reitzet werden könte, und ihn vor allen Ubel bewah- ren wolle. Es thut auch ein Christ wohl, wenn er sich von der bösen Gesellschafft loßreißt, so bald es der Wohlstand verstatten will.
§. 14. Der Herr Hofrath Nemritz recomman- dirt einem jungen Cavalier, daß er in fremden Län- dern Bekandtschafft in mittelmäßig vornehmen Häußern suchen soll. Jn diesen Häusern hat man ein wenig mehr Freyheit, und man siehet daselbst nicht so gar genau auf alle Kleinigkeiten, inzwischen wenn es Leute sind, die wohl zu leben wissen, höret und siehet man doch ebenfalls vieles bey ihnen, und weiß man sich zu insinuiren, so erweisen sie einen tausend Höflichkeiten, man wird auch nachgehends immer geschickter in vornehme Gesellschafften in- troducirt zu werden.
§. 15. Ein junger Mensch hat Ursache eine sehr kluge und behutsame Conduite auf den Assemble- en zu erweisen. Die Fehler, die einer auf einer öf- fentlichen Gesellschafft begehet, geschehen in dem Gesicht aller derer, an deren Urtheil uns am meisten gelegen, die Höhern machen sich nachgehends einen schlimmen Eindruck von eines Person, und es wird eine lange Zeit oder eine darauf folgende sehr rühm- liche Conduite erfordert, bevor der durch einen gro- ben Fehler zugezogene Schandfleck wieder getil- get werden soll.
§. 16. Bevor man eine öffentl. große Gesellschafft besucht, muß man sich entweder bey demjenigen, bey dem die Assemblee angestellt wird, haben melden
lassen,
Von Aſſembleen.
reitzet werden koͤnte, und ihn vor allen Ubel bewah- ren wolle. Es thut auch ein Chriſt wohl, wenn er ſich von der boͤſen Geſellſchafft loßreißt, ſo bald es der Wohlſtand verſtatten will.
§. 14. Der Herr Hofrath Nemritz recomman- dirt einem jungen Cavalier, daß er in fremden Laͤn- dern Bekandtſchafft in mittelmaͤßig vornehmen Haͤußern ſuchen ſoll. Jn dieſen Haͤuſern hat man ein wenig mehr Freyheit, und man ſiehet daſelbſt nicht ſo gar genau auf alle Kleinigkeiten, inzwiſchen wenn es Leute ſind, die wohl zu leben wiſſen, hoͤret und ſiehet man doch ebenfalls vieles bey ihnen, und weiß man ſich zu inſinuiren, ſo erweiſen ſie einen tauſend Hoͤflichkeiten, man wird auch nachgehends immer geſchickter in vornehme Geſellſchafften in- troducirt zu werden.
§. 15. Ein junger Menſch hat Urſache eine ſehr kluge und behutſame Conduite auf den Aſſemble- en zu erweiſen. Die Fehler, die einer auf einer oͤf- fentlichen Geſellſchafft begehet, geſchehen in dem Geſicht aller derer, an deren Urtheil uns am meiſten gelegen, die Hoͤhern machen ſich nachgehends einen ſchlimmen Eindruck von eines Perſon, und es wird eine lange Zeit oder eine darauf folgende ſehr ruͤhm- liche Conduite erfordert, bevor der durch einen gro- ben Fehler zugezogene Schandfleck wieder getil- get werden ſoll.
