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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Vom Spielen.
noch glücklicher, als du zu Anfang desselben warest.
Wiedme dieses Geld der Spiel-Casse des künffti-
gen Jahres, so kanst du von deinem eigenen Gelde
desto mehr zurück behalten. Hast du aber noch
über die Summe gewonnen, so bist du noch glückli-
cher, theil dieses Geld nachgehends in zwey Theile,
einen Theil deines Gewinnes verehre dem Armuth,
und den andern wiedme denjenigen, an die du in
den künfftigen Zeiten wirst verlieren können.

§. 31. Verstehet man ein Spiel, so spiel man so
accurat, und so scharff, als man kan, wenn man
auch schon mit Dames, oder mit höhern Personen,
spielen solte, theils daß es nicht das Ansehen einer
Prahlerey gewinne, worüber man billich lachen
würde, als auch dieser Person die Gedancken zu be-
nehmen, wie man ihren Zeitvertreib nicht mit satt-
samer Sorgfalt und genugsamen Fleiß zu beför-
dern suche. S. La Civilite moderne. p. 219.
Einige junge Leute stehen in denen Gedancken, es
gehörte zur Klugheit zu leben, daß sie höhere Perso-
nen müsten gewinnen lassen. Doch sie verdienen
hierbey keinen Danck und keinen Ruhm.

§. 32. Bey manchen Fällen ereignet sich wohl
bißweilen eine Ausnahme, wenn man etwan vorher
weiß, daß man der höhern Person bey dem Ver-
lust ein Vergnügen erwecken werde, und daß wir
uns durch diesen Verlust einen weit höhern Grad
der Glückseeligkeit möchten zu Wege bringen, denn
bey der verlohrnen Summe unglücklich werden.
Also erzehlet Callieres in seinem Staatserfahrnen

Abge-
D d 3

Vom Spielen.
noch gluͤcklicher, als du zu Anfang deſſelben wareſt.
Wiedme dieſes Geld der Spiel-Caſſe des kuͤnffti-
gen Jahres, ſo kanſt du von deinem eigenen Gelde
deſto mehr zuruͤck behalten. Haſt du aber noch
uͤber die Summe gewonnen, ſo biſt du noch gluͤckli-
cher, theil dieſes Geld nachgehends in zwey Theile,
einen Theil deines Gewinnes verehre dem Armuth,
und den andern wiedme denjenigen, an die du in
den kuͤnfftigen Zeiten wirſt verlieren koͤnnen.

§. 31. Verſtehet man ein Spiel, ſo ſpiel man ſo
accurat, und ſo ſcharff, als man kan, wenn man
auch ſchon mit Dames, oder mit hoͤhern Perſonen,
ſpielen ſolte, theils daß es nicht das Anſehen einer
Prahlerey gewinne, woruͤber man billich lachen
wuͤrde, als auch dieſer Perſon die Gedancken zu be-
nehmen, wie man ihren Zeitvertreib nicht mit ſatt-
ſamer Sorgfalt und genugſamen Fleiß zu befoͤr-
dern ſuche. S. La Civilité moderne. p. 219.
Einige junge Leute ſtehen in denen Gedancken, es
gehoͤrte zur Klugheit zu leben, daß ſie hoͤhere Perſo-
nen muͤſten gewinnen laſſen. Doch ſie verdienen
hierbey keinen Danck und keinen Ruhm.

§. 32. Bey manchen Faͤllen ereignet ſich wohl
bißweilen eine Ausnahme, wenn man etwan vorher
weiß, daß man der hoͤhern Perſon bey dem Ver-
luſt ein Vergnuͤgen erwecken werde, und daß wir
uns durch dieſen Verluſt einen weit hoͤhern Grad
der Gluͤckſeeligkeit moͤchten zu Wege bringen, denn
bey der verlohrnen Summe ungluͤcklich werden.
Alſo erzehlet Calliéres in ſeinem Staatserfahrnen

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[421/0441] Vom Spielen. noch gluͤcklicher, als du zu Anfang deſſelben wareſt. Wiedme dieſes Geld der Spiel-Caſſe des kuͤnffti- gen Jahres, ſo kanſt du von deinem eigenen Gelde deſto mehr zuruͤck behalten. Haſt du aber noch uͤber die Summe gewonnen, ſo biſt du noch gluͤckli- cher, theil dieſes Geld nachgehends in zwey Theile, einen Theil deines Gewinnes verehre dem Armuth, und den andern wiedme denjenigen, an die du in den kuͤnfftigen Zeiten wirſt verlieren koͤnnen. §. 31. Verſtehet man ein Spiel, ſo ſpiel man ſo accurat, und ſo ſcharff, als man kan, wenn man auch ſchon mit Dames, oder mit hoͤhern Perſonen, ſpielen ſolte, theils daß es nicht das Anſehen einer Prahlerey gewinne, woruͤber man billich lachen wuͤrde, als auch dieſer Perſon die Gedancken zu be- nehmen, wie man ihren Zeitvertreib nicht mit ſatt- ſamer Sorgfalt und genugſamen Fleiß zu befoͤr- dern ſuche. S. La Civilité moderne. p. 219. Einige junge Leute ſtehen in denen Gedancken, es gehoͤrte zur Klugheit zu leben, daß ſie hoͤhere Perſo- nen muͤſten gewinnen laſſen. Doch ſie verdienen hierbey keinen Danck und keinen Ruhm. §. 32. Bey manchen Faͤllen ereignet ſich wohl bißweilen eine Ausnahme, wenn man etwan vorher weiß, daß man der hoͤhern Perſon bey dem Ver- luſt ein Vergnuͤgen erwecken werde, und daß wir uns durch dieſen Verluſt einen weit hoͤhern Grad der Gluͤckſeeligkeit moͤchten zu Wege bringen, denn bey der verlohrnen Summe ungluͤcklich werden. Alſo erzehlet Calliéres in ſeinem Staatserfahrnen Abge- D d 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/441>, abgerufen am 24.11.2024.