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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von dem Umgang mit Frauenzimmer.
zimmer an, das in der That ehrlich ist, und er kan
dabey seine Affection in Zaum halten, so schlage
er deren Bekandtschafft nicht aus, indem man ih-
nen zu gefallen sucht, so wird man poli, und man
lernt vieles, es muß aber auch diese Bekandtschafft
menagirt werden. Sie nehmen viel Zeit weg, die
man nützlicher anwenden kan, insonderheit wenn
das Frauenzimmer das Spiel liebt. Senault dans
le Monarque
sagt: Les femmes croyent, que
c'est en leur Conversation, que les hommes se
polissent, & qu'ils sont rudes & Sauvayes, s'ils
n'ont acquis de la douceur aupris d'eller: Il
y'a queque chose de veritable dans ce sentiment,
& il faut toutes d'accord, qu'un homme, qui
n'a jamais converse avec les femmes, n'a pas
l'air si doux, ni l'esprit meme si delicat, que
ceux, qui ont eu plus de conversation, avec ce
sexe, qui fait au jugement d'un grand homme la
plus belle moitie du monde.

§. 3. Der berühmte Frantzösische Minister, der
Herr von Callieris, zeiget in seinem Staats-erfahr-
nen Abgesandten, auf was vor Art die Dames in
die Staats-Affairen einen sehr grossen Einfluß ha-
ben, und daß daher auch einem Staats-Mann der
Umgang mit ihnen sehr zuträglich sey, wenn er
pag. 32 schreibet: Verstatten die Gewohnheiten
des Landes, darinnen man sich befindet, daß man
mit Damen frey umgehen kan, so soll man nicht
versäumen sich selbige günstig zu machen. Sol-
ches kan geschehen, wenn er ihre Lust zu befördern

sucht,

Von dem Umgang mit Frauenzimmer.
zimmer an, das in der That ehrlich iſt, und er kan
dabey ſeine Affection in Zaum halten, ſo ſchlage
er deren Bekandtſchafft nicht aus, indem man ih-
nen zu gefallen ſucht, ſo wird man poli, und man
lernt vieles, es muß aber auch dieſe Bekandtſchafft
menagirt werden. Sie nehmen viel Zeit weg, die
man nuͤtzlicher anwenden kan, inſonderheit wenn
das Frauenzimmer das Spiel liebt. Senault dans
le Monarque
ſagt: Les femmes croyent, que
c’eſt en leur Converſation, que les hommes ſe
poliſſent, & qu’ils ſont rudes & Sauvayes, ſ’ils
n’ont acquis de la douceur aupris d’eller: Il
y’a quêque choſe de veritable dans ce ſentiment,
& il faut toutes d’accord, qu’un homme, qui
n’a jamais converſè avec les femmes, n’a pas
l’air ſi doux, ni l’eſprit même ſi delicat, que
ceux, qui ont eu plus de converſation, avec ce
ſexe, qui fait au jugement d’un grand homme la
plus belle moitié du monde.

§. 3. Der beruͤhmte Frantzoͤſiſche Miniſter, der
Herr von Callieris, zeiget in ſeinem Staats-erfahr-
nen Abgeſandten, auf was vor Art die Dames in
die Staats-Affairen einen ſehr groſſen Einfluß ha-
ben, und daß daher auch einem Staats-Mann der
Umgang mit ihnen ſehr zutraͤglich ſey, wenn er
pag. 32 ſchreibet: Verſtatten die Gewohnheiten
des Landes, darinnen man ſich befindet, daß man
mit Damen frey umgehen kan, ſo ſoll man nicht
verſaͤumen ſich ſelbige guͤnſtig zu machen. Sol-
ches kan geſchehen, wenn er ihre Luſt zu befoͤrdern

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[363/0383] Von dem Umgang mit Frauenzimmer. zimmer an, das in der That ehrlich iſt, und er kan dabey ſeine Affection in Zaum halten, ſo ſchlage er deren Bekandtſchafft nicht aus, indem man ih- nen zu gefallen ſucht, ſo wird man poli, und man lernt vieles, es muß aber auch dieſe Bekandtſchafft menagirt werden. Sie nehmen viel Zeit weg, die man nuͤtzlicher anwenden kan, inſonderheit wenn das Frauenzimmer das Spiel liebt. Senault dans le Monarque ſagt: Les femmes croyent, que c’eſt en leur Converſation, que les hommes ſe poliſſent, & qu’ils ſont rudes & Sauvayes, ſ’ils n’ont acquis de la douceur aupris d’eller: Il y’a quêque choſe de veritable dans ce ſentiment, & il faut toutes d’accord, qu’un homme, qui n’a jamais converſè avec les femmes, n’a pas l’air ſi doux, ni l’eſprit même ſi delicat, que ceux, qui ont eu plus de converſation, avec ce ſexe, qui fait au jugement d’un grand homme la plus belle moitié du monde. §. 3. Der beruͤhmte Frantzoͤſiſche Miniſter, der Herr von Callieris, zeiget in ſeinem Staats-erfahr- nen Abgeſandten, auf was vor Art die Dames in die Staats-Affairen einen ſehr groſſen Einfluß ha- ben, und daß daher auch einem Staats-Mann der Umgang mit ihnen ſehr zutraͤglich ſey, wenn er pag. 32 ſchreibet: Verſtatten die Gewohnheiten des Landes, darinnen man ſich befindet, daß man mit Damen frey umgehen kan, ſo ſoll man nicht verſaͤumen ſich ſelbige guͤnſtig zu machen. Sol- ches kan geſchehen, wenn er ihre Luſt zu befoͤrdern ſucht,

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/383>, abgerufen am 26.11.2024.