§. 16. Bevor man eine oͤffentl. große Geſellſchafft beſucht, muß man ſich entweder bey demjenigen, bey dem die Aſſemblee angeſtellt wird, haben melden
laſſen,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0415"n="395"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von <hirendition="#aq">Aſſembleen.</hi></hi></fw><lb/>
reitzet werden koͤnte, und ihn vor allen Ubel bewah-<lb/>
ren wolle. Es thut auch ein Chriſt wohl, wenn<lb/>
er ſich von der boͤſen Geſellſchafft loßreißt, ſo bald<lb/>
es der Wohlſtand verſtatten will.</p><lb/><p>§. 14. Der Herr Hofrath Nemritz <hirendition="#aq">recomman-<lb/>
di</hi>rt einem jungen <hirendition="#aq">Cavalier,</hi> daß er in fremden Laͤn-<lb/>
dern Bekandtſchafft in mittelmaͤßig vornehmen<lb/>
Haͤußern ſuchen ſoll. Jn dieſen Haͤuſern hat man<lb/>
ein wenig mehr Freyheit, und man ſiehet daſelbſt<lb/>
nicht ſo gar genau auf alle Kleinigkeiten, inzwiſchen<lb/>
wenn es Leute ſind, die wohl zu leben wiſſen, hoͤret<lb/>
und ſiehet man doch ebenfalls vieles bey ihnen, und<lb/>
weiß man ſich zu <hirendition="#aq">inſinui</hi>ren, ſo erweiſen ſie einen<lb/>
tauſend Hoͤflichkeiten, man wird auch nachgehends<lb/>
immer geſchickter in vornehme Geſellſchafften <hirendition="#aq">in-<lb/>
troduci</hi>rt zu werden.</p><lb/><p>§. 15. Ein junger Menſch hat Urſache eine ſehr<lb/>
kluge und behutſame <hirendition="#aq">Conduite</hi> auf den <hirendition="#aq">Aſſemble-<lb/>
en</hi> zu erweiſen. Die Fehler, die einer auf einer oͤf-<lb/>
fentlichen Geſellſchafft begehet, geſchehen in dem<lb/>
Geſicht aller derer, an deren Urtheil uns am meiſten<lb/>
gelegen, die Hoͤhern machen ſich nachgehends einen<lb/>ſchlimmen Eindruck von eines Perſon, und es wird<lb/>
eine lange Zeit oder eine darauf folgende ſehr ruͤhm-<lb/>
liche <hirendition="#aq">Conduite</hi> erfordert, bevor der durch einen gro-<lb/>
ben Fehler zugezogene Schandfleck wieder getil-<lb/>
get werden ſoll.</p><lb/><p>§. 16. Bevor man eine oͤffentl. große Geſellſchafft<lb/>
beſucht, muß man ſich entweder bey demjenigen, bey<lb/>
dem die <hirendition="#aq">Aſſemblee</hi> angeſtellt wird, haben melden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">laſſen,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[395/0415]
Von Aſſembleen.
reitzet werden koͤnte, und ihn vor allen Ubel bewah-
ren wolle. Es thut auch ein Chriſt wohl, wenn
er ſich von der boͤſen Geſellſchafft loßreißt, ſo bald
es der Wohlſtand verſtatten will.
§. 14. Der Herr Hofrath Nemritz recomman-
dirt einem jungen Cavalier, daß er in fremden Laͤn-
dern Bekandtſchafft in mittelmaͤßig vornehmen
Haͤußern ſuchen ſoll. Jn dieſen Haͤuſern hat man
ein wenig mehr Freyheit, und man ſiehet daſelbſt
nicht ſo gar genau auf alle Kleinigkeiten, inzwiſchen
wenn es Leute ſind, die wohl zu leben wiſſen, hoͤret
und ſiehet man doch ebenfalls vieles bey ihnen, und
weiß man ſich zu inſinuiren, ſo erweiſen ſie einen
tauſend Hoͤflichkeiten, man wird auch nachgehends
immer geſchickter in vornehme Geſellſchafften in-
troducirt zu werden.
§. 15. Ein junger Menſch hat Urſache eine ſehr
kluge und behutſame Conduite auf den Aſſemble-
en zu erweiſen. Die Fehler, die einer auf einer oͤf-
fentlichen Geſellſchafft begehet, geſchehen in dem
Geſicht aller derer, an deren Urtheil uns am meiſten
gelegen, die Hoͤhern machen ſich nachgehends einen
ſchlimmen Eindruck von eines Perſon, und es wird
eine lange Zeit oder eine darauf folgende ſehr ruͤhm-
liche Conduite erfordert, bevor der durch einen gro-
ben Fehler zugezogene Schandfleck wieder getil-
get werden ſoll.
§. 16. Bevor man eine oͤffentl. große Geſellſchafft
beſucht, muß man ſich entweder bey demjenigen, bey
dem die Aſſemblee angeſtellt wird, haben melden
laſſen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/415>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.