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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. VI. Capitul.
nach Erforderung der göttlichen Gesetze gegen das
Frauenzimmer auszuüben, sie mag nun nach einer
allgemeinen Hochachtung gegen alle, mit denen
man umzugehen hat, oder nach einer gantz beson-
dern Vertraulichkeit gegen ein eintzig Frauenzim-
mer, mit der man sich Lebenslang zu verbinden
gedenckt, erfüllet werden, so habe ich nichts dabey zu
erinnern, ich halte aber doch davor, daß der Autor
besser gethan, da er zumahl von einer gewaltsamen
Neigung redet, wenn er seine Sätze mehr einge-
schränckt, und sich deulicher erklähret hätte.

§. 6. Mit einer Liebes-Erklährung, dafern er
nicht gesonnen, solche nach der besten Uberlegung
und wohl bedächtig an ein Frauenzimmer zu thun,
halte ein junger Cavalier ja an sich, und vermei-
de auch in seinen Discoursen alle Redens-Arten,
die dahin ausgedeutet werden möchten, oder sonst
einige Verwandtschafft damit haben. Jst ihr
diese Erklärung unangenehm, so unterwirfft er sich
mancherley wiedrigen Urtheilen, die er sich über den
Hals ziehet; er zeiget seine Schwäche, und wird
vor einen verliebten Haasen geachtet, zumahl, wenn
er andern Frauenzimmer mehr dergleichen Erkläh-
rungen gethan. Wird seine Passion an einem
Orte kund, so finden sich nachgehends gar bald lo-
se Leute, die sich zu ihrem Vergnügen seiner Blöße
bedienen. Findet aber ein Frauenzimmer bey
seiner Liebes-Erklärung ihre Rechnung, und sie läst
sich dieselbe gefallen, so kan er sich durch seine Un-
vorsichtigkeit gar leicht eine solche Verbindung zu-

ziehen,

II. Theil. VI. Capitul.
nach Erforderung der goͤttlichen Geſetze gegen das
Frauenzimmer auszuuͤben, ſie mag nun nach einer
allgemeinen Hochachtung gegen alle, mit denen
man umzugehen hat, oder nach einer gantz beſon-
dern Vertraulichkeit gegen ein eintzig Frauenzim-
mer, mit der man ſich Lebenslang zu verbinden
gedenckt, erfuͤllet werden, ſo habe ich nichts dabey zu
erinnern, ich halte aber doch davor, daß der Autor
beſſer gethan, da er zumahl von einer gewaltſamen
Neigung redet, wenn er ſeine Saͤtze mehr einge-
ſchraͤnckt, und ſich deulicher erklaͤhret haͤtte.

§. 6. Mit einer Liebes-Erklaͤhrung, dafern er
nicht geſonnen, ſolche nach der beſten Uberlegung
und wohl bedaͤchtig an ein Frauenzimmer zu thun,
halte ein junger Cavalier ja an ſich, und vermei-
de auch in ſeinen Diſcourſen alle Redens-Arten,
die dahin ausgedeutet werden moͤchten, oder ſonſt
einige Verwandtſchafft damit haben. Jſt ihr
dieſe Erklaͤrung unangenehm, ſo unterwirfft er ſich
mancherley wiedrigen Urtheilen, die er ſich uͤber den
Hals ziehet; er zeiget ſeine Schwaͤche, und wird
vor einen verliebten Haaſen geachtet, zumahl, wenn
er andern Frauenzimmer mehr dergleichen Erklaͤh-
rungen gethan. Wird ſeine Paſſion an einem
Orte kund, ſo finden ſich nachgehends gar bald lo-
ſe Leute, die ſich zu ihrem Vergnuͤgen ſeiner Bloͤße
bedienen. Findet aber ein Frauenzimmer bey
ſeiner Liebes-Erklaͤrung ihre Rechnung, und ſie laͤſt
ſich dieſelbe gefallen, ſo kan er ſich durch ſeine Un-
vorſichtigkeit gar leicht eine ſolche Verbindung zu-

ziehen,
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[366/0386] II. Theil. VI. Capitul. nach Erforderung der goͤttlichen Geſetze gegen das Frauenzimmer auszuuͤben, ſie mag nun nach einer allgemeinen Hochachtung gegen alle, mit denen man umzugehen hat, oder nach einer gantz beſon- dern Vertraulichkeit gegen ein eintzig Frauenzim- mer, mit der man ſich Lebenslang zu verbinden gedenckt, erfuͤllet werden, ſo habe ich nichts dabey zu erinnern, ich halte aber doch davor, daß der Autor beſſer gethan, da er zumahl von einer gewaltſamen Neigung redet, wenn er ſeine Saͤtze mehr einge- ſchraͤnckt, und ſich deulicher erklaͤhret haͤtte. §. 6. Mit einer Liebes-Erklaͤhrung, dafern er nicht geſonnen, ſolche nach der beſten Uberlegung und wohl bedaͤchtig an ein Frauenzimmer zu thun, halte ein junger Cavalier ja an ſich, und vermei- de auch in ſeinen Diſcourſen alle Redens-Arten, die dahin ausgedeutet werden moͤchten, oder ſonſt einige Verwandtſchafft damit haben. Jſt ihr dieſe Erklaͤrung unangenehm, ſo unterwirfft er ſich mancherley wiedrigen Urtheilen, die er ſich uͤber den Hals ziehet; er zeiget ſeine Schwaͤche, und wird vor einen verliebten Haaſen geachtet, zumahl, wenn er andern Frauenzimmer mehr dergleichen Erklaͤh- rungen gethan. Wird ſeine Paſſion an einem Orte kund, ſo finden ſich nachgehends gar bald lo- ſe Leute, die ſich zu ihrem Vergnuͤgen ſeiner Bloͤße bedienen. Findet aber ein Frauenzimmer bey ſeiner Liebes-Erklaͤrung ihre Rechnung, und ſie laͤſt ſich dieſelbe gefallen, ſo kan er ſich durch ſeine Un- vorſichtigkeit gar leicht eine ſolche Verbindung zu- ziehen,

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/386>, abgerufen am 25.11.2024.