mitmachen, wozu sie eingeladen würden, ob sie schon ihre Schande hierbey an Tag legen solten. Sie wollen mitschießen, ob sie schon sonst fast kein Ge- wehr in die Hand genommen; sie wollen mit Bi- liard spielen, den Volanten schlagen, ob sie wohl in dergleichen über die Maßen ungeübt, u. s. w.
§. 17. Hat ein junger Cavalier die Gnade, an die Fürstliche Tafel gezogen zu werden, so muß er sich vorhero informiren, oder auch hernach Acht haben, ob es daselbst gewöhnlich und erlaubt, laut zu sprechen, oder ob es dabey gantz stille zugehe, und sich hierinne nach der Observanz und dem Hu- meur der Herrschafft zu richten wissen. Bey ei- nigen Fürstlichen Tafeln wird sehr wenig gespro- chen, an andern hingegen gantz frey discourirt, und Fürstliche Herrschafften sehen es bißweilen gantz gerne, wenn ein Fremder, der vernünfftig zu spre- chen weiß, sie auf eine anständige Weise mit Ge- sprächen bey der Tafel unterhält. Man muß hier- bey wohl wahrnehmen, ob die Herrschafft en hu- meur sey selbst zu discouriren, oder den Discours anzuhören, ingleichen ob sie sich in ihren Reden an uns oder an andere adressirt, befragt sie uns etwas, und wir haben eine gnugsame Erkänntniß von ei- ner Sache, so können wir den Discours eine Zeit- lang fortsetzen, so lange wir mercken, daß es der Herrschafft gelegen, doch müssen wir auch wissen aufzuhören, daß es nicht scheine, als ob wir an un- sern eigenen Reden einen allzugroßen Gefallen hät- ten. Je mehr Wissenschafft wir in diesem oder je-
nem
I. Theil. VII. Capitul.
mitmachen, wozu ſie eingeladen wuͤrden, ob ſie ſchon ihre Schande hierbey an Tag legen ſolten. Sie wollen mitſchießen, ob ſie ſchon ſonſt faſt kein Ge- wehr in die Hand genommen; ſie wollen mit Bi- liard ſpielen, den Volanten ſchlagen, ob ſie wohl in dergleichen uͤber die Maßen ungeuͤbt, u. ſ. w.
§. 17. Hat ein junger Cavalier die Gnade, an die Fuͤrſtliche Tafel gezogen zu werden, ſo muß er ſich vorhero informiren, oder auch hernach Acht haben, ob es daſelbſt gewoͤhnlich und erlaubt, laut zu ſprechen, oder ob es dabey gantz ſtille zugehe, und ſich hierinne nach der Obſervanz und dem Hu- meur der Herrſchafft zu richten wiſſen. Bey ei- nigen Fuͤrſtlichen Tafeln wird ſehr wenig geſpro- chen, an andern hingegen gantz frey diſcourirt, und Fuͤrſtliche Herrſchafften ſehen es bißweilen gantz gerne, wenn ein Fremder, der vernuͤnfftig zu ſpre- chen weiß, ſie auf eine anſtaͤndige Weiſe mit Ge- ſpraͤchen bey der Tafel unterhaͤlt. Man muß hier- bey wohl wahrnehmen, ob die Herrſchafft en hu- meur ſey ſelbſt zu diſcouriren, oder den Diſcours anzuhoͤren, ingleichen ob ſie ſich in ihren Reden an uns oder an andere adreſſirt, befragt ſie uns etwas, und wir haben eine gnugſame Erkaͤnntniß von ei- ner Sache, ſo koͤnnen wir den Diſcours eine Zeit- lang fortſetzen, ſo lange wir mercken, daß es der Herrſchafft gelegen, doch muͤſſen wir auch wiſſen aufzuhoͤren, daß es nicht ſcheine, als ob wir an un- ſern eigenen Reden einen allzugroßen Gefallen haͤt- ten. Je mehr Wiſſenſchafft wir in dieſem oder je-
nem
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I. Theil. VII. Capitul.
mitmachen, wozu ſie eingeladen wuͤrden, ob ſie ſchon
ihre Schande hierbey an Tag legen ſolten. Sie
wollen mitſchießen, ob ſie ſchon ſonſt faſt kein Ge-
wehr in die Hand genommen; ſie wollen mit Bi-
liard ſpielen, den Volanten ſchlagen, ob ſie wohl in
dergleichen uͤber die Maßen ungeuͤbt, u. ſ. w.
§. 17. Hat ein junger Cavalier die Gnade, an
die Fuͤrſtliche Tafel gezogen zu werden, ſo muß er
ſich vorhero informiren, oder auch hernach Acht
haben, ob es daſelbſt gewoͤhnlich und erlaubt, laut
zu ſprechen, oder ob es dabey gantz ſtille zugehe,
und ſich hierinne nach der Obſervanz und dem Hu-
meur der Herrſchafft zu richten wiſſen. Bey ei-
nigen Fuͤrſtlichen Tafeln wird ſehr wenig geſpro-
chen, an andern hingegen gantz frey diſcourirt, und
Fuͤrſtliche Herrſchafften ſehen es bißweilen gantz
gerne, wenn ein Fremder, der vernuͤnfftig zu ſpre-
chen weiß, ſie auf eine anſtaͤndige Weiſe mit Ge-
ſpraͤchen bey der Tafel unterhaͤlt. Man muß hier-
bey wohl wahrnehmen, ob die Herrſchafft en hu-
meur ſey ſelbſt zu diſcouriren, oder den Diſcours
anzuhoͤren, ingleichen ob ſie ſich in ihren Reden an
uns oder an andere adreſſirt, befragt ſie uns etwas,
und wir haben eine gnugſame Erkaͤnntniß von ei-
ner Sache, ſo koͤnnen wir den Diſcours eine Zeit-
lang fortſetzen, ſo lange wir mercken, daß es der
Herrſchafft gelegen, doch muͤſſen wir auch wiſſen
aufzuhoͤren, daß es nicht ſcheine, als ob wir an un-
ſern eigenen Reden einen allzugroßen Gefallen haͤt-
ten. Je mehr Wiſſenſchafft wir in dieſem oder je-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/232>, abgerufen am 24.11.2024.
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