ragouts, Grenaden, Grilladen, Torten und Pa- stetenwerck bedienet.
§. 22. Bey solennen Staats-Banquetern, wo bey den unterschiedenen Gängen, und solennem Aufsatz der Speisen, das Ceremoniel zu beobach- ten, und doch kein besonderer Maitre d'hotel oder Küchenmeister vorhanden, der alles bey der Tafel regulirt, müssen die Bedienten vorhero wohl un- terrichtet werden, nach was vor Figur, und in was vor Ordnung die Speisen auf die Tafel, neben ein- ander und gegen einander über zu setzen, sonst dürfften manche Leute, die in ihren Fressen und
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Vom Tractiren und denen Gaſtereyen.
verzehren, oder unter das Armuth austheilen. Jſt aber vor eine maͤßige Compagnie in den Schuͤſſeln alles en pyramide aufgeſchuͤſſelt, um die Magnifi- cenze dadurch zu erweiſen, ſo iſt dieſes auch vor ein Uberfluß anzuſehen, es waͤre denn, daß ein Wirth den Vorſatz haͤtte, das uͤberleye dem Ar- muth preiß zu geben, bey welchem Fall, der aber uͤber die maßen rar iſt, es nichts ſuͤndliches ſeyn wuͤrde.
§. 21. Bey denen Speiſen und deren Zurich- tung richtet man ſich ſo viel als moͤglich iſt, und man es erfahren kan, nach dem Appetit und Gou- ſto derer vornehmſten von denen Gaͤſten, die man zu ſich gebethen. Manchem wird ein groͤſſer Ge- fallen geſchehen, wenn man ſie nach der gemeinen Weiſe tractirt, oder ihnen Haußmanns-Koſt, wie man zu reden pflegt, vorſetzt, als wenn man ſie mit viel Frantzoͤſiſchen Geruͤchten, mit Olapotrien, Ragouts, Grenaden, Grilladen, Torten und Pa- ſtetenwerck bedienet.
§. 22. Bey ſolennen Staats-Banquetern, wo bey den unterſchiedenen Gaͤngen, und ſolennem Aufſatz der Speiſen, das Ceremoniel zu beobach- ten, und doch kein beſonderer Maitre d’hotel oder Kuͤchenmeiſter vorhanden, der alles bey der Tafel regulirt, muͤſſen die Bedienten vorhero wohl un- terrichtet werden, nach was vor Figur, und in was vor Ordnung die Speiſen auf die Tafel, neben ein- ander und gegen einander uͤber zu ſetzen, ſonſt duͤrfften manche Leute, die in ihren Freſſen und
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Vom Tractiren und denen Gaſtereyen.
verzehren, oder unter das Armuth austheilen. Jſt
aber vor eine maͤßige Compagnie in den Schuͤſſeln
alles en pyramide aufgeſchuͤſſelt, um die Magnifi-
cenze dadurch zu erweiſen, ſo iſt dieſes auch vor
ein Uberfluß anzuſehen, es waͤre denn, daß ein
Wirth den Vorſatz haͤtte, das uͤberleye dem Ar-
muth preiß zu geben, bey welchem Fall, der aber
uͤber die maßen rar iſt, es nichts ſuͤndliches ſeyn
wuͤrde.
§. 21. Bey denen Speiſen und deren Zurich-
tung richtet man ſich ſo viel als moͤglich iſt, und
man es erfahren kan, nach dem Appetit und Gou-
ſto derer vornehmſten von denen Gaͤſten, die man
zu ſich gebethen. Manchem wird ein groͤſſer Ge-
fallen geſchehen, wenn man ſie nach der gemeinen
Weiſe tractirt, oder ihnen Haußmanns-Koſt, wie
man zu reden pflegt, vorſetzt, als wenn man ſie
mit viel Frantzoͤſiſchen Geruͤchten, mit Olapotrien,
Ragouts, Grenaden, Grilladen, Torten und Pa-
ſtetenwerck bedienet.
§. 22. Bey ſolennen Staats-Banquetern, wo
bey den unterſchiedenen Gaͤngen, und ſolennem
Aufſatz der Speiſen, das Ceremoniel zu beobach-
ten, und doch kein beſonderer Maitre d’hotel oder
Kuͤchenmeiſter vorhanden, der alles bey der Tafel
regulirt, muͤſſen die Bedienten vorhero wohl un-
terrichtet werden, nach was vor Figur, und in was
vor Ordnung die Speiſen auf die Tafel, neben ein-
ander und gegen einander uͤber zu ſetzen, ſonſt
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/459>, abgerufen am 25.11.2024.
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